Rot-Grüne Allianz
Landratskandidatur in Roth: Ben Schwarz macht’s tatsächlich

Rot-Grüne Allianz will Bürgermeister von Georgensgmünd als gemeinsamen Kandidaten

23.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:22 Uhr

Flankiert und getragen von gleich zwei Parteien wird Ben Schwarz (3.v.r.) bei seiner Bewerbung um den Posten des Rother Landrats. Voll des Lobes über den Bürgermeister von Georgensgmünd sind nicht nur die Co-Vorsitzende der SPD, Ute Mahl (3.v.l.) und der Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Sven Ehrhardt (r.), sondern auch von den Grünen der Kreistags-Fraktionsvorsitzende Felix Erbe sowie die Grünen-Sprecher Henrik Schmidt-Heck (2.v.l.) und Tanja Josche (2.v.r.). Foto: Luff

Was die Spatzen seit Monaten, wenn nicht gar Jahren, von den Dächern gepfiffen haben, ist nun eingetreten: Ben Schwarz (SPD) hat seinen Hut in den Ring geworfen, der Bürgermeister von Georgensgmünd tritt bei der Rother Landratswahl im Herbst 2023 an.



Eine Überraschung gibt es allerdings doch: Der Kreisvorsitzende der Sozialdemokraten und Kreisrat wird nicht nur von seiner Partei auf den Schild gehoben; Schwarz ist der gemeinsame Landratskandidat von SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Was die Parteivorstände verabredet haben, sollen die Nominierungsversammlungen am 19. (Bündnis 90/Die Grünen) und 20. Oktober (SPD) bestätigen.

„Wir können mehr für den Landkreis Roth erreichen, wenn wir unsere Kräfte bündeln“, sagt die Grünen-Sprecherin im Kreisverband Roth, Tanja Josche, zur Erklärung. In Gesprächen hätten Rot und Grün gemerkt, „dass wir recht eng beieinander liegen“. Bei den Themen, betont sie, „wir sind und bleiben unterschiedliche Parteien“. Doch die großen Themen der Zeit – Klimaschutz und Energiewende sowie soziale Gerechtigkeit – benötigten auch auf Landkreisebene einen Schub.

Richtige Entscheidungen jenseits von Parteigrenzen

Die Bewältigung der Energiekrise und die Zukunftsfähigkeit des Landkreises führt Schwarz als Ergänzung der Generalthemen noch an. Zudem Mobilität auf dem Land, Bildung und die Kreisklinik. Sie alle „können und dürfen nicht an Parteigrenzen haltmachen“. Er nehme die Unterstützung der Grünen als „Vertrauensvorschuss“, so Schwarz. Wobei es nicht nur Vorschuss sei, sondern auch Erfahrung, wie der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Felix Erbe, betont. Da arbeiteten SPD, die Partei des amtierenden Landrats Herbert Eckstein, und Grüne „seit vielen Jahren in die gleiche Richtung“. Das aber liege auch an der Kommunikation und damit an Personen – „und da ist Ben Schwarz in den Fokus geraten“.

Der ist es gewohnt, von politischen Mitbewerbern quasi okkupiert zu werden. Es dürfte ziemlich einmalig in Bayern sein, dass die CSU den Juristen und damaligen Frischling im Gemeinderat 2011 nicht nur Unterstützung zugesichert hat, als er sich erstmals um das Bürgermeisteramt bemühte – seine Vorgängerin Eva Loch war gestorben. Die Christsozialen hoben ihn sogar auf ihren Schild, nominierten den roten Schwarz, ebenso wie die SPD, in einer eigens anberaumten Versammlung. Dasselbe Spiel wiederholte sich sechs Jahre später. Schwarz erhielt bei der Wahl als alleiniger Kandidat kommunistisch anmutende 98 Prozent, überflügelte mit dieser Zustimmung sogar Landrat Eckstein, der am selben Tag in seine letzte Amtsperiode gewählt wurde. „Wahlkampf ist für mich eine neue Situation“, sagt Schwarz denn auch.

Auf den wird er sich mit den neuen Ambitionen wohl einlassen müssen. Wenngleich er sagt, als Bürgermeister – der sich bis zuletzt mit ganzer Kraft für seine Heimatgemeinde einsetzen wolle – habe er gar keine Zeit dafür.

Sein „langes Zögern, eine klare Aussage zu treffen“ bezüglich der Ambitionen auf den Landratssessel begründet Schwarz damit, dass er sich sehr genau überlegen musste, ob er die Gestaltung Georgensgmünds aufgibt, für „die Chance, im größeren Landkreis etwas gestalten zu können“. Er habe sich auch gut vorstellen können, dort noch zwei, drei Amtsperioden zu bleiben.

Genau das ist das Risiko, das der 46-Jährige eingeht: Zwar gibt es bislang weder einen exakten Termin sowohl für die Landrats-, als auch für die Bürgermeisterwahl in Georgensgmünd. Doch sie könnten auf denselben Tag fallen, 2017 waren sie genau so angesetzt. Im Falle eines Scheiterns im Kreis Roth wäre damit mit einiger Wahrscheinlichkeit auch das Bürgermeisteramt futsch, wenngleich das noch nicht hundertprozentig sicher ist. Letztlich kommt es auf die beiden Termine an. Mit diesem möglichen Hintertürchen will Schwarz sich aber noch nicht beschäftigen: „Ziel ist der Landrat.“

Gerüchteküche als Zeichen der modernen Zeiten

Seine Familie stehe hinter diesem Ziel, sagt der dreifache Vater und entkräftet damit Gerüchte in der jüngeren Vergangenheit, er werde aus Rücksicht auf Frau und Kinder nicht antreten. Sie entlocken ihm nur ein Lächeln. Vielleicht sei eine solche Diskussion, endlich mal bei einem Mann geführt, ja ein Zeichen der Gleichberechtigung. Familie und Beruf zu verbinden, müsse heutzutage für alle Geschlechter möglich sein, sagt Schwarz. Zudem würden die Bedürfnisse von jungen Familien mit ihm „ins Amt transportiert“.

Auf die unbedingte Unterstützung von gleich zwei Parteien kann Schwarz jedenfalls bauen. „Wir vertrauen auf die Erfahrung, die Ben aus vielen Jahren als Bürgermeister einbringt“, sagt Felix Erbe. Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl (SPD) attestiert Schwarz nicht nur die fachlichen Voraussetzungen, sondern auch die nötigen menschlichen Qualitäten. Mahl lobt: „Er hat gezeigt, dass er es kann und dass er Verantwortung übernehmen will. Diese Kombination findet man nicht so leicht.“

HK