Hilpoltstein/Büchenbach
Landratswahl im Kreis Roth: Helmut Bauz ist bereit fürs „größere Steuerrad“

Freie Wähler stellen Büchenbacher Bürgermeister als Kandidaten vor – 20 Jahre Erfahrung als Gemeindechef

30.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:05 Uhr

„Unser Landkreis Roth“: Das Buch, das Hermann Kratzer (rechts) dem FW-Kandidaten Helmut Bauz überreicht, symbolisiert, dass es für ihn heraus aus Büchenbach gehen soll. Die Bauarbeiten im Hintergrund – neben dem neuen Jordan-Radweg wird das Flüsschen Jordan renaturiert – stehen dagegen für Bauz’ bisheriges politisches Wirken. Foto: Luff

Von Volker Luff

Hilpoltstein/Büchenbach – Aller guten Männer sind drei: Mit den Freien Wählern (FW) hat die letzte große politische Kraft im Landkreis Roth ihren Kandidaten für die Landratswahl im Herbst 2023 vorgestellt: Helmut Bauz, der langjährige Bürgermeister von Büchenbach, wirft seinen Hut in den Ring; wohl Ende Oktober soll er formell nominiert werden. Er rechne sich „gute Chancen“ aus, sagt Bauz selbstbewusst. Nach bald 20 Jahren Erfahrung an der Spitze einer Gemeinde „traue ich mir schon zu, das größere Steuerrad im Landkreis zu drehen“.

Man wisse nicht, „ob es am Ende noch mehr Kandidaten geben wird“, sagt Bauz. Betrachtet man allerdings die Zusammensetzung des Kreistags und die politische Landschaft im Kreis Roth, ist das eher unwahrscheinlich. So steht nun zu erwarten, dass sich der Wähler zwischen Helmut Bauz, dem Journalisten Jochen Münch (CSU) und dem Georgensgmünder Bürgermeister Ben Schwarz (SPD sowie Bündnis 90/Die Grünen) entscheiden kann. Dass er sozusagen der Senior im Trio ist – Bauz ist vier Jahre älter als Münch, zwei Jahre älter als Schwarz – entlockt dem 48-jährigen Bauz ein Lachen: „Dabei bin ich immer noch der viertjüngste Bürgermeister im Landkreis.“

Im Übrigen stehe er auch, was die Dienstjahre an einer Gemeindespitze betrifft, an vierter Stelle im Kreis, 2003 wurde er ins Amt gewählt – bei der nach Anfechtung der Wahl von 2002 nötig gewordenen Nachwahl. Die Erfahrung ist denn auch das Pfund, mit dem er im Wahlkampf wuchern will. Dass sich die FW im jetzigen Kreistag mit zehn Sitzen den dritten Platz mit den Grünen teilen, Bauz also – zumindest parteipolitisch betrachtet – eher Außenseiterchancen hat, ficht ihn nicht an: „Ich sehe es ganz klar als Persönlichkeitswahl“, sagt er. Landrat Herbert Eckstein sei schließlich das beste Beispiel dafür.

Der kommt bekanntlich von der SPD. „Nach 30 Jahren Rot tut dem Landkreis ein Farbwechsel gut“, sagt deshalb der FW-Kreisvorsitzende Hermann Kratzer – und schiebt mit einem Grinsen hinterher: „Deswegen muss man aber nicht gleich schwarzsehen.“ Er betrachte die Freien Wähler als eine Gruppierung, in der es „nicht um das politische Farbenspiel geht, sondern um die Sache“. Bauz, mit 29 Jahren ins Amt gekommen, sei nun mal „der Erfahrenste, hat das Ohr am Bürger und besitzt Durchsetzungskraft“, lobt er seinen Stellvertreter auf Kreisebene: „Ich schätze seine Beharrlichkeit auch bei Gegenwind, er hat den richtigen Weitblick.“

Den er sehr früh im Leben unter Beweis gestellt hat, denn schon Bauz’ Ausbildung könnte man als Vorbereitung für ein politisches Amt deuten: Der gebürtige Tübinger hat seinerzeit Diplom-Verwaltungswirt an der Fachhochschule Kehl in Baden-Württemberg studiert, kam 2000 als Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung nach Büchenbach – von dort ist es nur ein kleiner Schritt ins Bürgermeisteramt. „Eine gewisse Berufserfahrung in einer Führungsfunktion in einer öffentlichen Behörde mag nicht schlecht sein“, wirbt er eher zurückhaltend für sich.

Die hat er mit seinem Mitbewerber Ben Schwarz gemein, den Bauz nicht nur von der Arbeit im Kreistag her kennt, die beiden Bürgermeister haben unter anderem schon bei einem gemeindeübergreifenden Radweg an einem Strang gezogen – „ich schätze ihn“. Allerdings lässt er auch keinen Zweifel daran, dass er sich für den durchsetzungsfähigeren Mann hält.

Hierfür führt Helmut Bauz mehrere Beispiele an. Mit dem Kniff einer „verbindlichen Bürgerabfrage“ hat er vor zehn Jahren den Streit um die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung, der in der Kommune herrschte, befriedet. Gegen heftige Widerstände hat er dafür gesorgt, dass leerstehende Schulräume vermietet wurden – woraus sich die heute erfolgreiche Montessorischule in Büchenbach entwickelt hat. Und ein Projekt läuft gerade, es könnte das letzte große des Bürgermeisters Helmut Bauz sein, das entsprechende Wählervotum vorausgesetzt: Zwischen dem Büchenbacher Altort und der Siedlung in Richtung S-Bahnhof wird der Jordan renaturiert – neben dem neuen Jordan-Radweg. „Hier haben wir über Jahre hinweg Flächen gekauft“, sagt Bauz, stolz darauf, dass dieses schöne Vorhaben nun doch klappt. Trotz großer Investitionen habe Büchenbach unter seiner Führung den Schuldenstand von acht auf zwei Millionen Euro reduziert.

Er leiste die Arbeit als Gemeindechef „gerne und mit Erfüllung“, sagt er. Als Zugereister – den schwäbischen Dialekt hat er bis heute nicht abgelegt – habe er sich Anerkennung erkämpfen müssen, seine Wahlheimat sei ihm ans Herz gewachsen, weshalb er im Fall seiner Wahl „auch ein weinendes Auge“ habe. Damit muss er allerdings leben, wenn es nach Hermann Kratzer geht. Der sagt voller Überzeugung: „Der nächste Landrat ist ein Freier Wähler.“

HK