Pflanzen am Wege mit Kreide markieren
Was zwischen den Pflasterfugen im Landkreis Roth wächst

26.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:24 Uhr

So schaut es dann auf den Wegen aus. Foto: BN

Die #Krautschau ist eine Mitmachaktion, die das Bewusstsein für unsere wilden Pflanzen in der Stadt und im Siedlungsbereich stärken soll. Dabei werden Pflanzen, die zwischen Pflasterfugen oder Mauerritzen wachsen, bestimmt und mit Kreide markiert. Die Aktion wird bayernweit durch den Bund Naturschutz (BN) begleitet.



Was wächst eigentlich zwischen unseren Pflasterfugen und Mauerritzen? Die wenigsten Menschen wissen das. „In den Pflaster-Ritzen der Wege, Plätze und Mauern im Siedlungsbereich wachsen jede Menge Wildpflanzen, die sehr wichtig für uns sind“, erklärt Richard Radle, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Roth. Die grünen Fugen seien nämlich nicht nur schön, „sie nehmen auch Regenwasser auf und binden Staub“. Jede Pflanze trage zur Artenvielfalt bei und ihre Blüten lieferten Nektar und Pollen für Insekten. Die Pflanzenwurzeln schafften winzige Mikrohabitate, in denen Asseln, Würmer, Weberknechte, Spinnen, Käfer und Schnecken leben, die dann Nahrung für Vögel und Igel sind. Aus diesem Grund ruft der BN auch in diesem Jahr wieder zur #Krautschau auf. „Die Aktion soll auch diesen oft übersehenen und bekämpften Wildpflanzen in unserer direkten Nachbarschaft eine Stimme geben“, so Radle. „Wir werben dafür, diese Pflanzen wachsen zu lassen.“

Pflanzen können kleinste Ritzen und Fugen nutzen

Versiegelte Flächen sind an sich lebensfeindlich und sollten weitgehend vermieden werden. Aber selbst hier können einige Pflanzen kleinste Ritzen und Fugen nutzen und unter diesen Extrembedingungen überleben. Die #Krautschau will sie sichtbarer machen. Und so geht’s: Bei einem Spaziergang werden die entdeckten Fugen-Pflanzen bestimmt und mit Kreide beschriftet. Helfen können dabei Bestimmungsbücher und die kostenlose Smartphone-App FloraIncognita nutzen. „Mit diesem Straßengraffiti werden dann auch andere Menschen auf die wilde Schönheit am Straßenrand aufmerksam – zumindest bis zum nächsten Regen“, so Radle. Und das Beste daran: Es macht nicht nur Spaß, man wird bereits nach kurzer Zeit zum richtigen Artenkenner. Aber Achtung: Sicherheit geht vor. Der BN bittet alle Teilnehmer, keine Pflanzen an befahrenen Straßen zu bestimmen.

Die #Krautschau ist eine Aktion, die das ganze Jahr durchgeführt werden kann. Zusätzlich lädt die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung gemeinsam mit dem BN in Bayern in diesem Jahr zu bundesweiten Aktionstagen ein. Diese gehen noch bis zu diesem Sonntag. Wer sich an lokalen Aktionen beteiligen möchte, kann sich gerne an die Geschäftsstelle der BN-Kreisgruppe Roth wenden.

Krautschau-Challenge in der App Flora Incognita

„Je mehr Aufmerksamkeit die Pflanzen bekommen, umso besser. Vielleicht schaffen wir es dadurch, mehr Menschen für die Natur zu begeistern“, erklärt Radle. Die Pflanzenbestimmungs-App Flora Incognita bietet im Aktionszeitraum bis 28. Mai eine eigene Krautschau-Challenge an, bei der man je nach Zahl gefundener Arten Abzeichen erhält.

Um mehr Bewusstsein für unsere Wildpflanzen auf Gehwegen zu schaffen, hatte der französische Botaniker Boris Presseq bereits 2019 den Einfall, Mauerritzen- und Pflasterfugenpflanzen zu bestimmen und deren Namen mit Kreide auf Straßen zu schreiben.

HK