Landratswahl Roth 2023
Helmut Bauz (FW) will als Landrat „dicke Bretter bohren“

10.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:49 Uhr

Landratskandidat Helmut Bauz packt gerne an: Auch beim Holzschleppen für den eigenen Ofen. Foto: Meyer

Helmut Bauz (FW) sitzt als Bürgermeister von Büchenbach fest im Sattel. Bei der jüngsten und damit dritten Wiederwahl in der kleinen Gemeinde hat er knapp 80 Prozent der Stimmen erreicht – trotz Gegenkandidat. „Ich mache das für mein Leben gern“, gibt der 49-Jährige zu. „Es ist erfüllend, das Gemeinwesen zu gestalten.“ Dennoch will er Neues anpacken und kandidiert jetzt für das Amt des Landrats, der am Sonntag, 30. April, gewählt wird.

„Ich kann die Aufgabe“, sagt Bauz selbstbewusst.




20 Jahre Erfahrung als Bürgermeister, ein duales Studium der Verwaltung im Rücken, aktiv im Ehrenamt, offen und fair im Umgang mit anderen, konsequent im Handeln, nach dem Abitur in der Welt herumgekommen und doch bodenständig und geerdet. So beschreibt sich Helmut Bauz bei einem Pressegespräch in seinem gemütlichen Haus in Büchenbach, das von der Wohn-Ess-Küche einen Blick in den naturnahen Garten freigibt. Für seine Partei, die Freien Wähler, sei klar gewesen, dass man ein personelles Angebot machen werde, wenn der langjährige Landrat Herbert Eckstein (SPD) in den Ruhestand gehe.

„Ich habe überlegt, willst du das wirklich?“, erinnert sich Helmut Bauz und entschied sich mit ganzem Herzen dafür: „Ich kann jetzt noch einmal etwas Neues anfangen.“ Dabei gehe es nicht um ihn selbst. „Ich weiß nicht einmal, in welcher Besoldungsgruppe der Landrat ist“, erzählt Bauz. „Ich sehe das als eine demokratische Aufgabe.“

Jüngster von drei Brüdern

Als jüngster von drei Brüdern ist Helmut Bauz auf einem Dorf im Landkreis Tübingen aufgewachsen, am Rande des Naturparks Schönbuch. Er schwärmt heute noch von den riesigen Streuobstbeständen und der Nebenerwerbslandwirtschaft seiner Eltern. „Das hat mich geprägt.“ Als Junge war Bauz auch kirchlich organisiert, diente zehn Jahre als Ministrant und engagierte sich in der Jugendarbeit.

Nach dem Abitur stand der Zivildienst an. Bauz entschied sich bewusst für die Betreuung einer von Multiple Sklerose schwer beeinträchtigten jungen Frau. „Die ersten zwei Wochen waren hart“, erinnert er sich. „Aber ich habe es mit Inbrunst gemacht und es hat meinen Blick auf das Leben verändert. Menschen mit Behinderung bereichern unsere Gesellschaft.“

Sein Studium absolvierte Bauz an verschiedenen Standorten: „Klar war aber, dass ich raus und nicht mehr bei den Eltern wohnen wollte!“ Stationen führten ihn nach Kehl am Rhein, der Nachbarstadt von Straßburg, nach Michigan in den USA und für eine einjährige Praxisphase an das Landratsamt in Calw. „Ich kenne also auch ein Landratsamt von innen.“

Das Landratsamt gut zu führen, „sehe ich als eine der wichtigsten Aufgaben“, erklärt der Büchenbacher. Während er als Bürgermeister auch Sachbearbeitung übernehme, müsse er als Landrat mehr als Trainer fungieren. „Die innere Führung ist Mittel zum Zweck, die bestmögliche Dienstleistung zu erbringen.“ Dafür brauche es Wertschätzung und Rückmeldung – auf beiden Seiten.

