Landratswahl Roth 2023
SPD-Bürgermeister Ben Schwarz will mit Fachwissen und Empathie an Spitze des Landkreises

14.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:35 Uhr

Bürgermeister Ben Schwarz aus Georgensgmünd will den Bürgerinnen und Bürgern mit viel Empathie begegnen. Foto: Meyer

Eigentlich könnte man es als Idealzustand beschreiben: Zu seinem Arbeitsplatz hat Ben Schwarz (47) nur ein oder zwei Minuten zu Fuß. Dennoch strebt er einen Wechsel an. Einen, der einschneidende Veränderungen mit sich bringen würde – nicht nur räumlich. Der Georgensgmünder Bürgermeister, der mit seiner Familie eine modern umgebaute Scheune mitten im Ort bewohnt, will der nächste Landrat im Kreis Roth werden.



Das gemeinsame Mittagessen mit den drei Kindern Nele (8), Till (6) und Leo (2) sowie seiner Frau wäre damit passé. „Das war uns von Anfang an bewusst“, sagt Teresa Schwarz, die hinter der Kandidatur ihres Mannes steht. „So ein Amt geht nur, wenn die Familie mitmacht und es akzeptiert.“ Und dass ihr Mann an fünf von sieben Abenden in der Woche beruflich unterwegs ist, sei sie ohnehin gewohnt.

Aufgewachsen ist Ben Schwarz in Georgensgmünd, sein Vater war Schreiner in fünfter Generation sowie Innenarchitekt. Gute Voraussetzungen dafür, das älteste Haus am Ort, das die Familie in den 1970er-Jahren kaufte, wieder schön herzurichten. Die Schule besuchte Schwarz zunächst in Georgensgmünd, seine Mutter war dort Lehrerin. Auf das Gymnasium wechselte er nach Weißenburg – das sei das „Ticket in die Freiheit gewesen“, erzählt er bei einer Wahlvorstellung scherzhaft. Nach dem Abitur absolvierte Schwarz den Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt, was er selbst als „wertvolle Zeit“ bezeichnet.

Es folgte ein Jurastudium in Erlangen und München; in dieser Zeit zog es ihn auch nach Frankreich. Dank des Erasmus-Programms konnte er an der Université de Rennes Europarecht studieren. Nach dem Studium kehrte Schwarz in seinen Heimatort zurück und etablierte sich als selbstständiger Anwalt. Die Kanzlei richtete er in seinem Elternhaus ein. In seiner Heimatgemeinde lernte Schwarz 2011 seine Frau kennen, 2012 entschlossen sie sich, die alte Scheune im Hof von Schwarz’ Eltern völlig zu entkernen und ein gemütliches Zuhause zu schaffen – mitten im Ort und doch recht geschützt.

Wahl aus dem Stand ohne Gegenkandidaten

Seine Familie, so Ben Schwarz, sei für ihn gleichzeitig Motivation und Verpflichtung, sein Umfeld für die nächsten Generationen zu gestalten. Auf gemeindlicher Ebene tut er das seit 2011. In diesem Jahr starb die amtierende Bürgermeisterin Eva Loch (CSU), innerhalb von drei Monaten musste neu gewählt werden. Ben Schwarz gewann unangefochten, da er von SPD und CSU gemeinsam nominiert worden war und auch keinen Gegenkandidaten hatte. Zu diesem Zeitpunkt saß Ben Schwarz für die SPD im Gemeinderat.

Seine Arbeit als Bürgermeister kam gut an. So gut, dass er eine Amtsperiode später erneut von SPD und CSU nominiert wurde und ein Traumergebnis von fast 98 Prozent einfuhr. Jetzt wiederholt sich die Geschichte – jedenfalls bezüglich einer Nominierung durch zwei Parteien: Auf Kreisebene stellen sich die SPD und die Grünen geschlossen hinter ihn.

Dass Ben Schwarz solche Allianzen schmieden kann, liegt sicherlich an Charakterzügen, die er sich selbst zuschreibt: „Ich habe ein vermittelndes Wesen und will Dinge mit Menschen zusammen gestalten.“ In Georgensgmünd sei es ihm so gelungen, für die Gemeindegröße „erstaunliche Projekte“ umzusetzen: die Hallenbadsanierung mit Kultursaal und den Start eines interkommunalen Gewerbegebiets gemeinsam mit Spalt und Röttenbach.

Angesichts der Flächenknappheit hält Schwarz solche Zusammenschlüsse für eine gute Idee. So könne man gemeinsam eine größere Fläche entwickeln, aber an anderer Stelle auf Versiegelung verzichten. An diesem Projekt hatte sich jüngst mitten im Wahlkampf von Seiten einiger Freier Wähler sowie des CSU-Kreisvorsitzenden Volker Bauer Kritik entzündet: Man warf ihm „rot-grüne Doppelmoral“ und „scheinheiliges Verhalten“ vor.

