Aiwanger hilft Windbürgern
Lonnerstadt: Künftig sollen Solarparks unter Windrädern erlaubt werden

11.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:42 Uhr

Nutzung von Wind- und Sonnenenergie dürfen sich nicht ausschließen: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit der Landtagsabgeordneten Gabi Schmidt, Bürgermeisterin Regina Bruckmann und Projektentwickler Stefan Paulus (von rechts) vor der Ackerfläche, auf der die PV-Freiflächenanlage geplant ist. Foto: Neureuther/StMWi

Von Nikolas Pelke

Hier dreht sich das Windrad, dort glitzern die Solarzellen: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) will Windkraft und Sonnenenergie in einem Gebiet neuerdings ermöglichen.



Bislang hätte Berlin in Windvorranggebieten keine Photovoltaikanlagen zugelassen, ärgert sich Aiwanger und verweist auf die abstruse Situation in Lonnerstadt im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Dort hätte die Bundespolitik den nachhaltigen Plänen zur doppelten Energiegewinnung aus Wind und Sonne bislang einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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Bürgermeisterin Regina Bruckmann (FW) kann ein Lied vom Kampf gegen bürokratische Windmühlen singen. Seit über fünf Jahren drehen sich fünf Windräder auf dem Gemeindegebiet. Über 250 Bürger haben sich seinerzeit mit rund fünf Millionen Euro beteiligt. Nun sollte der nächste Schritt zur Energiewende gegangen werden. Direkt unterhalb eines Windrads sollte ein Solarpark entstehen. Anträge seien bislang aber immer mit Verweis auf verbotene Konkurrenznutzung abgelehnt worden.

Bayern soll Potenziale für erneuerbare Energie noch besser verwirklichen

Bis Aiwanger offensichtlich Wind von dem Fall in Franken bekommen hat. „Die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie dürfen sich nicht ausschließen", sagt der Wirtschaftsminister und hat sich in der Hauptstadt für eine entsprechende Änderung der Vorschriften eingesetzt. Offensichtlich mit Erfolg: „Wir haben jetzt eine Lösung gefunden, die das ermöglicht“, so Aiwanger kürzlich bei einem Ortstermin in Lonnerstadt. Auch in Vorranggebieten für Windenergienutzung könnten im Freistaat künftig Freiflächen-Photovoltaikanlagen errichtet werden.

„Natürlich soll weiterhin die Errichtung von Windrädern in den ausgewiesenen Vorranggebieten gesichert bleiben. Aber es macht absolut Sinn, die Fläche um das Windrad herum auch für Sonnenenergie zu nutzen“, sagt Aiwanger. So könne Bayern seine Potenziale für erneuerbare Energie noch besser verwirklichen.

Entscheidend für die „Lonnerstadtlösung“ sei die Tatsache, dass die Photovoltaikanlagen auf das Umfeld bestehender Windenergieanlagen beschränkt bleiben. Der Hintergrund für diese Einschränkung: Zwischen den Rotorblättern benachbarter Windräder sind ohnehin technisch notwendige Mindestabstände vorgeschrieben. Damit bleibt der Vorrang der Windenergienutzung einschließlich der Möglichkeit zur Nachrüstung weiterer Windräder gewahrt. Um den Startschuss zu geben, habe zuletzt nur noch die Zusicherung der Bundesregierung gefehlt, solche mehrfach genutzte Vorranggebiete vollumfänglich als Windenergiegebiete rechtlich anzuerkennen. Jetzt scheint der Harmonie zwischen Wind und Sonne in Bayern nichts mehr im Wege zu stehen.

„Wir sind sehr froh, dass eine Lösung gefunden wurde. Die Bürger Lonnerstadts wollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten“, sagt Bürgermeisterin Bruckmann und verweist auf einen Bürgerentscheid im September letzten Jahres. Darin hätte sich eine Mehrheit für einen Solarpark auf Freiflächen im Gemeindegebiet grundsätzlich ausgesprochen. Umso mehr hätten die Bürger anschließend darüber den Kopf geschüttelt, dass ausgerechnet ein Solarpark unter bestehenden Windrädern rechtswidrig sein sollte. „Jetzt wurde ein Rahmen geschaffen, der die Energiewende und die Natur in Einklang bringt.“ Schon bald soll in der Gemeinde schon Strom produziert werden können, wenn kein Wind weht und „nur“ die Sonne scheint. Durch die neue Sonne-Wind-Kombination an einem Standort will Aiwanger offensichtlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und nach eigenen Angaben besonders sensible Landschaftsbereiche an anderer Stelle von Solarparks und Windrädern verschonen.

HK