Greding
Krankenpflegeverein schlägt Alarm wegen Personalmangels in der Pflege

Mitglieder beschließen, Ausbildung für Helfer finanziell zu fördern – Ungewisse Zukunft des Altenheims

10.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:30 Uhr

Eine Urkunde für ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der Diabetiker-Selbsthilfegruppe bekommt Angelika Butz (Mitte) von der Vorsitzenden des Krankenpflegevereins, Irene Tratz, und dem Gredinger Stadtpfarrer Richard Herrmann. Foto: Landes

Greding – „Halt ma zamm!“ Dieser Aufruf war gleichsam Motto der Mitgliederversammlung des Krankenpflegevereins Greding und Aufruf an alle, die derzeit äußerst schwierigen Zeiten in der Pflege überwinden zu können. Der Vorstand um die Vorsitzende Irene Tratz vertrat die Meinung, dass dies nur gemeinsam gehen könne; wenn Caritas-Sozialstation, der Krankenpflegeverein mit seinen Mitgliedern, die Kommune sowie die Politik auf höheren Ebenen Hand in Hand arbeiteten. In der Versammlung kamen einige brisante Punkte zur Sprache.

Nach dem geistlichen Impuls von Pfarrer Richard Herrmann gaben Katrin Meier, die Geschäftsführerin der hiesigen Sozialstation, und die Pflegedienstleiterin Nicole Ochsenkühn unter dem Titel „Als Christ Menschen pflegen – woher kommt die Motivation?“ einen informativen und emotionalen Einblick in ihre Arbeit. Die immer schwieriger werde. Sie schilderten, in welchem Zwiespalt sie stecken, wenn sie Patienten auf die Warteliste setzen müssen. Einerseits wollen sie Pflegebedürftigen eine professionelle Versorgung zukommen lassen. Andererseits fehlten ihnen aber die Pflegekräfte, wie sie sagten. Die Resonanz auf Stellenanzeigen sei gleich Null. In der Station fehlt eine Vollzeitstelle. Aber es sei auch Personal gesucht, das im Monat arbeite – viele kleine Beschäftigungsverhältnisse verringerten auch die enormen Überstundenzahlen des bestehenden Personals.

Die beiden Frauen baten die Vereinsmitglieder, dass diese in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis um Personal werben sollten. Doch nahm die Versammlung die Schilderungen zum Anlass, noch weiter zu gehen: Weil die finanzielle Lage des Vereins das offenbar hergibt, will der Verein Quereinsteiger unterstützen. Es gibt immer wieder Frauen, so die Überlegung, die nach der Kinderpause in der Pflege arbeiten möchten. Die einjährige Pflegehelfer-Ausbildung kostet jedoch zwischen 500 und 1000 Euro. Die Mitglieder stimmten dem Vorschlag zu, einen Zuschuss zur Ausbildung zu gewähren und damit vielleicht einen wertvollen Beitrag zur Mitarbeitergewinnung zu leisten. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagte Irene Tratz.

Die Vorsitzende forderte Bürgermeister Manfred Preischl (FW) auch dazu auf, Stellung zu nehmen zur Zukunft des Caritas-Seniorenheims St. Magdalena. Viele Menschen in Greding wünschten dringend eine umfassende Sanierung oder einen Neubau mit „Wohnen und Service im Alter“. Der Krankenpflegeverein habe vor einem Jahr schon an Stadtrat und Caritasverband Eichstätt einen offenen Brief geschrieben.

Preischl sagte, er wolle bis Mitte des Jahres Senioren zu einem Gedankenaustausch einladen. Bisher habe die Komme im Bereich der sozialen Einrichtungen keine Konkurrenzsituation schaffen wollen, er habe Gespräche einzig mit dem Caritasverband Eichstätt geführt. Bis Ende dieses Jahres solle eine zukunftsfähige Lösung gefunden werden, stellte der Bürgermeister klar, ansonsten werde man sich nach einem neuen Partner umsehen. Jedoch würden dann alle Synergieeffekte, die gerade in Zeiten des Pflegenotstandes von Vorteil seien, wegfallen. „Der Stadtrat drängt genauso auf eine Entscheidung“, sagte Preischl.

Vorsitzende Irene Tratz hielt Rückschau auf die Zeit seit der Mitgliederversammlung zuvor. Diese war geprägt von der groß angelegten Mitgliederwerbung in der Adventszeit. Im Zuge dieser Aktion gewann der Gredinger Krankenpflegeverein 85 neue Mitglieder, aktuell seien 526 Familienmitgliedschaften eingetragen. Für die gibt es ein umfangreiches Programm: So ist für den 6. September beispielsweise ein Vereinsausflug vorgesehen. Den halbrunden Geburtstag – 35 erfolgreiche Jahre Krankenpflegeverein – feiert man am Sonntag, 10. Juli: Nach einem Dankgottesdienst seien die Mitglieder zu einem Empfang im Pfarrgarten eingeladen. Der Tag könne mit einem Orgelkonzert ausklingen, rührte Bürgermeister Preischl gleich die Werbetrommel für die städtische Kulturreihe. Ein Zeichen für den Zusammenhalt setze der Verein auch mit der Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Jan Plobner: Dieser kommt laut Irene Tratz noch im Mai nach Greding, um sich über die Arbeit in der Sozialstation zu informieren und um so die drängenden Probleme kennenzulernen.

Drei Ehrungen für 25-jährige Mitgliedschaft standen für die Mitgliederversammlung an: Elisabeth Geyer, Ingrid Obergröbner und Irmgard Fersch. Zudem wurde Angelika Butz für ihr ehrenamtliches Engagement in der Diabetiker-Selbsthilfegruppe geehrt.

HK