„Wir arbeiten nicht für Parteien, sondern für Menschen“

Ben Schwarz kann da nur mit dem Kopf schütteln. „Da ist nicht viel Kommentar nötig, das entlarvt sich selbst“, sagt er gelassen. Abgesehen davon dass die Vorwürfe „schlicht falsch“ seien. Nachtragend sei er nicht, rein menschlich gesehen habe er schon „geschluckt“. Denn bisher sei er mit allen – auch im Kreistag – gut ausgekommen. „Wir arbeiten doch nicht für Parteien, sondern für Menschen, das ist Motor und Antrieb.“ Sein Gegenkandidat Helmut Bauz (FW) aus Büchenbach, der gar nicht involviert gewesen war, distanzierte sich jedenfalls vehement von diesen Vorwürfen.

An seine Landratskandidatur gehe er jedenfalls mit „ganz viel Engagement und Adrenalin“ heran, erzählt Ben Schwarz. „Mit den Menschen im Landkreis Roth wäre ich absolut motiviert, die Zukunft im Miteinander zu gestalten, mit viel Fachwissen, mit viel Empathie und mit viel Gestaltungswillen.“ Dafür stelle er eigene Anliegen gerne zurück. Ihm gehe es darum, als künftiger Landrat derjenige zu sein, der vorangeht.

Dabei seien auch Zweifel erlaubt. „Aber die sollte man offen in einem demokratischen Prozess darstellen und die Menschen dabei mitnehmen.“ Gibt es Charaktereigenschaften, die ihm als Landrat eher hinderlich sein könnten? „Vielleicht, dass ich nicht dazu neige, mich nach vorne zu drängen und in jede Kamera zu lachen“, sagt Schwarz.

Erfahrung als Bürgermeister, Ausbildung als Jurist

Seine Qualifikation für das Amt des Landrats jedenfalls stehe auf mehreren Säulen, betont Ben Schwarz. Zum einen habe er zwölf Jahre Erfahrung an der Spitze seiner Heimatgemeinde. Und zum anderen eine „ganz solide Ausbildung“ als Jurist. „Das allein ist aber noch kein Garant dafür, dass man einen guten Landrat oder Bürgermeister abgibt“, sagt Schwarz.

Dass er einen so guten Draht zu den Unternehmen in seiner Gemeinde hat, führt er darauf zurück, dass er deren Perspektive gut einnehmen könne. „Ich war schließlich sieben Jahre als Anwalt selbstständig, bevor ich Bürgermeister wurde. Ich kenne also beide Seiten – die Verwaltung und die freie Wirtschaft.“

Eine Herzensangelegenheit sei ihm, das Ehrenamt zu unterstützen. Denn das sei „das Rückgrat unserer Gesellschaft“. Auch hier weiß er, wovon er spricht, denn Ben Schwarz hat sich schon früh selbst engagiert: Von 1992 bis 1994 als Schülersprecher am Gymnasium Weißenburg, ab 2008 bis zu seiner Wahl zum Bürgermeister als Gemeinderatsmitglied, später unter anderem als SPD-Ortsvereins- und als Kreisvorsitzender.

Zudem ist er Vorsitzender des Vereins FUBE unter dem Dach des Landkreises. Dieser Verein sichert jene ab, die sich vor allem projektbezogen in der Region engagieren und keinem Verein angehören, indem er zum Beispiel Versicherungsschutz gewährleistet. „Das ist für mich ein sehr pragmatischer Ansatz“, betont Schwarz.

Visitenkarte durch Arbeit ausschlaggebend

Außerdem ist er in vielen Vereinen selbst aktiv, im Alpenverein, im TSV, im Heimatverein oder bei der Werbegemeinschaft – um nur einige zu nennen. Als Landrat könnte er einiges für die Stärkung des Ehrenamts tun, versichert Schwarz: „Indem man strukturelle Voraussetzung schafft und unbürokratisch über politische Gremien die Weichen stellt.“

Deshalb solle seine Wahlwerbung die folgende Botschaft transportieren: „Ja, der führt uns ehrlich in die Zukunft, er hört uns zu und was er macht, hat Hand und Fuß.“ Er sei ein Mensch, der versuche, andere mitzunehmen – mit einem klaren Ziel vor Augen: „Die Lebensqualität für uns und die nächste Generation zu steigern. Und das nicht laut, aber konsequent und zielstrebig.“ Aber die Kampagne sei nicht ausschlaggebend für die Wahl zum Landrat, glaubt Schwarz. „Es ist die Empfehlung von Mensch zu Mensch und die Visitenkarte, die man durch seine Arbeit abgibt.“

HK