Industriegebiete Allersberg
„Nullfall-Prognose“ stiftet Unruhe

Landkreis lässt Verkehrsgutachten zu Allersberger Industriegebieten unter die Lupe nehmen

28.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:35 Uhr

Für den Allersberger Kreisel sieht das Gutachten eine zweispurige Lösung vor. Foto: Messingschlager

Von Rainer Messingschlager

Hilpoltstein/Allersberg – Allersbergs Pläne für zwei große Industriegebiete beim Bahnhof Rothsee werden Veränderungen für die Verkehrsinfrastruktur mit sich bringen. Die Marktgemeinde hat dazu ein Verkehrsgutachten anfertigen lassen. Das hat der Landkreis Roth von dem Beratungsunternehmen SSP Consult auswerten lassen. Am Mittwoch sind nun die Ergebnisse von SSP-Mitarbeiter Timo Bechmann im Tiefbauausschuss vorgestellt worden.

Dabei zeigte sich deutlich, dass immer die Lesart bestimmt, welche Konsequenzen man daraus zieht. Unstrittig ist, dass die beiden Industriegebiete ein erhebliches Transportverkehrsaufkommen zur Folge haben, und das dort einmal mehr als 2000 Leute beschäftigt sein werden. Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass die bisherige Infrastruktur nicht ausreichen wird.

Interessant an der Auswertung war die sogenannte Nullfall-Prognose. Diese betrachtet das künftige Verkehrsaufkommen unter der Prämisse, dass die Industriegebiete nicht kommen würden. Laut Bechmann geht man bis 2035 von einer zehnprozentigen Zunahme des Gesamtaufkommens aus und von einer dreiprozentigen beim Schwerverkehr. Für die jeweiligen Knotenpunkte – Auffahrt Richtung München/Bahnhof, Auffahrt Richtung Nürnberg und Allersberg Kreisel – würde das bedeuten, dass diese „nicht mehr leistungsfähig sind und sich auch ohne Industriegebiete die Frage des Ausbaus stellt“, wie Bechmann sagte.

Daraus aber nun abzuleiten, dass damit „schon jetzt Handlungsbedarf herrscht“, wie Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch sagte, stieß nicht unbedingt auf Zustimmung. Wäre dem so, müsste man jede Straße ausbauen, wo es sich staut, so Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz (SPD). Drastischer fiel die Reaktion von Landrat Herbert Eckstein aus: „Ihr müsst sowieso was machen? Da zieht es mir die Schuhe aus.“ Generell zog er es in Zweifel, dass man mit Zahlen von 2015 Prognosen für 2035 erstellen könne. Und: „Wir sind kein Verursacher.“ Dass dies im Zuge der Industriegebiete der Markt Allersberg sein wird, bestritt Horndasch allerdings gar nicht. Man werde dafür aufkommen, „das haben wir immer gesagt“. Eckstein wies zudem noch einmal darauf hin, dass er das Sondergebiet Logistik generell für „eine falsche Entscheidung“ halte.

Neben den bereits genannten Knotenpunkten sind in dem Gutachten auch die Zufahrten der RH35 – die Straße zwischen der Autobahnauffahrt und Schwanstetten – zum Bahnhof und zum Industriegebiet West I unter die Lupe genommen worden. Diese sollen im Wesentlichen durch Kreisverkehre ausgebaut werden. Was auch für die Auffahrt von der Staatsstraße zur Autobahn und für den Knoten RH35/Autobahnzufahrt Richtung München gewünscht wird. Auch für den Allersberger Kreisel sind Veränderungen vorgesehen, dieser soll dann zweispurig werden, wie Bechmann erklärte. Breit genug sei er, allerdings müssten die Zufahren verändert werden.

Etwas aufgeschreckt hat dann noch die Aussage Bechmanns, dass man durchaus in Erwägung ziehen könnte, die RH35 zur Staatsstraße umzuwidmen. Vor allem Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann (SPD) wollte davon gar nichts wissen. Schon jetzt sei Schwand völlig überlastet, wenn von der Autobahn umgeleitet werde. Auch gilt aktuell, dass die RH35 in Schwand für den Schwerverkehr über 7,5 Tonnen gesperrt ist.

Inwieweit nun letztlich der Landkreis Roth an den Verkehrsmaßnahmen beteiligt sein wird, ist fraglich. Zumal die großen Umbauten vor allem Staatsstraße beziehungsweise Autobahn betreffen und es aus Allersberg stets heißt, dass man für die unmittelbar die Industriegebiete betreffende Maßnahmen aufkomme. Für Diskussionen könnte also lediglich der Abzweig von der Autobahnausfahrt zur RH35 sorgen.

HK