Waldgebiet bei Harrlach
Rother Stadtrat: Lieber fünf Windräder als ein ICE-Werk

27.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:40 Uhr

Mit der Erzeugung von Windenergie will die Stadt Roth zugleich den Bau eines ICE-Werks im Wald bei Harrlach ausbremsen. Foto: dpa

Von Robert Schmitt

Einstimmig hat der Rother Stadtrat beschlossen, im Kampf gegen ein ICE-Instandhaltungswerk bei Harrlach eine Änderung des Flächennutzungsplans einzuleiten. Damit soll kurzfristig die Möglichkeit geschaffen werden, im Wald zwischen der ICE-Strecke und dem Ort Harrlach eine Sonderbaufläche für fünf Windräder auszuweisen.



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Diesen Plan hatte Bürgermeister Andreas Buckreus (SPD) bereits bei einer außerordentlichen Bürgerversammlung in Harrlach am 12. Juli verkündet. Nun wurde das Vorhaben von den Stadtratsmitgliedern überzeugend aufs Gleis gesetzt. Begrüßt hat den Beschluss auch der Leiter der Stadtwerke. „Wir freuen uns darüber, weil es in Roth sehr wenige Flächen gibt, die für Windkraft geeignet wären“, sagte Gerhard Brunner.

Überrascht sei er gewesen von der Berichterstattung in der Presse, sagte Buckreus zur Einleitung des bedeutendsten Tagesordnungspunktes der jüngsten Stadtratssitzung. Schließlich handle es sich keineswegs um einen Alternativvorschlag zum geplanten ICE-Werk der Bahn, für das derzeit ein Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken laufe. „Wir machen lediglich von unserem Planungsrecht Gebrauch und setzen das um, was das bayerische Kabinett im Mai und Juni beschlossen hat: Vermehrt auf Windräder zu setzen“, sagte Buckreus. „Das ist vor dem Beschluss der Staatsregierung gar nicht möglich gewesen“, fügte er hinzu. Mit den Kabinettsentscheidungen ist der Bau von Windrädern in vorbelasteten Gebieten einfacher geworden. Als „vorbelastet“ gilt der Wald um Harrlach wegen der Autobahn und der ICE-Strecke.

Im Stadtrat gab es aber auch einige kritische Stimmen zu diesem Vorgehen. Angeführt wurde insbesondere, dass man sich damit die eigene Argumentationslinie gegen das ICE-Werk kaputtmache. Denn es seien dieselben Gründe, die gegen Windkraftanlagen an dieser Stelle sprechen wie gegen das Bahn-Projekt.

„Flächenverbrauch nicht vergleichbar“

Dem widersprach die Harrlacher Ortssprecherin Sonja Ehemann. „Bis auf den Flächenverbrauch treffen alle anderen Kritikpunkte nicht auf die Windräder zu“, betonte sie. Vor allem das Grundwasser und der Wasserverbrauch wären – im Gegensatz zu einem ICE-Werk – beim Bau von Windrädern nicht betroffen. Und der Flächenverbrauch sei nicht vergleichbar, fügte Ehemann hinzu. „Für das ICE-Werk müssten 45 Hektar Wald gerodet werden, für die Windräder allerhöchstens fünf Hektar“, rechnete die Ortssprecherin vor, die nochmals unterstrich, dass der Bau der Windräder dem Willen der Bürgerinnen und Bürger in Harrlach entspreche.

Insbesondere dieser beträchtliche Unterschied in der räumlichen Betroffenheit war auch für Ursula Philipp-Gerlach der bedeutendste Grund, die Befürchtungen einiger Stadtratsmitglieder hinsichtlich der städtischen Argumente gegen das ICE-Werk zu zerstreuen. „Das ist nicht vergleichbar“, sagte die Rechtsanwältin. Sie war online zugeschaltet, um die von ihr verfasste Stellungnahme der Stadt Roth im Rahmen des Raumordnungsverfahrens zum ICE-Werk zu erläutern. Darin legt die Juristin auf 26 Seiten dar, warum das Bahn-Werk gegen die Vorgaben der Landesplanung verstößt. Auch dafür hat der Stadtrat einstimmig grünes Licht gegeben.

HK