„Seitdem ich denken kann, wollte ich reiten!“ Vanessa Neeb aus Buxheim im Kreis Eichstätt hat den Großteil ihres Lebens mit Pferden verbracht. Nun hat sie sich in Kleinnottersdorf einen Kindheitstraum erfüllt. „Wenn man immer schon ein eigenes Pferd wollte, dann liegt ein Hof nahe.“
Nicht nur reiten, sondern auch einen eigenen Pferdehof haben: Davon hat Vanessa Neeb lange geträumt. In Kleinnottersdorf konnte sie zusammen mit ihrem Partner Anfang des Jahres einen Hof erwerben. „Wir haben uns den Hof angeschaut und waren guter Dinge. Wir haben dann allerdings eine Absage bekommen, da ein anderes Paar den Hof gekauft hat. Es kam dann anders und wir haben den Hof doch noch bekommen. Das war eine wahnsinnig große Erleichterung“, erzählt Neeb, als sie in der Futterkammer die Mahlzeit für das Reha-Pferd Cando herrichtet.
Drei Pferde stehen aktuell auf den Koppeln, die zu Neebs Hof gehören. Darunter Tequila, Neebs „Seelenverwandte und beste Freundin“. Die 24 Jahre alte Hispano Araber Stute kennt Neeb noch aus ihren Zeiten im Reitstall, wo sie als Jugendliche geritten ist. Tequila war dort Schulpferd und wurde für den Reitunterricht mit Kindern und Jugendlichen genutzt. Heute ist Tequila eine ältere Dame, hat einige Vorerkrankungen und braucht spezielle Therapie. „Uns verbindet eine sehr lange Freundschaft“, sagt Neeb und streichelt den Hals der cremefarbenen Stute. „Wenn ich nicht wusste wohin, war sie immer da.“
„Uns verbindet eine sehr lange Freundschaft“
Bereits mit neun Jahren darf Vanessa Neeb nach langem Betteln endlich mit dem Reiten beginnen – allerdings nur nach dem Besuch der Reiterferien. „Wie viele Teenager hab ich Phasen durchgemacht, wo es mir nicht gut ging – das Pferd ist meine langjährige Freundin. Ich habe nur acht Jahre ohne Tequila gelebt. Ich kenne mein Leben nicht ohne sie“, berichtet Neeb. Vor fünf Jahren konnte sie die Stute kaufen. Nun kann das Pferd seinen entspannten Lebensabend im offenen Stall genießen. Täglich bekommen die Pferde von Neeb spezielles Training, ganz nach den Problemen und Krankheiten der Pferde ausgerichtet.
Tequila ist nicht das einzige Pferd, das in Neebs Stall wohnt. Dort stehen auch Heidi, ein süddeutsches Kaltblut, und Cando, ein deutsches Sportpferd. Heidi ist das Pferd von Vanessa Neebs Partner. Die Stute ist mit sieben Jahren die jüngste unter den Pferden. „Heidi ist wie eine Katze“, so Neeb. Sehr eigensinnig, aber auch anhänglich und verschmust. Das fällt schon beim Abholen der Tiere auf der Koppel auf. Heidi trabt freudig heran und beschnuppert alles, um sich dann kraulen zu lassen. „Das sind alles kleine Persönlichkeiten.“ In der Mittagshitze bringt Neeb die Pferde heute in den Stall. Die Tiere können selbstständig zurück auf die Koppel, ganz nach Lust und Laune. Auch Cando wird in den Stall zurückgeführt. Er steht separiert von den zwei Stuten. Neeb hat den Wallach von Bekannten aufgenommen. Cando – ein ehemaliges Springpferd – ist erst acht Jahre alt, doch er hatte schon viele Verletzungen und soll sich hier richtig auskurieren. „Mein Wunsch wäre es, aus ihm ein stabiles reitbares Freizeitpferd zu machen. Noch ist er sehr unstabil in seiner Haltung.“ Neeb spricht von einer Trageerschöpfung, die erst trainiert werden muss. „Er ist ein unheimlich bemühtes Pferd und geht manchmal auch über seine körperlichen Grenzen hinaus. Er muss noch viel lernen.“ Neeb selbst sitzt eher selten auf dem Pferd und macht viel Bodenarbeit mit den Pferden. „Mit Tequila mache ich viel Gymnastik, Heidi muss abspecken und macht deshalb Ausdauertraining oder Longieren und mit Cando mache ich ein Aufbautraining.“ Neeb arbeitet gerne mit den Tieren und sieht darin ihre große Leidenschaft. „Die Arbeit mit Pferden würde ich so beschreiben: Ein Pferd ist ein kniffeliges Puzzle, das man lösen muss. Ich versuche, Wege zu finden, die dem Pferd helfen.“
Die Eltern wünschten einen Beruf mit mehr Verdienst
Auch beruflich wollte die 27-Jährige schon immer „was mit Pferden“ machen. „Für mich war immer total klar, dass es nur den einen Weg gibt.“ Doch die Eltern waren dagegen und wünschten sich für ihre Tochter einen Beruf mit besserem Verdienst und anderen Aussichten. Also fängt Neeb ein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik an. Direkt nach dem Abschluss war für sie klar: „Jetzt mach’ ich das, was mich glücklich macht und steige wieder in die Pferdewelt ein!“ Heute arbeitet die Buxheimerin im Pferdebereich, trainiert mit den Tieren und vermittelt den Reitern den richtigen Umgang mit den Tieren. Der liegt ihr sehr am Herzen. „Pferde sind wahnsinnig soziale, sanftmütige Tiere, die echt viel zurückgeben.“
Wenn Neeb und ihr Partner grade nicht im Stall sind, gibt es noch einige andere Baustellen auf dem Hof, um die sie sich kümmern müssen. Der Bereich für die Pferde ist bereits seit März fertig, doch beim Bereich für die Hofbewohner stehen noch Arbeiten aus. Das Haus wurde kernsaniert. Aktuell wurde ein neuer Boden und neue Leitungen gelegt. Alles andere fehlt noch. Ein Projekt konnte allerdings schon abgeschlossen werden: Vor dem Haus steht im Sonnenschein ein Pool. „Ein Projekt von meinem Freund“, so Neeb. Seit letzter Woche hat auch der Reitplatz einen neuen Sandboden bekommen, den sie mühsam platt gewalzt haben. „Der Platz muss noch geebnet werden. Pferde können noch an verschiedenen Stellen unterschiedlich tief einsinken und das ist schlecht für die Sehnen.“ Viele Aufgaben fallen auf dem großen Grundstück an. Doch Neeb hofft, ab Oktober zumindest das Pendeln zwischen Kleinnottersdorf und Buxheim einstellen zu können und dauerhaft bei ihren Tieren zu sein. Wer sie und ihre Pferde auf dem Hof verfolgen möchte, kann dies über Instagram unter www.instagram.com/sunrise.horse/.
HK
Zu den Kommentaren