Die Sektkorken knallen noch nicht beim Treffen des Arbeitskreises S-Bahn in Hilpoltstein. „Eigentlich bräuchten wir Champagner und Häppchen – für eine Etappe, die wir geschafft haben“, sagt die Sprecherin des Arbeitskreises, Ulla Dietzel. Das Projekt, das der Arbeitskreis seit 2016 verfolgt, ist die S-Bahn-Verlängerung von Roth nach Hilpoltstein. Die Machbarkeitsstudie „Ausbauprogramm S-Bahn Nürnberg“ des bayerischen Verkehrsministeriums hat dafür grünes Licht gegeben.
Die Planung für die zukünftige S-Bahn sieht vor, dass diese zunächst weiterhin im Stundentakt fährt; die Fahrtzeit von Nürnberg nach Hilpoltstein wird 41 Minuten betragen – eine Einsparung von 4,5 Minuten. Die Haltepunkte bleiben unverändert, und vor allem müssen die Reisenden künftig nicht mehr umsteigen und verpassen daher in Roth nicht mehr entweder die Gredl nach Hilpoltstein oder die S-Bahn nach Nürnberg.
Zudem: „Immer auf der Gredl werden die Lokführer zuerst abgezogen, wenn es irgendwo Ausfälle gibt“, erklärt Ulla Dietzel. Als S-Bahn käme das nicht mehr infrage.
Allerdings muss die gesamte Strecke elektrifiziert werden, da die alte Gredl nicht mehr genutzt werden könnte. „Wenn wir Bestandteil des S-Bahn-Netzes Nürnberg werden wollen, müssen wir auf die Fahrzeuge zurückgreifen, die auf der Linie der S2 unterwegs sind. Die Züge fahren ausschließlich mit Oberleitung“, erklärt Ulla Dietzel. Der Gredl-Verkehrsvertrag läuft noch bis 2032; mit den verschiedenen bürokratischen Verfahren wird das Projekt bis dahin kaum schneller umsetzbar sein.
Nachfrage nach Zügen wird gesteigert
Die Kosten des Projekts werden auf etwa 32,6 Millionen Euro geschätzt – ohne Planungskosten, Preisstand 2022. Es wird erwartet, dass täglich 600 Personen mehr fahren und dadurch vier Millionen Autokilometer pro Jahr eingespart werden.
Doch sich zurückzulehnen und den Erfolg zu genießen, ist für den Arbeitskreis keine Option. Um die Gredl zur S-Bahn auszubauen, müssen die Bahnübergänge überprüft und bewertet werden. Zwischen Roth und Hilpoltstein gibt es 22 Übergänge: 6 davon sind technisch gesichert – mit Schranke oder Ampel –, 2 haben Umlaufsperren, und die restlichen 14 sind nicht gesichert – darunter zwölf Feldwege oder Privatübergänge, ein Übergang in einer Wohnstraße und ein Weg mit einer Ortsverbindungsfunktion. An technisch ungesicherten Bahnübergängen muss die Geschwindigkeit der Gredl reduziert werden, da diese als Unfallschwerpunkte gelten. Besonders in Wohnortnähe sind diese Bahnübergänge für Anwohner eine Belastung: „Hier werden zwei Warntöne von jeweils drei Sekunden mit 130 Dezibel verlangt“, erläutert Wolf Bandemir von Pro Bahn. Alle diese Übergänge können in einer ersten Überlegung nicht erhalten bleiben, der Arbeitskreis muss daher die Nutzer dieser Übergänge in das Projekt einbinden. Noch ist nichts entschieden, doch die ersten Ideen werden bereits diskutiert.
Übergänge pro Landwirt und pro Pferd
An zwei Stellen müssen die Schienen überquert werden, die besonders angesehen werden müssen: der Übergang nach Hofstetten und die Einfahrt zur Stephansmühle. In Hofstetten ist der direkte Weg über die Schienen zu den Feldern der Bauern notwendig. Wolf Bandemir sieht hier verschiedene mögliche Lösungen: eine Ampel beziehungsweise Unterführung oder die Auflösung des Übergangs, sodass eine Umfahrungsstrecke genutzt werden müsste. Ein Gerichtsurteil besagt, dass eine notwendige Umfahrung von bis zu drei Kilometern Länge zulässig ist. Der Arbeitskreis ist sich hier jedoch „nicht sicher, ob der Übergang aufgelöst werden soll“. Eine Ampelregelung wäre eine weitere mögliche Lösung. Das Problem bei einigen kleineren Straßen oder Feldwegen besteht darin, dass die Fahrzeuge nicht länger als zehn Meter sein dürfen, sonst ragen sie auf die Kreisstraße. Entsprechende Warnschilder sind bereits vorhanden.
Der Weg zur Stephansmühle muss hingegen dringend gesichert werden, und die Bahn hat bereits zugestimmt, dies selbst zu übernehmen, so Bandemir. Die Strecke „ist gefährlich, da hier auch ortsfremde Leute fahren“, die um 23 Uhr nicht mehr damit rechneten, dass noch ein Zug fährt. Auch pfeift die Gredl entlang der Koppeln, was den Pferden nicht zuzumuten sei.
Sobald sich die Mitglieder des Arbeitskreises endgültig einig sind, wollen sie gezielt mit den Anwohnern sprechen, für das Projekt werben und erklären, warum bestimmte Übergänge geschlossen werden müssen – ob in Roth, Hofstetten oder Eckersmühlen, mit Landwirten und dem Bauernverband, den Naturschützern oder mit Hundebesitzern, deren gewohnte Spazierwege betroffen wären. Der Arbeitskreis ist hochmotiviert.
HK
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