Hilpoltsteiner Burgfest
Trödel, Tand und Tralala

Besuchermassen treffen am Samstag auf etwas weniger Stände – Angebot so ungewöhnlich und umfangreich wie gewohnt

07.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:10 Uhr

Angenehme Trödel-Temperaturen und ein wie immer außergewöhnliches Angebot locken die Besuchermassen in die Innenstadt. Fotos: Tschapka

Von Tobias Tschapka

Hilpoltstein – Der letzte Burgfest-Trödelmarkt ist schon drei Jahre her. In dieser Zeit hat sich viel angesammelt auf den Dachböden und Kellern und in den Schränken und Schubladen der Hilpoltsteiner. Also nichts wie raus mit dem Zeug und ab zum Trödelmarkt. Dennoch hat einige über die Pandemie offenbar die Lust am Verkaufsen verlassen, denn einige Traditions-Stände fehlten in diesem Jahr, manche hatten aber schon traditionell wieder ab Freitagabend campiert, um einen der heiß begehrten Standplätze zu ergattern.

Die Kauflaune am Burgfest-Samstag war dann aber ungebremst. Es grenzte schon fast an eine Völkerwanderung, welche Menschenmassen in der Stadt unterwegs waren. Viele waren nur zum Schauen gekommen, aber die Meisten gingen dann doch nicht mit leeren Händen nach Hause. Dazu wurde schon mal das Kind aus dem Buggy vertrieben, denn die gekauften Sachen mussten ja irgendwie transportiert werden. Wenn es sich dabei um Spielzeug handelte, dürfte das auf Verständnis gestoßen sein, denn Sachen für Kinder gab es mehr als genug: Vom Puppenwagen über alte Brettspiele bis zu Fahrzeugen wie Bagger oder Rennauto war alles dabei. Außerdem Bücher, Comics und Hörspiele. Letzteres stieß übrigens nicht nur bei Kindern auf Interesse. Eine Frau aus Büchenbach war explizit auf der Suche nach alten Hörspielkassetten der 1980er-Jahre-Serie „Lady Lockenlicht“.

Ein anderer Trödelmarkt-Besucher, Milan aus Heideck, hat etwas gefunden, nach dem er gar nicht gesucht hatte: Ein edles Schachspiel aus Kupfer und Messing, das ihn sofort angesprochen hatte, obwohl er gar nicht Schach spielt. „Das ist einfach ein schönes Material, da bastle ich mir was draus“, sagte er und fügt noch hinzu: „Meine Frau wird mich umbringen…“. Es scheint offenbar nicht das billigste Schachspiel des Trödelmarkts gewesen zu sein. Immerhin war die Schachtel mit den Figuren einigermaßen handlich, was man nicht von allen Einkäufen behaupten konnte: Eine Frau schleppte etwa die Nachbildung eines Soldaten der berühmten Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers mit sich herum. Vermutlich nicht ganz so groß und schwer wie ein Originalexemplar, aber dennoch ziemlich sperrig.

Zum Glück gab es überall in der Stadt Bereiche, in denen man eine Pause einlegen oder sich stärken konnte. Essen und Trinken gab es an jeder Ecke. Sei es die über dem offenen Feuer zubereitete „Landsknecht-Suppe“ vor der Residenz, die Grillstation der Freiwilligen Feuerwehr gleich neben dem „Brunnenmännla“, oder eine der vielen versteckt in den Nebenstraßen liegenden Cocktail-Bars – verhungern oder verdursten musste gewiss niemand.

Direkt gegenüber der katholischen Stadtpfarrkirche befand sich der Stand von Yvonne Gugu, die dort – passend zum Standort – große Kruzifixe aus Holz verkaufen wollte, aber nicht nur das. Auch fahrbare Kinder-Traktoren „für nur einen Euro“ hatte sie im Angebot. Der Vater, mit dem sie gerade verhandelte, erklärte zwar, dass sein Sohn gerade erst Fahrrad gelernt habe, und daher keinen Tret-Traktor mehr brauchte. Das sei für sie kein Argument, sagte Gugu, denn: „Der Rückschritt hilft, damit der Fortschritt besser funktioniert“, erklärte sie dem verdutzten Vater – der sich dann aber nach kurzer Überlegung doch nicht zum Kauf verleiten ließ.

So hatte jede Verkäuferin und jeder Verkäufer so seine Tricks auf Lager, um die heißen Waren an den Mann oder die Frau zu bringen . Und das galt freilich auch für die potenziellen Käufer, die feilschten, was das Zeug hielt, um die Preise noch ein bisschen zu drücken – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Egal welche Strategie man beim Burgfest-Trödelmarkt verfolgte, Spaß machte er wohl jedem und am Ende waren die Dachböden und Keller des einen leerer, während andere wieder gefüllt wurden. Wie gut, das in Hilpoltstein auch im nächsten Jahr wieder getrödelt wird.

HK