Hilpoltstein
„Vorweihnacht der guten Herzen“: Rother Tafel dringend auf Spenden angewiesen

07.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:19 Uhr

Alle Hände voll zu tun hat das Team der Hilpoltsteiner Ausgabestelle der „Rother Tafel“ im AWO-Sozial-Kompetenzzentrum. Foto: Tschapka

Alle Jahre wieder… sammelt die Spendenaktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ des DONAUKURIER und seiner Heimatzeitungen Geld für Menschen, denen es nicht so gut geht. Vier Projekte werden im Landkreis Roth bedacht und hier vorgestellt, als zweites ist die Rother Tafel mit ihrer Ausgabestelle in Hilpoltstein an der Reihe.





Jeden Mittwoch versorgt das Team der Tafel in der Hilpoltsteiner St. Jakob-Straße im AWO-Kompetenzzentrum die rund 70 Stammkunden der Tafel mit Lebensmitteln. Registriert sind 165 Haushalte. Rund 50 Ehrenamtliche gehören zum Kreis der Freiwilligen, die sich hier engagieren. 32 von ihnen helfen bei der Ausgabe mit, 19 sind als Fahrer unterwegs und holen die zumeist gespendeten Lebensmittel bei den Supermärkten im ganzen Landkreis ab.

Weitere Informationen zur „Vorweihnacht der guten Herzen“ finden Sie auch unserer Sonderseite

Das Team teilt sich so auf, dass jeder regelmäßig an der Reihe ist, berichtet Lothar Pauli, der die Ausgabe in Hilpoltstein leitet. Er hat den Posten vor zwei Jahren übernommen, weil er als Rentner lieber helfen möchte, statt zuhause auf dem Sofa zu sitzen. Denn die Kunden der Tafel sind auf das Engagement der Freiwilligen angewiesen. Hinter den 70 Haushalten stehen bis zu 135 Personen, die wöchentlich versorgt werden. Darunter sind Rentner, die nur eine kleine Rente haben, die kaum zum Leben reicht, Geringverdiener, Alleinerziehende, Menschen, die ihren Partner und so ein zweites Einkommen verloren haben, oder Menschen, die wegen einer Erkrankung nicht arbeiten können. Jeder hat sein eigenes Schicksal, berichtet Lothar Pauli, kaum einer hat es selbst verschuldet. Brauchen können alle diese Hilfe.

Die Hälfte der Haushalte sind derzeit ukrainisch

Unter den 70 Haushalten sind seit einer Weile auch 35 ukrainische Haushalte, also aktuell die Hälfte, die regelmäßig zur Tafel kommen. Über abschätzige Kommentaren wegen der SUVs mancher Ukrainer kann Lothar Pauli nur den Kopf schütteln: „Auch in der Ukraine gab es eine Mittelschicht, die sich solche Autos leisten konnte. Heute ist das oft das Einzige, was ihnen geblieben ist.“

Die Lebensmittel, die die Ehrenamtlichen verteilen, erhält die Tafel normalerweise auf Spendenbasis von Supermärkten. Es handelt sich um Ware, die noch gut ist, aber von den Supermärkten nicht mehr verkauft werden kann, etwa weil das Mindesthaltbarkeitsdatum beim Joghurt fast erreicht ist, oder schon einige welke Blätter am Salat sind. Auch zu großes, zu kleines oder unförmig gewachsenes Gemüse erhält die Tafel von einem Gärtnerei-Betrieb.

Zum Glück immer wieder Lebensmittelspenden

Vor dem Verkauf werden die Lebensmittel vom Team der Tafel noch einmal überprüft und sortiert. Aber die Mengen, die bei den Supermärkten abgeholt werden können, sinken seit einiger Zeit. Besonders Molkerei-Produkte wie Joghurt, Milch und Sahne seien momentan sehr schwer zu bekommen, berichtet Pauli. „Auch die Supermärkte kalkulieren durch die Preissteigerungen deutlich knapper.“ Da bleibe weniger für die Tafel. Zum Glück gebe es immer wieder Lebensmittelspenden.

Erst kürzlich habe der Geschäftsführer einer Firma aus dem Landkreis Waren im Wert von rund 2000 Euro vom Lebensmittel-Großhändler Metro gespendet, auch aus dem Spendentopf des Landrats fließe immer wieder Geld für Lebensmittel an die Tafel. Lebensmittel, für die Pauli sehr dankbar ist. Aber das sei oft nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn alles werde teurer und auch die Tafel habe Fixkosten: die Kosten für die Raummiete in der Ausgabestelle, den Strom für die Kühlung, den Sprit für die Abhol-Fahrten.

Hier hat Lothar Pauli immerhin eine gute Nachricht. „Wir konnten, finanziert durch die Werbung, unter anderem von Hilpoltsteiner Firmen, ein E-Auto anschaffen.“ Auf dem Auto sind die Sponsoren mit Logo abgebildet, dadurch werden die Anschaffungskosten finanziert. Es handelt es sich um einen ABE-Kleintransporter mit 170 Kilometern Reichweite, der stolze 700 Kilogramm Zuladung erlaubt. Dadurch fallen einerseits die Spritkosten weg, zum anderen haben die Hilpoltsteiner Fahrer ein Fahrzeug, das vor Ort steht und nicht erst in Roth abgeholt werden muss.

Diese Neuerung erleichtere zwar so manches, Lothar Pauli glaubt aber, dass sich die knappe Versorgungs-Situation bei der Tafel weiter verschärft. Er rechnet mit einem erneuten Zustrom ukrainischer Geflüchteter, die dann gleichfalls von der Tafel versorgt werden müssten. Die Helfer jedenfalls tun jeden Mittwoch ihr Möglichstes, um alle Kunden gut zu versorgen.

Immer mittwochs ab 13.30 Uhr ist in Hilpoltstein Ausgabe. Kommen kann jeder, der es nötig hat. Als Berechtigungs-Nachweis sollten Neukunden einen SGB-II-Nachweis, Lohn-Abrechnungen, Rentenbescheide oder ähnliche Dokumente mitbringen. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Vereins unter www.rother-tafel.de.

HK