Landkreis Roth
Rother Gymnasium kommt rund 2,8 Millionen Euro teurer als geplant

Sanierungsarbeiten liegen derzeit rund 2,8 Millionen Euro über dem Ansatz – Lüftungsanlagen lassen auf sich warten

29.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:47 Uhr

Stippvisite im Schulcafé: Die Mitglieder des Ausschusses für Schul- und Bildungswesen führt Alexander Wernard (links) durch die Baustelle des Rother Gymnasiums. An dieser lichtdurchfluteten Stelle wird einmal das Schulcafé entstehen. Erfrischungen gibt es beim Rundgang bei drückender Schwüle allerdings noch nicht. Foto: Luff

Von Volker Luff

Hilpoltstein/Roth – In der Kreisstadt lässt der Landkreis Roth das Gymnasium derzeit umfassend sanieren. „Wir sind komplett auf den Rohbau zurück“, sagte Alexander Wernard, der zuständige Sachgebietsleiter für die Gebäudeverwaltung, beim abschließenden Rundgang durch die Baustelle. Zuvor hatte der Ausschuss für Schul- und Bildungswesen in der benachbarten Mensa getagt und nicht nur das entkernte Schulhaus, sondern auch die Schülerzahlen im nächsten Schuljahr unter die Lupe genommen. In den meisten Einrichtungen, für die der Kreis zuständig ist, läuft es in geregelten Bahnen. Einzig das Gymnasium Wendelstein hat zu kämpfen: Die Einrichtung, die heuer auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann, stößt immer mehr an ihre Grenzen, die Zahl der Schüler ist hoch – und wächst weiter an (siehe Kasten).

Zunächst aber ging es ums Gymnasium, das in einer Zeit einer steigenden Inflation und anhaltendem Bauboom ein neues Gesicht bekommt. „Wir liegen derzeit 2,8 Millionen Euro drüber“, sagte Wernard über den Ansatz. 1 Million Euro Puffer habe man eingeplant, bleibe aber noch immer eine Lücke in Höhe von 1,8 Millionen. Immerhin seien im ersten Bauabschnitt 75 Prozent der Arbeiten bereits ausgeschrieben, lediglich bei den Außenanlagen könne man noch die eine oder andere böse Überraschung erleben.

Der zeitliche Bauablauf sei im Rahmen, jedoch: „Wir planen um die Lieferungen herum.“ Wenn Material tatsächlich wie bestellt komme, werde losgelegt, anderes geschoben oder vorgezogen. Überhaupt hätten sich die Ausschreibungen fundamental geändert, plauderte Wernard aus dem Nähkästchen des Praktikers. Während man noch vor einiger Zeit bemüht war, sehr frühzeitig Angebote einzuholen, damit die Firmen früh Bescheid wüssten und die Planungssicherheit auch mit den Preisen honorierten, „nimmt heute so eine Ausschreibung keiner mehr an“. Die Gefahr von eklatanten Preiserhöhungen sei den Unternehmen zu groß, „wir müssen heute mit sehr kurzen Fristen arbeiten“, erklärte Wernard.

Ihm zufolge ist die Digitalisierung in den Landkreisschulen komplett, man habe hier 3600 Rechner, praktisch jedes Klassenzimmer sei mit einer interaktiven Tafel ausgestattet, 6500 Mietgeräte könne man an Schüler verleihen. Schlechter sieht es aus mit Lüftungssystemen, die wegen Corona installiert werden sollen. Ausschreibungen seien erfolgt, so Wernard, aber es stünden kaum Handwerker zur Verfügung. Staatliche Förderprogramme liefen bis zum Jahresende, doch hoffe er, der Bund werde die Frist verlängern.

In einem anderen Bereich zeigte sich der oberste Gebäudeverwalter im Kreis jedoch sehr unzufrieden mit dem Bund: bei der Photovoltaik. Bekanntlich sollen auf den Kreisbauhöfen und auf dem Hilpoltsteiner Gymnasium Photovoltaikanlagen installiert werden. Abgesehen davon, dass es auch hier Lieferschwierigkeiten gibt: Auf der Schule in Hilpoltstein werde eine Anlage mit 99 Kilowatt (kW) installiert. Warum diese Schnapszahl? „Damit der Strom nicht gehandelt werden muss.“ Hintergrund ist, dass für PV-Anlagen ab 100 kW die Direktvermarktung Pflicht ist. Der Landkreis als Betreiber müsste den Solarstrom direkt an der Strombörse verkaufen, in der Regel müsse man einen Broker als Dienstleister zurückgreifen. Was wiederum mit Aufwand und mit Kosten verbunden ist. „So geht die Energiewende bei uns“, sagte Wernard süffisant. Auch Speichermöglichkeiten um den Strom peu à peu abzugeben, seien unrealistisch.

Laut Landrat Herbert Eckstein (SPD) werden die verschiedenen PV-Anlagen zwar mit höchstens 99 kW dimensioniert, Leitungen seien aber auch für eine größere Kapazität gerüstet. Es könne sich schließlich immer etwas ändern im Zuge der dringend notwendigen Energiewende.

HK