Nürnberg
Mit „Egon“ wird das Bahnticket überflüssig

Verkehrsverbund Großraum Nürnberg startet Testphase für ein automatisches E-Ticket für das Smartphone

25.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:32 Uhr

Egon soll den Nahverkehr einfacher und günstiger machen: Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, VGN-Geschäftsführerin Anja Steidl, der Fürther Landrat Matthias Dießl, VAG-Vorstand Tim Dahlmann-Resing und Torsten Heider von DB Regio Bayern haben auf dem Plärrer in Nürnberg kürzlich den Startschuss für die zweijährige Testphase des neuen E-Tarifs gegeben. Foto: Pelke

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Ein Ticket fürs Smartphone gibt es im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) schon. Jetzt kommt ein neues E-Ticket hinzu, das auf den Namen „Egon“ hört und besonders Gelegenheitsfahrer mit günstigeren Preisen und mehr Komfort zum Umsteigen auf Busse und Bahnen animieren soll.

„Egon ist ein einfacher Tarif, der eine häufigere Nutzung durch einen günstigeren Preis belohnt“, so der Fürther Landrat Matthias Dießl (CSU) als Vorsitzender des Zweckverbandes des Verkehrsverbundes bei der Vorstellung des neuen „Wunderfahrscheins“ für die Hosentasche.

„Smartphone antippen und losfahren“ soll das neue Motto bei der Benutzung des Nahverkehrs dank des elektronischen Tickettarifs lauten. „Unser E-Tarif ist das passende Angebot für jene Fahrgäste, die flexibel mobil sein wollen, die Flatrate aber nicht benötigen“, sagt Anja Steidl, Geschäftsführerin des VGN. Die Anreize zum mehrmaligen Einsteigen in den Nahverkehr durch den neuen E-Tarif würden deutlich zunehmen.

App erkennt, wann und wo der Fahrgast unterwegs ist

Der Fahrgast kann nach der Aktivierung der App einfach in Busse und Bahnen einsteigen und muss sich am Fahrscheinautomaten nicht mehr den Kopf über die Wahl des richtigen Fahrscheins zerbrechen. Das neue System soll mit Hilfe der App auf dem Mobiltelefon automatisch erkennen, wann und wo der Fahrgast unterwegs ist. Der E-Tarif soll sogar Fahrzeugwechsel selbstständig erkennen. Nur bei Verspätungen von mehr als zehn Minuten muss die App genauso wie beim ersten Einsteigen wieder aktiviert werden.

Einen kleinen Nachteil gibt es wohl allerdings: Der Fahrgast erkennt erst nach der Fahrt den tatsächlichen Fahrpreis. Im Gegenzug sollen dem Nutzer nicht nur mehr Bequemlichkeit beim Bezahlen, sondern auch handfeste Preisvorteile winken. Wie beim Taxifahren setzt sich der neue E-Tarif aus einem Grundpreis und einem Kilometerpreis zusammen. Benutzer sollen durch satte Rabatte zur häufigen Benutzung des Egon-Tarifs animiert werden.

„Schon wenn man für zwölf Euro innerhalb von 31 Tagen gefahren ist, sinken die folgenden Fahrtkosten um 50 Prozent“, verspricht Klaus Dechamps, Projektleiter beim VGN. „Egon ist auch sehr gerecht. Der Fahrgast zahlt nur das, was er fährt.“ Abgerechnet werden soll individuell nicht mehr nach Stationen sondern nach der zurückgelegten Luftlinie. Auch wenn der Bus drei Mal um die Ecke quasi im Kreis fährt, soll der Fahrpreis dadurch nicht teurer werden. Über die App werden die Fahrten und jeweiligen Preise haarklein zum Nachlesen dokumentiert. Und noch ein Vorteil soll die Kunden überzeugen. Der 31-Tage-Zeitraum beginnt mit der ersten Fahrt und startet nicht zu einem bestimmten Datum. Damit soll auch das Muster der Monatskarte über Bord geworfen werden.

Apropos: Langfristig könnte der alte Fahrschein aus dem Automaten durch die neue Smartphone-App durchaus ersetzt werden. Aber nicht von heute auf morgen. So schnell mahlen die Mühlen im Nahverkehr nicht. Die bestehenden Fahrscheine sollen trotz E-Ticket parallel vorerst weiter bestehen bleiben. Und auch „Egon“ selbst ist längst noch nicht beschlossene Sache. Zunächst soll der neue Fahrschein in einer zweijährigen Pilotphase auf Herz und Nieren geprüft werden. Dafür sucht der VGN ab sofort 20000 Testfahrer, die mit dem neuen virtuellen Fahrschein auf dem Mobiltelefon mit Bussen und Bahnen unterwegs sein wollen.

Große Unbekannte49-Euro-Ticket

Das geplante „Deutschland-Ticket“ der Bundesregierung mit dem monatlichen Flatrate-Preis in Höhe von 49 Euro für den bundesweiten Nahverkehr soll übrigens dem neuen E-Ticket im VGN nicht in die Quere kommen. Während der Deutschland-Tarif die Vielfahrer anspricht, soll „Egon“ die Gelegenheitsfahrer zum Umsteigen animieren. Beim Preis kommt das geplante Deutschland-Ticket dem neuen E-Tarif allerdings durchaus ins Gehege. Ursprünglich ist für Egon eine monatliche Preisobergrenze in Höhe von 220 Euro vorgesehen gewesen. Wenn das „Deutschland-Ticket“ tatsächlich wie geplant kommt, soll die monatliche Höchstgrenze von „Egon“ bei 70 Euro gedeckelt werden.

Egon mache den Nahverkehr nach dem Motto „einsteigen und losfahren“ einfacher und moderner, freute sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). „Genau das ist es, was wir brauchen, wenn wir noch mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr begeistern wollen.“

Die Gesamtkosten für die Entwicklung des E-Tickets in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro haben sich Freistaat und VGN übrigens brüderlich geteilt. Die technische Entwicklung der App hat die DB Bayern Regio übernommen.

HK