Roth
„Roth hilft“ : Ende der Hilfsfahrten in die Ukraine, Spenden gehen jetzt an die Tafel

02.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:38 Uhr

Berge von Hilfsgütern hat „Roth hilft“ in den vergangenen Wochen gesammelt und in die Ukraine gebracht. Jetzt gehen die gespendeten Waren an die Rother Tafel. Dort versorgen sich derzeit rund 500 Geflüchtete mit dem Nötigsten. Foto: Tschapka

Von Richard Auer

Roth/Hilpoltstein – Das Bündnis „Roth hilft“ um Yevheniia Frömter, das seit dem russischen Angriff auf die Ukraine zahlreiche Hilfsgütertransporte direkt in die Ukraine organisiert hat, stellt sich neu auf. Es wird nur noch eine einzige, letzte Fahrt in die Ukraine geben. Helfen will man stattdessen nun ganz konkret und gezielt im Landkreis Roth: über die Tafel in Roth, die aktuell zahlreiche ukrainische Flüchtlinge aus der Stadt und ihrem Umland mit Lebensmitteln versorgt. Ein weiterer Partner in der Zusammenarbeit ist der Werkhof Regenbogen, der die Geflüchteten vor allem mit Kleidung ausstattet.

Wie Yevheniia Frömter sagt, sind in der Ukraine selbst inzwischen die großen, hochprofessionellen Hilfswerke im Einsatz – ausgestattet mit enormen Finanzmitteln. Da stelle sich zunehmend die Frage, ob „Roth hilft“ mit seinen rund 200 ehrenamtlichen Helfern hier wirklich noch so dringend gefordert ist wie in der Vergangenheit. Die Antwort lautet: Nein.

Der zentrale Sammelpunkt von „Roth hilft“ in der Hauptstraße im ehemaligen SchlossParcCenter ist schon seit Ostern für die Öffentlichkeit geschlossen und weitgehend leer, in den nächsten Tagen wird noch einmal ein letzter Transport starten, dann war’s das. In den vergangen drei Monaten seit Kriegsbeginn waren von hier aus weit über 200000 Hilfspakete an die polnisch-ukrainischen Grenzübergänge transportiert worden. Mal mit großen Lastern, mal mit Sprintern oder einfach per Auto mit großem Anhänger. Knapp 30 Transporte waren es bis heute.

Gleich in der ersten Märzwoche hatte Frömter das Hilfsprojekt aus größter persönlicher Betroffenheit initiiert. Die Familie der gebürtigen Ukrainerin, die in Roth verheiratet ist, lebte in der Südukraine, ihr Bruder ist inzwischen bei der Armee, die anderen flüchteten nach Polen. In Spitzenzeiten kamen in Roth täglich zwei Tonnen Hilfsgüter zusammen, es entstand eine unfassbare Welle der Hilfsbereitschaft von Privatpersonen, Firmen, Vereinen, Schulen und Institutionen aller Art – aus ganz Mittelfranken. „Es war unglaublich!“

Dabei hatte Frömter hatte zunächst nur geplant, einen einzigen Lkw mit Hilfsgütern loszuschicken. Doch das wuchs sich aus. Yevheniia Frömter wurde zum Gesicht der Ukraine-Hilfe im Kreis Roth. Zunächst hatte sie auch keine Geldspenden, sondern nur Sachspenden annehmen wollen. Doch als trotzdem viele Menschen Geld gaben, sah sie sich rasch „gezwungen“, für große Summen vor Ort Lebensmittel, Hygieneartikel und Sonstiges im großen Stil für die Ukrainehilfe einzukaufen.

„Inzwischen lässt die Spendenbereitschaft deutlich nach“, sagt Frömter. „Alles wird teurer und man kann nicht von den Leuten erwarten, dass ständig gespendet wird.“ Deswegen sei nun der richtige Zeitpunkt, die Hilfe neu aufzustellen: „Roth hilft läuft weiter, aber wir unterstützen jetzt mit finanziellen Mitteln die Tafel in Roth.“ Dort waren in den vergangenen Jahren immer rund 200 Menschen versorgt worden, inzwischen, so hat Frömter erfahren, sind es knapp 700, also 500 mehr. „Das sind Ukrainer.“

Frömter sagt im Rückblick auf die vielen Transporte „ein großes Dankeschön für die geleistete Hilfe sowohl aufseiten der Helfer wie aufseiten der Spender“. Jetzt sei ihr Appell, direkt im Landkreis Roth die Probleme der Ukrainer „vor Ort, vor unserer Haustüre“ in den Griff zu kriegen“.

Kleidungsspenden können in diesem Sinne an den Werkhof Regenbogen in Roth gehen – dort kann man auch erfahren, was gerade gebraucht wird. Geldspenden sollten direkt an die Tafel gehen. Wenn bei „Roth hilft“ noch Geld eingeht, wird das – wie schon seit zwei Wochen – direkt an die Tafel weitergeleitet. „Wir haben da jetzt ein Dreieck gebildet – aus ,Roth hilft‘, Werkhof Regenbogen und Tafel. ,Roth hilft‘ verweist seine ehrenamtlichen Helfer auf diese beiden Institutionen, wenn die gerade Personalbedarf haben.“

Und es wird auf jeden Fall noch ein großes Helferfest geben, verspricht Yevheniia Frömter. Sie selbst war übrigens in den vergangenen Tagen in Berlin: Auf Einladung des Rother Bundestagsabgeordneten Ralph Edelhäußer (CSU) durfte sie dort als kleinen Dank für ihr großes soziales Engagement unter anderem den Bundestag besuchen.

HK