Roth
Kleinkunst-Hochfeuerwerk in der Kulturfabrik

Viel Wortwitz, eingängige Songs und trockener Humor: „Die Feisten“ begeistern das Rother Publikum

23.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:43 Uhr

Zum Niederknien komisch: Das Musikkabarett-Duo Matthias Zeh (links) und Rainer Schacht. Foto: Tschapka

Von Tobias Tschapka

Roth – Als ein echter Knaller hat sich dieser Nachholtermin in der Kulturfabrik in Roth herausgestellt. Das aus Göttingen stammende Musikkabarett-Duo „Die Feisten“ sorgte am Mittwochabend nicht nur für ein volles Haus, sondern auch für Riesenstimmung. Mathias Zeh und Rainer Schacht verstanden sich vorzüglich darauf, mit viel Wortwitz, eingängigen Songs und einem überaus trockenen Humor das Publikum zu begeistern.

„Schön, dass Sie sich alle daran erinnert haben, dass Sie noch Tickets von uns an der Kühlschranktür hängen haben“, sagte Schacht zur Begrüßung und bedankte sich auch, dass man das Duo nach der langen Coronazeit bei der „beruflichen Wiedereingliederung“ unterstützt. Jetzt würden sie sich umso mehr freuen, endlich wieder auf der Bühne zu stehen, und dass sie nicht mehr in lauter von Masken verdeckte Gesichter blicken müssen. „Das sah immer so ein bisschen nach kollektiver Banküberfall oder Sekte aus“, sagt Zeh.

Rund um das Duo verteilt standen jede Menge Instrumente, darunter auch eine indische Sitar. „Bei uns schaut es immer ein bisschen nach musikalischer Früherziehung aus – und manch einer sagt, es klingt auch so“, merkte Schacht an. Aber beide Künstler verstanden sich darauf, ihren Instrumenten zwar minimalistische, aber wohlklingende Melodien zu entlocken und bedienten sich dabei den verschiedensten Musikstilen – von Rap über Reggae bis hin zu südamerikanischen Klängen.

Aber vor allem ihre Texte hatten es in sich. Da wurden etwa im Song „Verkaufskanäle“ schlaflose Nächte besungen, die sie vor dem Fernseher beim Teleshopping verbringen, wo unter anderem „Fellpantoffeln aus Pellkartoffeln“ oder „Gürtelschnallen aus Würfelquallen“ angeboten werden. Nachts spielte auch das Lied über den Partner, der wie ein „Rüsseltier“ schnarcht, und so am gemeinsamen „Baum der Liebe“ sägt. Ein anderes Liebeslied barg das Rezept für eine glückliche Beziehung, und riet den Männern, ihre Partnerin immer auf Händen zu tragen, auch wenn die Liebste dafür „eigentlich zu schwer“ sei. Den Frauen wurde hingegen geraten, ihren Partner bei Schnupfen möglichst stark zu bemitleiden, oder auch mal zu zeigen, wie gut „Sie“ rülpsen kann. In die Rubrik Beziehung fiel auch der Song „Zum ersten mal mit Andrea, als Pärchen bei IKEA“, in dem die Frau versucht, ihre „lückenlose Dekoration“ zu komplettieren, sehr zum Entsetzen des Mannes.

Bis 2013 waren die Komiker noch als Trio unter den Namen „Ganz Schön Feist“ unterwegs und sie sind stolz darauf, in ihrer über 20-jährigen Karriere unter anderem auch bei der letzten Folge „Ein Kessel Buntes“, dem Unterhaltungs-Flaggschiff der ehemaligen DDR, zu Gast gewesen zu sein. „Aber der Erfolg hat uns ganz schön fertig gemacht, und so brauchten wir eine Auszeit – leider war das Geld schnell alle“, erzählte Schacht, deshalb habe man schon zwei Wochen später „Die Feisten“ gegründet.

Kürzlich waren sie auch im Morgenmagazin von ARD und ZDF zu Gast - um sechs Uhr früh! „Haben sie es gesehen?“, fragte Zeh, doch kein Arm ging nach oben. Kein Wunder zu dieser Uhrzeit, und überhaupt: „Die Fernsehmoderatoren versprühten dort eine gute Laune, die wirklich durch nichts zu rechtfertigen ist“, sagte Schacht. Doch Grund genug, ein monotones Lied über eine „Morningshow mit Uwe und Klaus“ zu spielen, gerichtet an alle Morgenmuffel dieser Welt.

Zum Ende hin gab es dann noch den für das aktuelle Programm titelgebenden Song „Junggesellenabschied mit über 50“ zu hören, bei dem die Feier so wie früher „richtig eskalieren“ sollte, doch stattdessen ein Austausch über Hämorriden, „Rücken“, Prostataprobleme und Lebensmittelunverträglichkeit erfolgte, so dass die ganze Party eher wie ein „nass gewordenes Tischfeuerwerk“ daherkam. Dass kann man aber vom Auftritt der „Feisten“ nicht behaupten, dieses war eher ein Kleinkunst-Hochfeuerwerk, für das sich das Publikum am Schluss mit stehendem Applaus bedankte.

HK