Über 100 Milchbauern aus der Region sind zur Jahresversammlung des BDM-Kreisverbandes Roth/Neumarkt auf dem Milchvieh- und Biogasbetrieb der Familie Schuster nach Frettenshofen gekommen. Bei der Versammlung, die in der beheizten Trocknungshalle auf dem Biogasgelände stattfand, standen neben verbandspolitischen Themen
vor allem die Vorstellung und anschließende Besichtigung eines neuen Melkroboterkonzepts von Boumatic durch eine Weißenburger Landtechnikfirma auf dem Programm.
Milchpreis hat sich stabilisiert: Mehr Geld für Erzeuger
Zu Beginn der Versammlung zeigte Johannes Pfaller, Mitglied im Bundesvorstand des BDM, anhand von Grafiken die aktuelle Milchmarktentwicklung auf. So konnten sich die Milchauszahlungspreise in den letzten zwölf Monaten von 45 auf jetzt 50 Cent stabilisieren. Diese positive Marktentwicklung sei vor allem auf eine konstante Milchproduktion in der EU 2024 zurückzuführen. Auch international hätten sich dadurch die Preise stabilisieren können, da die EU als größter Milchproduzent auf dem Weltmarkt auch die Entwicklung der Weltmarktpreise mit Produktionsschwankungen erheblich beeinflusst. „Diese Milchpreiserholung war und ist für uns Milcherzeuger derzeit enorm wichtig, da sich unsere Produktionskosten vor allem durch die ständig steigenden Tierwohlstandards und Haltungsvorschriften enorm verteuern“, stellte Johannes Pfaller fest. „Um die Mehrkosten dieser Qualitätsprogramme künftig stärker kompensieren und weitergeben zu können, braucht es daher auch unbedingt eine stärkere Vermarktungsposition der Milchbauern, so wie dies der BDM in seinem Konzept einfordert“, schloss Johannes Pfaller seinen Vortrag ab.
Der BDM-Kreisvorsitzende Manfred Gilch gab danach einen Rückblick auf die Verbandsaktivitäten im vergangenen Jahr. So war der Kreisverband nicht nur bei den Bauernprotesten Anfang des Jahres aktiv, sondern beteiligte sich auch an weiteren Aktionen auf Landes-, Bundes-, und Europaebene. Dabei galt es bei allen Aktionen stets, das BDM-Motto, „Bauern brauchen Marktlösungen um unabhängiger von Steuergeldern zu werden“, als eine der zentralen Forderungen zu platzieren.
BDM erzielt Erfolg in Zukunftskommission
Konkrete Vorschläge für solche Marktlösungen, bei denen die Bauern mehr Verhandlungsmacht beim Verkauf ihrer Erzeugnisse erhalten sollen, hat der BDM schon frühzeitig in die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) eingebracht. Die ZKL, in der alle wichtigen landwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verbände mitwirken, wurde aufgrund der Bauernproteste von der Bundesregierung initiiert. Sie wurde beauftragt, einstimmige Konzepte für eine zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik zu erarbeiten, die dann von der Regierung umgesetzt werden sollen. „Erst vor wenigen Wochen nun zahlte sich unsere Beharrlichkeit beim Festhalten an unseren Forderungen aus“, so Gilch. Erstmals hätten nämlich jetzt auch der Bauernverband und der Genossenschaftsverband, die bisher die BDM-Vorschläge zur Stärkung der Erzeuger stets abgelehnt hätten, innerhalb der ZKL zugestimmt.
Hilfreich sei hier auch die breite Unterstützung vieler gesellschaftlicher Verbände für die BDM-Forderungen gewesen, so Gilch. Seit dem Jahresende gebe es nun ein von allen Verbänden mitgetragenes Ergebnis- und Forderungspapier der ZKL, dass damit auch als Handlungsauftrag für Veränderungen in der Agrarpolitik für die neue Bundesregierung gilt. Interessant sei nun, so Gilch, dass jetzt auch der neue EU-Agrarkommissar Christophe Hansen signalisiert habe, künftig eine Agrarpolitik anzustreben, bei der die Bauern über eine stärkere Marktposition mehr Einkommen über den Markt generieren könnten und so unabhängiger von EU-Flächenprämien werden könnten.
Diese sollen nach den ersten Plänen des EU-Kommissars nämlich künftig verstärkt für mehr Umweltleistungen genutzt werden. „Die Ergebnisse der ZKL und Signale aus der EU sind zwar wichtige positive Ansätze“, resümierte Gilch abschließend, „dennoch wissen wir, dass zwischen Ankündigung und Umsetzung der Forderungen in der Politik meist ein langwieriger und oft auch schwieriger Prozess liegen kann.“ Der BDM werde daher 2025 beharrlich und aufmerksam die Umsetzung dieser Ankündigungen begleiten und weiter einfordern, stellte Gilch entschlossen fest.
Danach berichtete ein Vertreter einer Weißenburger Landtechnikfirma über das neue Melkroboterkonzept der amerikanischen Firma Boumatic. Bei diesem Gerät wird die Kuh nicht – wie sonst üblich – seitlich, sondern von hinten angesetzt.
Im Anschluss lud die Familie Schuster alle Teilnehmer zur Stallbesichtigung auf die Hof-stelle des Betriebs ein, bei der der Praxiseinsatz des Melkroboters von allen Interessierten begutachtet werden konnte.
HK
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