Ramsberg/Heuberg
Weit ist der Weg zum Wasser: Südmittelfranken hilft der trockenen Main-Region

Badevergnügen am Brombachsee trotz größerem Strand ungetrübt

28.07.2022 | Stand 28.07.2022, 17:12 Uhr

Wanderung bis zum Wasser: Am Brombachsee wird der Strand derzeit immer breiter, weil Wasser in Rednitz, Regnitz und Main abgeleitet wird, um den wasserarmen Norden Bayerns zu unterstützen. Foto: dpa

Von Viola De Geare

Bei dem momentanen Sommerwetter präsentiert sich das Strandleben an den Badestellen im Fränkischen Seenland derzeit in Reinkultur. Am Brombachsee wird der Strand im Moment sogar noch breiter – das hat zwar auch mit der Hitze zu tun, allerdings ist die Vergrößerung des Strand-Boulevards in Ramsberg keine touristische Maßnahme.



Grund ist, dass die trockene Main-Region über den Brombachsee mit dringend benötigtem Wasser versorgt wird. Die Fränkischen Seen sind teil des gigantischen Wasser-Überleitungssystems von Süd- nach Nordbayern. Im Winter, wenn Donau und Altmühl Hochwasser führen, wird der Brombachsee komplett gefüllt und das Wasser über diesen Weg abgeleitet, so dass im Altmühlgebiet keine Hochwasser-Schäden entstehen.

Das Wasser der Donau wird direkt über den Rhein-Main-Donau-Kanal nach Norden in den Rothsee geleitet, dieser fungiert als Pufferspeicher, so dass das Wasser in Richtung Norden gleichmäßig abgegeben werden kann.

Donauwasser-Überleitung gen Main unterbrochen

Wegen der Trockenheit konnte bis Anfang dieser Woche schon seit geraumer Weile kein Wasser aus der Donau mehr entnommen und in Richtung Norden geleitet werden. Damit nun Rednitz, Regnitz und Main nicht plötzlich trockenfallen, weil die eigene Wassermenge so gering ist und von der Donau keines mehr nachfließt, wurde seit Mitte Juli nun der Brombachsee angezapft. Die Ableitungsmenge wurde seither stetig gesteigert. Anfang der Woche wurden rund 10.000 Liter pro Sekunde zusätzlich zum normalen See-Durchfluss von 300 Litern pro Sekunde abgegeben, wie Roland Rösler, der stellvertretende Leiter des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, berichtet. Im See machte sich das mit einem sinkenden Wasserspiegel von rund zehn Zentimetern täglich bemerkbar. „Wenn es weiter so trocken bleibt und es in der Donauregion nicht regnet, müssen wir die Entnahme wieder etwas drosseln, damit wir länger Wasser zur Verfügung haben“, erklärte Rösler noch Anfang der Woche. Zum Glück kündige sich derzeit im Alpenraum schon wieder etwas Regen an: „Wir studieren täglich die Wetterkarten.“ Denn wenn es wieder regnen sollte, dann läuft wieder die Donauwasser-Überleitung über den Main-Donau-Kanal und den Rothsee.

Und es regnete. Bei erneuter Nachfrage bei Rösler am Donnerstag konnte er dann schon melden, dass die Donau wieder mehr Wasser geführt hatte, so dass stattdessen der Rothsee aufgefüllt werden konnte, allerdings nur von Mittwoch bis Donnerstagvormittag. Stand Donnerstag wurden dann aus dem Rothsee rund 3000 Liter pro Sekunde abgegeben, damit er wieder auf Normalstand kommt, aus dem Brombachsee dafür nur noch 8000 Liter pro Sekunde.

Gutes Haushalten für Bade-Tourismus wichtig

Der Pegel sinkt damit am Brombachsee zwar langsamer, aber er sinkt und wird auch niedriger bleiben, denn richtig aufgefüllt werden kann er erst bei Hochwasser im Herbst und Winter wieder. Bis dahin wird weiter Wasser abgegeben. Denn der Norden hat das dringend nötig. Es geht dabei nicht nur um die Main-Schifffahrt, die bei zu niedrigem Pegel nicht mehr genug Wasser unter dem Kiel hat, sondern auch um Landwirtschaft und Unternehmen, die Wasser für Beregnung, Produktion oder Kühlung entnehmen. Nicht zuletzt geht es um die Ökologie. Denn wenn zu wenig Wasser fließt, sinkt auch der Sauerstoffgehalt im Wasser – für Fische kann das im schlimmsten Fall den Tod bedeuten.

Bis der Brombachsee an sein Limit stößt, dauert es noch eine Weile. Die Winterfüllung, also der Maximal-Pegel des Sees, liegt bei 411,50 Metern über Normal Null (NN), derzeit nähert sich der Pegel 408,60 Metern über NN. „Das Geschick des Teams, das die Überleitung steuert, liegt darin, dass sie mit dem Wasser im Brombachsee gut haushalten müssen, auch um den Tourismus weiter möglich zu machen“, erklärt Rösler.

Klimawandel macht Strand künftig öfter größer

Die Badegäste haben noch immer genug Wasser zur Verfügung. „Der Strand ist zwar jetzt etwas breiter, aber die Wasserfläche ist immer noch gigantisch. Für das Freizeitvergnügen bleibt noch genügend Wasser übrig“, erklärt Rösler mit einem Augenzwinkern. Ohnehin sei der See dafür ausgelegt, dass der Wasserstand schwanke. Die Bootsanleger und Stege seien alle auf Ponton-Basis, so dass sie mit dem sinkenden Pegel mitwandern. Das wird auch künftig kein seltenes Bild bleiben: „Ich glaube, dass wir in Zukunft öfter mit solchen Wetterlagen rechnen müssen. Insofern können wir froh sein, dass es dieses Überleitungssystem gibt und der Norden so versorgt werden kann.“