Nahwärmenetz Ruppmannsburg eingeweiht
„Jeden Tag waren Leute zum Helfen da“

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:21 Uhr

Die beiden Holzschnitzer produzieren mit ihren Motorsägen Skulpturen. Fotos: Karch

Von Andrea Karch

Ruppmannsburg – „Respekt! Ihr seid Macher.“ Nicht nur stellvertretende Bürgermeisterin Eva Dorner hat sich am Sonntag bei der Einweihung des Nahwärmenetzes Ruppmannsburg begeistert über „die große Ausdauer, den Mut und die Überzeugungsarbeit, die geleistet wurde“ gezeigt. Ebenso wie sie zogen die anderen Grußwortredner den Hut vor dem, was in kurzer Zeit in Ruppmannsburg geschaffen wurde: ein Nahwärmenetz, an dem 20 Anwesen angeschlossen wurden, und ein Heizwerk, das von einer Genossenschaft betrieben wird.

Die einheitlichen dunkelroten T-Shirts sollen es allen Besuchern zeigen: Der Zusammenhalt im Dorf ist groß. Das betonen unisono alle Genossenschaftsmitglieder wie auch die Grußredner. Dabei habe ihnen zu Beginn der Wind stark ins Gesicht geblasen, sagte Vorsitzender Michael Hussendörfer in Anspielung auf das Wetter, das an diesem Sonntagmorgen herrscht. Trotzdem habe man in drei Jahren von der ersten Idee bis zur Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes viel geschafft. Viele Stunden wurde geplant und es wurden auch andere Systeme besichtigt, zum Beispiel das Oberdorfer Heizwerk in Thalmässing. Und schon bald wurde der Heizkessel gekauft, noch bevor man überhaupt ein Grundstück hatte. „Das war weise Voraussicht“, sagt Hussendörfer. „Heute wäre er 70 Prozent teurer.“

Die Genossen haben aber nicht nur die Leitungen für die Nahwärme verlegt, sondern gleich auch noch Glasfaserkabel und Wasserleitung und Wasserschieber erneuert sowie die Asphaltierung der Staatsstraße durch den Ort vorfinanziert.

Applaus fürviele Arbeitsstunden

„Jeden Tag waren Leute zum Helfen da“, lobt auch der gleichberechtigte Vorsitzende Thomas Winter. Er erklärt auch eine Besonderheit: Jeder Genosse liefert selbst Hackschnitzel in seine eigene Lagerbox, abgerechnet wird nach erzeugten Kilowattstunden. Als er auf die Tausenden von ehrenamtlichen Arbeitsstunden zu sprechen kommt, brandet Applaus auf. Und er erwähnt auch gleich noch eine zweite Besonderheit: Bei der Genossenschaft in Ruppmannsburg ist jeder für einen anderen Part zuständig, so dass die Arbeit und Verantwortung auf vielen Schultern ruht. „Deswegen klappt es so gut“, zeigt er sich überzeugt.

Dass der Genossenschaftsgedanke hier so gut gelebt wird, freut auch Landrat Herbert Eckstein. Und dass in Ruppmannsburg schon viel miteinander geschaffen wurde, hebt er hervor und verweist auf die Sanierung von Friedhof, Feuerwehrhaus und Kirche. Er verschweigt aber auch nicht, dass das Verfolgen gemeinsamer Projekte nicht immer einfach sei. „Aber man findet einen Weg und das zeichnet Ruppmannsburg aus.“

Auch der Landkreis Roth sei vor Jahrzehnten mit dem Bau der zwei Biomasseheizwerke und der Einrichtung der Energieberatung am Landratsamt –„da hat es sogar eine Kampfabstimmung gegeben“ – seiner Zeit voraus gewesen. „Die Gesellschaft muss wieder lernen, dass sie sich ihrer Verantwortung stellt“, fordert er. „Und die Dörfer sind hier die Vorreiter“, resümiert er zufrieden.

„Jeder von euch hatalles gegeben“

„Was ihr aufgezogen habt, Hut ab“, sagt stellvertretende Bürgermeisterin Eva Dorner mit Blick in die Runde. Und damit meint sie nicht nur die 18 Meter lange Bar in der zur Festhalle umfunktionierten Lagerhalle des Heizwerks bei der Mallorca-Party am Kerwafreitag. „Jeder von euch hat alles gegeben für dieses Projekt“, unterstreicht sie und hat auch nachgerechnet. „Ich bin auf rund 9000 Arbeitsstunden gekommen.“ Und man sehe an Ruppmannsburg, dass solche Projekte das Dorf zusammenschweißten. „Junge und Alte arbeiten hier miteinander“, stellt sie fest und unterstreicht auch, dass die Kommune das Vorhaben immer gern unterstützt habe. Das Ruppmannsburger Nahwärmenetz sei das achte im Gemeindegebiet und damit ein weiterer wichtiger Baustein für eine nachhaltige Energieversorgung.

Viel Lob gibt es auch von Max Riedl vom Genossenschaftsverband, der die Ruppmannsburger bei der Gründung der Genossenschaft beraten hat. „Ich gratuliere den Ruppmannsburgern zu ihrem Engagement, das ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich.“ Und da es Leute brauche, „die den Hut aufsetzen“, wendet er sich an Michael Hussendörfer und Thomas Winter. Die beiden Vorsitzenden hätten sich über die Gebühr eingebracht und deswegen überreichte er ihnen eine hölzerne Skulptur.

Die beiden Vorsitzenden im Blick hat auch Christoph Bernwieser als Vertreter der Genossenschaftsmitglieder. „Die beiden Alphatiere können miteinander und haben sich so was von reingehängt.“ Für beide gibt es deswegen Präsente, ebenso für Luise Lang, die den Bau der Alage erst ermöglicht hat, weil sie die dafür nötige Fläche verkauft hat, die Familie meyer in der Nachbarschaft für Wasser imnd Strom und die Familie Winter, auf deren Wiese die Gewerbeschau stattfindet. Ausgezeichnet erden auch die 4 besten der 21 beschäftigten Firmen und Andreas Ramsteck, der IT-Spezialist der Genossenschaft, der bis nachts um 12 für das Projekt gearbeitet hat. „Du bist der Leistungsträger“,wird er unisono gelobt.

Zur in die Kerwa des Dorfs eingebetteten Einweihungsfeier, der ein Festgottesdienst mit Pfarrer Frank Zimmer vorangegangen ist, gehört auch eine Gewerbeschau, bei der sich viele Besucher die land- und forstwirtschaftlichen Maschinen ansehen und sich über Heizungssysteme informieren lassen. Sebastian und Benjamin Auernhammer aus Thalmannsfeld zeigen, dass man mit der Motorsäge nicht nur Holz machen, sondern es auch bearbeiten kann.

HK