Widerstand gegen ICE-Werk bleibt
Naturschützer fordern weiter Hafen als Standort für ICE-Werk

Bahn sieht Muna als „große Herausforderung“

08.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:33 Uhr

Das Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt in Feucht ist beim Raumordungsverfahren der Regierung als einziger von drei Standorten für das ICE-Werk übriggeblieben. Foto: HK-Archiv

Für Harrlach scheint der Kampf ausgestanden, für Feucht und Wendelstein geht er weiter. Denn laut Raumordnungsverfahren ist von drei möglichen Standorten nur das Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Feucht (Muna) für das Vorhaben ICE-Ausbesserungswerk – bedingt – geeignet.

„Das Vorhaben ist nur unter Beachtung umfangreicher Maßgaben als raumverträglich eingestuft“, betont die Regierung in ihrer Erklärung vom Dienstag. Entsprechend hält sich bei der Bahn die Begeisterung über die Entscheidung in Grenzen. Zwar betont Klaus-Dieter Josel, der DB-Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern, dass man sich zunächst über den Abschluss des Verfahrens freue. Allerdings heißt es in seinem Statement auch: „Gleichzeitig ist uns bewusst, dass mit dem Standort Muna große Herausforderungen aufgrund der Altlasten verbunden sind.“
Wie es seitens der Bahn nun weitergeht, erläutert DB-Projektleiter Carsten Burmeister, ohne allerdings konkrete Aussagen zu treffen: „Zunächst werten wir die Ergebnisse aus dem Raumordnungsverfahren aus. Dabei sind für uns vor allem die Maßgaben und Hinweise zum Standort von großer Bedeutung. Anschließend werden wir zeitnah das weitere Vorgehen darlegen.“

Der Bund Naturschutz (BN) lehnt den Standort Muna wie alle anderen Standorte im Reichswald ab. Der Verband kündigt harten Widerstand im kommenden Planfeststellungsverfahren und im Landtagswahlkampf an, weil es aus seiner Sicht eine flächensparende und waldschonende Alternative gibt. „Wir werden den riesigen Eingriff in die grüne Lunge und die Klimaanlage der Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach nicht kampflos hinnehmen“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN. Dies seiendie Städte in Bayern, die neben Bamberg bayernweit am stärksten von der Klimakrise betroffen sein werden. „Zusammen mit den vielen Bürgerinitiativen und Verbänden des Bündnisses Rettet den Reichswald werden wir den Widerstand verstärken und in den Landtagswahlkampf tragen.“

Der BN unterstützt laut Mergner die Verkehrswende und das Vorhaben der DB, die Fahrgastzahlen im Fernverkehr zu verdoppeln und setzt dabei weiterhin auf die Platzierung des Werkes im Nürnberger Hafen. „Dieser Standort wurde von Projektleiter Carsten Burmeister nach Gesprächen als planerisch und technisch machbar bewertet.“ Die DB-Spitze habe den Hafen aber verworfen, weil man keinen Zugriff auf die Grundstücke habe. Diese müssten von den Hafengesellschaftern, insbesondere Stadt Nürnberg und dem Grundstückseigner Freistaat Bayern, zur Verfügung gestellt werden. Mergner weiß auch, dass neben dem ungenutzten zweiten Hafenbecken nur elf ältere Gebäude vom neuen Werk betroffen, die umgesiedelt werden müssten.

Klare Worte kommen auch vom LBV: „Wir fordern die Deutsche Bahn nun auf, die weiteren Planungen an den beiden Standorten sowie am ehemaligen Muna Feucht aufzugeben und nach Alternativen zu suchen", heißt es in einer Erklärung des LBV-Vorsitzenden Norbert Schäffer. „Die Rodung einer derart großen Waldfläche ist nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes abzulehnen. Als Bannwald eingestuft sind diese Flächen unersetzlich und besitzen eine herausragende Bedeutung für ein ausgeglichenes Stadtklima in Nürnberg“, heißt es weiter LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. Ziel des LBV sei es aber nicht, den Bau des ICE-Werkes zu verhindern. „Die Deutsche Bahn muss jedoch einen Standort finden, der mit möglichst geringen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden ist.“

Die aus Roth stammende stellvertretende Vorsitzende der Grünen Landtagsfraktion Verena Osgyan fordert eine „intensive Diskussion“, ob die Muna als Standort aufgrund der doch recht starken Auflagen „realistischerweise überhaupt noch in Frage kommt“. Auch hier würde ein ökologisch hochwertiges Gebiet großflächig zerstört werden. „Wir Grüne haben deshalb schon früh den Nürnberger Hafen als Alternativstandort ins Spiel gebracht.“

HK