Von Robert Schmitt
Schwanstetten – Seit dem 30. Juni liegt das Raumordnungsgutachten zur Vorbereitung des Baus der umstrittenen Juraleitung vor. Darin haben vier Bezirksregierungen im Freistaat den vom Übertragungsnetzbauer Tennet vorgeschlagenen, etwa 100 Meter breiten Korridor auf 160 Kilometern von Raitersaich bis Altheim bestätigt. „Nun können wir weiterplanen“, hat es am Montagabend von Projektleiter Ino Kohlmann während des ersten „Infomarkts“ in Schwanstetten. Im Wesentlichen verläuft die neue Stromtrasse entlang der bestehenden Leitung.
Bei insgesamt sechs solcher Veranstaltungen soll die Öffentlichkeit nun über den Verlauf der Leitung und die weiteren Planungsschritte informiert werden. Zugleich arbeitet Tennet bereits an konkreten Vorschlägen für die Standorte der Masten. Ein endgültiges Konzept soll ab Oktober mit den Grundstückseigentümern diskutiert werden. Spätestens Mitte des Jahres 2024 will Tennet die Planfeststellung beantragen. Mit deren Erteilung würde das Unternehmen Baurecht erhalten. Das Verfahren wird nach Einschätzung der Tennet-Verantwortlichen etwa zwei Jahre dauern. Wenn keine Verzögerungen durch Klagen eintreten, könnte ab 2026 abschnittsweise mit dem Bau der neuen Leitung begonnen werden. Die Bauzeit würde etwa drei Jahre betragen.
Zugleich haben die bayerischen Planungsbehörden Tennet Maßgaben auferlegt, die ebenfalls aus den im Internet veröffentlichten Planunterlagen hervorgehen. Wichtigster Punkt in der Region: Tennet soll „intensiv prüfen“, ob die genehmigte Erdverkabelung durch Katzwang bis zur Autobahn in Kornburg weitergeführt werden könnte. Darüber freute sich insbesondere das Nürnberger Stadtratsmitglied Harald Dix. Er wohnt in Kornburg nur rund 350 Meter vom geplanten Trassenverlauf entfernt. „Da bin ich heute schon 50 Prozent besser gelaunt“, kommentierte der SPD-Politiker diese Entwicklung.
Freuen konnte sich auch Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann. Der im Vorfeld angedachte Verlauf durch sein Gemeindegebiet ist aller Wahrscheinlichkeit nach vom Tisch. Davon wäre vor allem ein großes Waldgebiet betroffen gewesen. Allerdings ist Schwanstetten noch nicht völlig aus dem Schneider. Sollten die Bodenuntersuchungen in Katz-wang ergeben, dass die Erdverkabelung dort nicht möglich ist, kommen die Schwanstettener erneut ins Spiel.
Vom als raumverträglich festgestellten Verlauf der neuen Stromleitung ist auch die Gemeinde Rohr betroffen. Allerdings profitiert der Ortsteil Regelsbach davon, denn es findet im Gegensatz zur bestehenden Leitung ein Schwenk nach Süden statt. Auch Wendelstein ist im Vergleich mit der ursprünglichen Leitung nicht mehr betroffen. Schließlich verläuft die neue Trasse von Kornburg ab bis Feucht ausschließlich entlang der Autobahn in Folge eines gesetzlich vorgeschriebenen „Bündelungsgebots“.
Tennet hat den ersten der sechs Infomärkte sehr aufwändig gestaltet. Die gemeindliche Kulturscheune war mit umfangreichen Kartenmaterial ausstaffiert worden. An vier großen Bildschirmen waren sämtliche Raumordnungsunterlagen und die behördlichen Forderungen einsehbar. Ein Dutzend Ingenieure, Geographen, Umweltfachleute und die zuständige Bürgerreferentin gaben Auskunft. Informiert haben sich etwa 25 Bürgerinnen und Bürger.
Überhaupt nicht zufrieden mit diesem Informations-Format ist das „Aktionsbündnis Trassengegner“. Die Vorsitzende Dörte Hamann aus Burgthann warf Tennet per Pressemitteilung sogar vor, ein gemeinsamer Austausch der Betroffenen werde mit diesen Infomärkten bewusst unterbunden. Dort finde eine Zersplitterung von Informationen statt, die nicht zielführend sei. „Für eine ganzheitliche Betrachtung der Problemstellungen muss zwingend ein Format gefunden werden, bei dem eine möglichst große Anzahl Interessierter gleichzeitig informiert wird“, so Hamann, die zugleich ankündigte, dass die Proteste unvermindert weitergehen werden.
HK
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