Weibchen Indy hat am Montag, 20. November, ein Jungtier zur Welt gebracht. Das kleine Weibchen ist der erste Nachwuchs von Indy und Männchen Morse und der erste bei den Nürnberger Schabrackentapiren seit 2012.
Damit Mutter und Kalb eine Bindung zueinander aufbauen konnten, blieb das Tapirhaus in den ersten Tagen nach der Geburt geschlossen. Inzwischen ist es wieder regulär von 10 bis 16.15 Uhr geöffnet. Mutter und Tochter halten sich aktuell aber im hinteren Bereich der Anlage auf, sodass man etwas Glück braucht, um die beiden zu sehen. Vater Morse ist noch getrennt von den beiden, kann sie aber von seinem Bereich des Geheges aus sehen und hat auch schon Kontakt aufgenommen.
Das kleine Tapirweibchen stand bereits kurz nach der Geburt auf den Beinen. Beim ersten Wiegen nach drei Tagen hatte es etwa acht Kilo. Es ist sehr neugierig, bewegt sich viel und erkundet seinen Gehegebereich. Die Eltern Indy und Morse kamen Ende 2021 in den Tiergarten. Beide lebten vorher in Tschechien: Die vierjährige Indy kam aus dem Zoo Zlin, der dreijährige Morse aus dem Zoo Prag.
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Erfolgreiche Zucht seit den 1960er-Jahren
Der Tiergarten hält bereits seit 1964 Schabrackentapire und kann auf 15 erfolgreiche Aufzuchten zurückblicken. Aufgrund dieser guten Zuchterfolge über Jahrzehnte hinweg ist dem Tiergarten Nürnberg 1992 die Koordination des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programme) für diese Art übertragen worden. Ziel des EEPs ist es, langfristig eine stabile selbsterhaltende Population außerhalb des natürlichen Lebensraums aufzubauen.
„In dieser Rolle kümmern wir uns zum Beispiel um die Etablierung von kompatiblen Zuchtpaaren, Zuchtempfehlungen und den Tausch von Tieren zwischen verschiedenen Zoos“, sagt Kuratorin und EEP-Koordinatorin Diana Koch. „Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Art als stark gefährdet ein. Sie ist hauptsächlich von der großflächigen Abholzung der Wälder, dem Bau von Straßen und der Wilderei bedroht. Reservepopulationen in menschlicher Obhut spielen für den Erhalt der Art also eine entscheidende Rolle.“ Aktuell sind im EEP für Schabrackentapire 63 Tiere in 24 Institutionen erfasst.
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Tapire sind mit Pferden und Nashörnern verwandt und gelten als „lebende Fossilien“. Ihre Vorfahren lebten schon vor rund 60 Millionen Jahren in den Urwäldern. Ein typisches Kennzeichen der Tiere ist der kleine Rüssel, mit dem sie greifen und tasten. Tapire leben in den dichten Regenwäldern Mittel- und Südamerikas sowie im Süden Thailands, auf der Malaiischen Halbinsel und auf der indonesischen Insel Sumatra. Der Schabrackentapir ist der einzige noch lebende asiatische Vertreter der Tapire. Er ist die größte Art und kann bis zu 375 Kilogramm schwer werden. Seinen Namen hat der Schabrackentapir seiner Fellzeichnung zu verdanken: Sie erinnert an eine Satteldecke, auch Schabracke genannt. Dieses Muster bildet sich im Alter von drei bis sieben Monaten heraus und dient der Tarnung im Unterholz. Die Jungtiere der Schabrackentapire ähneln den Frischlingen der in Deutschland heimischen Wildschweine. Sie haben helle Streifen und Flecken auf dunkelbraunem Untergrund.
Die Haltung von Schabrackentapiren ist anspruchsvoll. „Einerseits lassen sich die Tiere von uns Tierpflegern kraulen und so weit beruhigen, dass sogar medizinische Untersuchungen wie Ultraschall ohne Narkose möglich sind. Andererseits sind Tapire auch sehr schreckhaft und können durch ihr scharfes Gebiss sehr gefährlich werden. Diese Eigenschaften müssen wir auch beim Umgang mit dem Jungtier immer berücksichtigen“, sagt Tierpflegerin und stellvertretende Revierleiterin Stefanie Krüger.
Umbau des Tapirhauses abgeschlossen
Wer den Tapirnachwuchs besucht, findet ein renoviertes Haus mit modernisierten Anlagen vor: frischer Anstrich, neue Bepflanzung, sanierte Betonsäulen, ein neugebautes Terrarium und eine bessere Beleuchtung. Neben baulichen Veränderungen hat sich auch der zoologische Schwerpunkt des Tropenhauses geändert: Lebten bislang Tierarten aus vier Kontinenten in den Gehegen, beherbergt das Haus jetzt ausschließlich bedrohte Arten aus Südostasien und Arten, für die es ein EEP gibt oder dies vom Tiergarten koordiniert wird. Die Hirscheber und Schabrackentapire bekommen noch neue Mitbewohner, darunter Haiwelse, Philippinenenten, Fruchttauben und Moosfrösche. In das Terrarium sind bereits Krokodilschwanzechsen eingezogen.
HK
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