Rother Landrat Ben Schwarz bittet um Spenden
Landkreis-Spendenaktion Jeder Bürger ein Euro startet wieder

29.11.2024 | Stand 29.11.2024, 15:00 Uhr |

„Startschuss“: Landrat Ben Schwarz (rechts) mit Fanta Yanna, die sich in ihrer Heimat Burkina Faso vor allem für Kinder einsetzt und Andreas Waßmuth vom Eine-Welt-Laden-Team Roth, über den der Kontakt zustande kam. Foto: Schoplocher

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, aber auch nicht wichtiger. Und sie haben eines gemeinsam: Es sind die Projekte, die Landrat Ben Schwarz für die Spendenaktion „Jeder Bürger ein Euro“ ausgesucht hat. Leicht sei die Wahl nicht gewesen, gibt Schwarz zu, schließlich gebe es sowohl „vor der Haustür“ als auch international viele unterstützenswerte Initiativen.

Mit der Aufteilung „Zwei zu Zwei“ folgt der Landrat der seit Jahren bewährten Linie, sowohl lokal als auch global etwas bewegen zu wollen. Während die Tafeln schon mehrfach in den Genuss einer Zuwendung kamen, sind Klinik-Förderverein und Projekte in Mali und Burkina Faso erstmals Teil der Aktion, die seit ihrem Start 95 Maßnahmen in 35 Ländern unterstützt hat.

„Immer mehr Menschen in der Welt, aber auch bei uns, sind von Armut betroffen“, sagt Landrat Schwarz zum offiziellen Start der Aktion am 1. Dezember und hofft zugleich, dass sich viele Menschen trotz der angespannten Lage solidarisch zeigen und helfen, die Not ein wenig zu lindern.

Wichtig war und bleibt, dass mit Geldern aus dem Landkreis geförderten Vorhaben im Ausland ein Gesicht zugeordnet werden kann. Im „Fall“ NEIA ist das Fanta Yanna, die sich von Nürnberg aus für ihren Heimatort Dedougou in Burkina Faso engagiert. Dank ihr und dem Netzwerk NEIA konnten in der rund 350 000 Einwohner zählenden Stadt Schulen und Kindergärten gebaut werden. Erst vor kurzem wurde eine Bäckerei fertig, die dank Solarmodulen netzunabhängig arbeiten kann – und unter anderem die benachbarte Schule mit Baguettes versorgt.

Was Helfen in Dedougou seit einigen Jahren erheblich erschwert, sind steigende Flüchtlingszahlen. Weil sich die Sicherheitslage in vielen Regionen der früheren französischen Kolonie dramatisch verschlechtert hat, fliehen Menschen in größere Städte. Sie leben in Camps, provisorischen Siedlungen und in den Regenzeiten in den Schulen, berichtet Fanta Yanna. „Einmal hat sich die Einwohnerzahl innerhalb eines Jahres verdoppelt“, führt sie vor Augen.

Die 43-Jährige, die wie ihr Bruder in Deutschland studiert hat, und als Elektroingenieurin bei Siemens arbeitet, legt Wert auf Hilfe zur Selbsthilfe. Eine Getreidemühle etwa oder ein mit Sonnenkraft betriebener Brunnen.

Der Kontakt nach Roth ist über Andreas Waßmuth zustande gekommen – beziehungsweise dessen Tochter. Es dauerte nicht lange, und im Eine-Welt-Laden wurden Mangos aus Burkina Faso verkauft – eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen in dem zutiefst armen Land mit seinen gut 20 Millionen Bewohnern. Da setzt auch eine der Ideen an, mit denen Fanta Yanna helfen möchte. Wenn es (mit Geld aus dem Landkreis) gelingt, ein Dörrgerät für Mangos und Papayas anzuschaffen, könnten zum einen alle Früchte verarbeitet werden, zum anderen wäre der Export einfacher. Als weiteren Wunsch äußert sie stellvertretend für „ihre“ Schützlinge eine Schulkantine samt Speisesaal.

Mit Mali steht ein zweites, sehr armes afrikanisches Land im Fokus der Spendenaktion. Die Hilpoltsteinerin Petra Beringer setzt sich seit Langem für die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Mali ein, das Team des Kreuzwirtskellers sorgt Jahr für Jahr mit dem Mali-Fest für Einnahmen. Heuer hat es die Sahelzone durch Naturkatastrophen besonders hart getroffen – mit ein Grund für Ben Schwarz, der LAG eine Finanzspritze zukommen zu lassen.

Auf eine Hitzewelle im Frühjahr folgte Starkregen mit Überschwemmungen. Nachdem auch die Ernten Schaden genommen haben, erwarten die Menschen in Mali 2025 mit großer Wahrscheinlichkeit eine Hungerkrise – schließlich leben 70 Prozent der Bevölkerung von Erträgen aus der Landwirtschaft. Gefördert werden soll ein Großprojekt in der Kommune Dombila. Dort ist die Anlage eines Gemüsegartens inklusive Brunnenbau geplant, dank dem die Frauen ihre Familien besser versorgen und ernähren können.

Der Förderverein der Kreisklinik, der lokal Geld bekommen soll, möchte die Anschaffung einer lebensecht aussehenden Babypuppe ermöglichen. An und mit ihr können Hebammen und Geburtshelfer, Krankenpflegeschüler, aber auch Ärzte, lebensnah Notfälle und Versorgung üben. Bisher ist die Klinik auf eine Leihgabe des Klinikums Nürnberg Süd angewiesen, eine Finanzierung über den Krankenhausetat ist nicht möglich.

Auch für Bedürftige im Landkreis Roth werden Spenden gesammelt. Seit Gründung der ersten Tafel in Deutschland 1993 erfüllen diese Einrichtungen eine doppelte Funktion: Lebensmittel retten und Menschen damit helfen. „Unsere Tafeln in Roth, Hilpoltstein, Wendelstein und ganz neu in Greding leisten seit Jahren hervorragende Arbeit und sind eine wichtige Anlaufstelle für Bedürftige“, sagt Ben Schwarz. Dabei geht es um mehr als die Versorgung mit Lebensmitteln. Oft sind die Helfer auch Ansprechpartner für die kleinen und großen Sorgen des Alltags.

Schwarz will nicht vergessen, dass es all diese Projekte nicht gäbe, würden sich nicht viele Menschen für sie engagieren. „Es geht nur Miteinander.“ Das gelte lokal und global, im Kleinen wie im Großen.

HK



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