Mit der Spendenaktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ helfen der DONAUKURIER und seine Heimatzeitungen auch heuer wieder vielen Menschen in der Region. Als dritte von insgesamt vier Institutionen wird in diesem Jahr Regens Wagner in Zell gefördert. Dort geht es ganz konkret darum, zwei Therapiepferde zu finanzieren.
Seit 30 Jahren schon gibt es in Zell das Projekt „Therapeutisches Reiten“. Wie Einrichtungsleiterin Heike Klier und Pressereferentin Claudia Pößnicker schildern, sind die Erfolge, die damit bei den mehrfachbehinderten Klienten allen Alters erzielt werden können, immer aufs Neue völlig frappierend. Der Umgang mit den Pferden hilft bei allen nur denkbaren körperlichen oder psychischen Einschränkungen, oft schwerster Art. Es ist ein in jeder Hinsicht ganzheitliches Angebot.
In diesem Jahr leider zwei treue Tiere verloren
Zell hat in seiner Stallanlage Platz für sechs Pferde. Doch in diesem Jahr musste man sich von zwei der treuen Tiere verabschieden: Das eine war hochbetagt und musste letztlich eingeschläfert werden, das andere wurde Opfer einer schlimmen Kolik. Es bleiben damit derzeit noch das kleine weiße Pony „Franzi“, die Tinkerstute „Cookie“, der Fuchs „Walor“ und der Konik „Max“, und alle vier sind quasi ständig im heilpädagogischen Einsatz. Das ist für das Quartett zu viel. Ersatz für die beiden gestorbenen Tiere ist dringend nötig.
Das ist leider nicht so einfach, musste Heike Klier feststellen. „Der Markt für Pferde ist gerade leergefegt.“ Die Preise, wenn man denn überhaupt zum Zug kommt, haben sich in den letzten beiden Jahren glatt verdoppelt. Da kommt man durchaus an die 7000-Euro-Marke für ein Tier. Und Regens Wagner muss nicht nur ein Pferd finden, das „preislich im Rahmen ist“, sondern insbesondere eines, das sich von seinem Wesen her für die therapeutische Arbeit eignet. Es müssen extrem gutmütige, geduldige, nervenstarke und ausdauernde Tiere sein. Und körperlich belastbar müssen sie auch sein, nicht jeder Behinderte ist ein Leichtgewicht. Etwa 300 Klienten von Zell samt seinen Außenwohngruppen gibt es, die das Angebot nutzen können. „Die Nachfrage ist sehr, sehr groß“, sagt Heike Klier. „Momentan können wir den Bedarf wirklich nicht decken.“ Dabei hatte sich nicht zuletzt in der Corona-Zeit das Thema Reiten als enorm wichtig erwiesen: Da war eine Therapie, bei der einzeln und unter freiem Himmel die sonst harten Kontaktbeschränkungen nicht griffen. „Das war für viele wieder ein Stück Normalität“, sagt Klier, die auch jetzt oft Anfragen aus den Wohngruppen bekommt: „Wann darf ich endlich wieder aufs Pferd?“
Plötzliche Entspannung bei spastischer Lähmung
Dabei geht es in vielen Fällen gar nicht ums Reiten selbst, sondern einfach nur um die Beziehung zum Pferd. Für viele reicht es vollkommen aus, ein Pferd bei einem Spaziergang am Halfter führen zu dürfen, sich anlehnen zu dürfen, die Nähe und Wärme der sanften Tiere zu spüren, sei es nun ein kleines Pony oder ein großer, kräftiger Kaltblüter. Als Beispiel erzählt Heike Klier von einem Kind, das wegen seiner Behinderung nicht einmal sitzen konnte – was sich zur allgemeinen Überraschung wegen eines Pferdes änderte: Das Kind wollte das Tier unbedingt streicheln – und entwickelte für diesen Wunsch offenbar ungeahnte Energien: ein Therapie-Wunder. Auch bei spastischen Lähmungen geschehe das immer wieder, sagt Klier: „Manche entspannen sich da plötzlich, haben eine ganz andere Körperhaltung. Das passiert unterbewusst.“ Und oft schon nach ganz kurzer Zeit.
Ob es nun eine mentale, körperliche oder seelische Behinderung sei: In allen Fällen sei die Therapie mit den Pferden wertvoll. „Täglich ist zu erleben, wie viel Freude die Therapiepferde den vielen Menschen bereiten.“ Kurzum, so Klier: „Das ist einfach ein tolles, wichtiges Angebot – das wir hoffentlich mithilfe von Spenden weiter aufrechterhalten können.“
Denn vom Kostenträger werde der Kauf von Pferden ebenso wenig refinanziert wie das immer teurer werdende Futter und die seit kurzem massiv gestiegenen Tierarztkosten.
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