Landkreis Roth
Vortrag von Kreisheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl: Mit der Gebietsreform 1972 war es noch lange nicht getan

13.10.2022 | Stand 13.10.2022, 17:22 Uhr

Das heutige Bild des Landkreises Roth mit seinen 16 Städten, Märkten und Gemeinden wurde gleich bei der Gebietsreform 1972 noch nicht geschaffen. Die jetzige Struktur brachte erst 1998 die Gründung der selbstständigen Gemeinden Rohr und Kammerstein. Foto: Landratsamt

Von Robert Unterburger

Hilpoltstein – Einen Streifzug durch die Geschichte des Landkreises Roth hat Kreisheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl bei ihrem Lichtbildervortrag in der Hilpoltsteiner Residenz unternommen. Im Rahmen des heimatkundlichen Jahresthemas „50 Jahre Landkreis Roth“ spannte sie einen weiten Bogen von den einstigen Herrschaftsgebieten unserer Region – dem Hochstift Eichstätt, dem Gebiet der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und dem Gebiet der Pfalzgrafen von Neuburg – bis zur Entstehung des heutigen Landkreises Roth bei der Gebietsreform 1972.

Die Zahl der Landkreise in Bayern sei damals halbiert worden. Der frühere Landkreis Hilpoltstein habe der Gebietsreform zwar nicht zugestimmt, doch habe man gar keine Wahl gehabt. Als Beispiel für eine ganz und gar unharmonische Gebietsreform nannte Haberlah-Pohl die Gemeinden Thalmässing und Eysölden, die sich erst sieben Jahre nach der eigentlichen Reform zusammenfanden. Manche Orte wie zum Beispiel Mühlstetten seien bei der bayernweiten Neuordnung sogar in verschiedenen Landkreisen „hin und her geschoben“ worden.

Unglücklich mit der Entwicklung waren laut der Kreisheimatpflegerin auch die Menschen in Rittersbach, die nicht zur Gemeinde Georgensgmünd wollten. Ebenso wenig die Röttenbacher, die ursprünglich ebenfalls ein Teil von Georgensgmünd werden sollten. „Wir werden aussteigen, sobald es möglich ist“, habe der damalige Röttenbacher Bürgermeister verkündet. Den tatsächlichen Ausstieg habe man 1979/80 vollzogen und sei sehr stolz darauf gewesen.

Ein weiteres Beispiel für eine stark ablehnende Haltung sei Büchenbach gewesen, das auf keinen Fall der neuen Kreisstadt Roth angegliedert werden wollt. „Wir wollen keine Schlafstadt werden, sondern eine eigenständige Gemeinde“, habe der damalige Bürgermeister Gundel gefordert. Und das hätten die Büchenbacher schlussendlich auch geschafft.

Das heutige Bild des Landkreises Roth mit seinen 16 Städten, Märkten und Gemeinden wurde gleich bei der Gebiets-reform 1972 jedenfalls noch nicht geschaffen. So hätten Rohr und Regelsbach zunächst einmal mit Kammerstein eine Verwaltungsgemeinschaft gebildet. „Man ging dazu in das neutrale Schwabach, aber das war keine endgültige Lösung“, berichtete Annett Haberlah-Pohl. Erst seit dem Jahr 1998 gibt es die beiden selbstständigen Gemeinden Rohr und Kammerstein.

Eine erstaunliche Entwicklung genommen hat im Landkreis Roth der Ort Großweingarten, der sich ursprünglich nicht mit Spalt zusammenschließen wollte. Der Frust über die ungewollte Vereinigung wurde dort jedoch in positive Energie umgewandelt. Nachdem der damalige Landrat Helmut Hutzelmann den Großweingartenern vorgeschlagen hatte, sich an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden!“ zu beteiligen, gewannen sie nach ihrem begeisterten Einsatz für diesen Wettbewerb 1985 erst die Goldmedaille und 1987 dann noch das „Europa-Nostra-Diplom“. Damit sei Großweingarten auch weit über Bayerns hinaus bekannt geworden und der Ort sei ein Vorbild für eine gelungene Dorfsanierung geworden.

„Eine Vielzahl von Dingen hat den Landkreis verändert“, fasste die Kreisheimatpflegerin zusammen. „Aber es wächst mit der Zeit mehr zusammen, konfessionelle Grenzen verschwinden, man rückt näher zusammen.“ Die kulturelle Vielfalt sei dennoch typisch für den Landkreis Roth geblieben.

In der anschließenden Aussprache bekannte Landrat Herbert Eckstein, dass ihm im Rückblick besonders die Schließung des Hilpoltsteiner Krankenhauses sehr schwer gefallen sei. Das einstige Hilpoltsteiner Kreiskrankenhaus war 1999 als letztes der einst fünf kleinen Krankenhäuser im Gebiet des heutigen Landkreises geschlossen worden. „Man musste alle außer in Roth schließen, um Zuschüsse zu bekommen“, hatte Annett Haberlah-Pohl zuvor in Erinnerung gerufen.

Auch das Amtsgericht in Hilpoltstein erhalten zu wollen, sei am Ende vergeblich gewesen. Die Schließung 2005 bot zugleich aber auch eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung für die Stadt Hilpoltstein, die das Gebäude in die heutige Residenz umbaute, in der jetzt auf die Landkreisgeschichte zurückgeblickt wurde.

HK