Landkreis Roth
Keine drei dunklen Stunden in Spalt

Stadtrat spricht sich mit einer Stimme Mehrheit gegen eine Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung aus

09.08.2022 | Stand 22.09.2023, 7:03 Uhr

Gegen die Abschaltung der Straßenbeleuchtung in den Stunden zwischen 1 und 4 Uhr hat sich der Spalter Stadtrat ausgesprochen. Foto: dpa

Von Jürgen Leykamm

Spalt – „Das ist traurig, aber wahr!“ Aus ihrem Ärger über das Abstimmungsergebnis machte Gabriele Weislmeier (FaiR) bei der Stadtratssitzung im Spalter Rathaus keinen Hehl. Eine einzige Stimme hatte gefehlt, dann wäre die Entscheidung gegenteilig ausgefallen. So aber stimmte das Gremium nach längerer Diskussion mit 9:8 gegen eine nächtliche Abschaltung der Straßenbeleuchtung in den Stunden zwischen 1 und 4 Uhr.

Das weckte Erinnerungen an eine gar nicht so weit zurückliegende Entscheidung. Ende 2015 begann nämlich schon einmal eine Zeit der Nachtabschaltung, die knapp drei Jahre später auf Antrag der CSU-Fraktion vom Rat wieder aufgehoben wurde. Um die Aufhebung diskutierten die Ratsmitglieder damals genauso beherzt wie über die jetzt gescheiterte Wiedereinführung.

Erneut ins Gespräch gebracht worden war sie aufgrund der aktuellen politischen Situation von der Stadtverwaltung. Einem drohenden Strommangel solle schon jetzt entgegengesteuert werden, hieß es dazu in einer Beschlussvorlage. Dabei „haben wir unsere Hausaufgaben eigentlich schon richtig gut gemacht“, betonte Bürgermeister Udo Weingart. Die Umstellung der Lampen (erst auf Gelblicht und dann auf LED) brachte seinen Worten zufolge eine Einsparung der Stromkosten in diesem Bereich um stolze 74 Prozent.

In den neuen Baugebieten gebe es zusätzlich eine Dimmfunktion, die für eine schwächere Beleuchtung in den Nachtstunden sorge. „Wir haben schon viel Licht und Energie gespart“, so der Rathauschef. Bei den dimmbaren Leuchten sei es laut Stromanbieter aber ein unverhältnismäßig hoher Programmieraufwand, von einer Dimmung auf eine zeitweilige Abschaltung zu wechseln. Im Rahmen des Servicevertrags erfolge hier in einigen Jahren ohnehin eine Umprogrammierung.

Martin Haberkorn (CSU) warf zudem die Vorteile des Verzichts auf ein Abschalten in der Nacht in die Waagschale: „Die Bürger fühlen sich ohne Beleuchtung einfach unsicher.“ Andreas Zottmann (UWG/FW) wiederum hielt den Hinweis auf die EDV-Thematik für vorgeschoben. Die Änderung in der Software „ist doch kein Hexenwerk!“ Hier habe sich der Stromversorger bei seiner Argumentation wohl von seinem Ansinnen leiten lassen, Strom verkaufen zu wollen. Dieter Kamm (ebenfalls UWG/FW) gab zu bedenken, dass ja viele Lampen nicht dimmbar seien und in jenen Fällen die Abschaltung recht einfach möglich wäre. Eine solche sei auch aus Klimaschutzaspekten zu begrüßen.

Bernhard Zottmann (FWG) hingegen hielt eine solche wirtschaftlich und politisch für „nicht begründbar“. Patrick Seubelt (CSU) pflichtete ihm bei. Brigitte Behr (FaiR) rechnete dagegen vor, dass sich ein Abschalten auf Zeit durchaus lohne – auch im Sinne der Insekten sei ein solches Vorgehen sinnvoll. Der Befürchtung vor steigender Kriminalität hielt sie entgegen, „dass Verbrecher bei Dunkelheit mit Taschenlampe unterwegs sind“ – und damit erst recht Aufsehen erregten. Die Jahre der Abschaltung hätten zudem gezeigt, dass die Kriminalität eben nicht angestiegen sei, ergänzte Gabriele Weislmeier. Hier werde vom Stromversorger eine Drohkulisse aufgebaut.

Dieter Selz (Landliste) bemängelte das Fehlen „einer klaren Zahlenbasis“ für eine Entscheidung. Weingart wiederum nahm den Stromversorger vor Unterstellungen in Schutz – die Gespräche mit ihm seien immer auf Vertrauensbasis geführt worden: „Die 74 Prozent Ersparnis haben wir gemeinsam erarbeitet.“

HK