Unlängst habe ihn eine Mitarbeiterin im Büchenbacher Rathaus wissen lassen, dass er „kein Glanzstück“ abgeliefert habe. Manchmal sei er eben sehr ungeduldig, „da kann ich nerven“. Zunächst habe er nach dem Hinweis geschluckt und gesagt: „Ich denke darüber nach.“ Um dann zuzugeben: „Sie haben Recht!“ Bauz lässt seinem Personal Freiraum, erzählt er. „Auf welchem Weg sie das Ziel erreichen, muss ich nicht vorgeben.“ Aber erreichen sollten sie es schon, „da bin ich dann konsequent“. Denn er wolle als Kapitän nicht nur bei Sonnenschein an Deck stehen, sondern auch, „wenn es stürmt und schneit“.

Diskussion auf Augenhöhe, faire Kommunikation sowie Zielstrebigkeit nennt Bauz folgerichtig als die Wesenszüge, die ihm als Landrat am meisten helfen würden. „Und ein Späßle am Schluss muss auch noch sein“, fügt er in schwäbischem Idiom hinzu, um auf Fränkisch hinterherzuschieben: „Also ein Gschmarri.“

Dass es Bauz beruflich überhaupt nach Franken verschlagen hat, habe an der schlechten Arbeitsmarktsituation nach seinem Abschluss gelegen. „Baden-Württemberg hat über Bedarf ausgebildet und dann stand ich da nach dem Staatsexamen.“ Also schrieb er fleißig Bewerbungen und wurde 1998 in Bad Windsheim als Sachgebietsleiter der Bauverwaltung eingestellt. „In Frankens gemütlicher Ecke.“ Dort sei er als aktiver Flügelhornspieler gleich von der örtlichen Blaskapelle vereinnahmt worden.

Nur zwei Jahre später bot sich die Chance, die Geschäftsstellenleitung der Gemeinde Büchenbach zu übernehmen und Bauz ergriff sie – als rechte Hand der damaligen Bürgermeisterin Anneliese Seubert (SPD). Bei der Kommunalwahl 2002 wurde Seubert ab- und Gerhard Lunz (CSU) ins Amt gewählt. Aufgrund einer Unregelmäßigkeit bei der Wahl – in einem Stimmbezirk fehlte ein Sichtschutz für die Stimmabgabe – musste die Wahl rund ein Jahr später 2003 wiederholt werden.

„Ich wurde gefragt, ob ich kandidieren will – es war eine Entscheidung fürs Leben, denn wenn ich gewinne, war klar, dass ich hier bleibe.“ Helmut Bauz ließ sich aufstellen gegen Lunz und Seubert – und gewann. Bei der Wahl hätten sich politische Gräben aufgetan, die es gegolten habe, wieder zuzuschütten. Zudem habe Büchenbach mit einem hohen Schuldenberg dagestanden – die habe man abbauen können.

Zunächst wohnte Bauz mit seiner Familie in Roth, 2005 baute er im neuen Wohngebiet ein Einfamilienhaus. „Das haben die Büchenbacher erwartet“, erzählt er lachend und freut sich heute über die „tolle Nachbarschaft“. Dass seine private Telefonnummer sogar im Mitteilungsblatt steht, sei aber nie ausgenutzt worden. „Ich fühle mich hier echt wohl.“ Die drei Kinder sind mittlerweile fast erwachsen, damit bleibe ihm genügend Freiraum.

Er sei bereit dazu, auch dicke Bretter zu bohren. Der Landkreis stehe „formidabel“ da, „aber wir haben dennoch viele Herausforderungen“. Das weiß Bauz auch aus seiner Tätigkeit als Kreisrat für die Freien Wähler. Das Megathema der Zukunft sei der Klimaschutz – mitsamt den Aspekten Mobilität, Stromerzeugung und Heizen. Als weitere wichtige Themen, die er anpacken wolle, nennt Bauz den kommunalen Wohnungsbau, Digitalisierung und Daseinsvorsorge sowie Nahverkehr und Tourismus.

„Einen besseren Bustakt von Greding nach Kinding zum Beispiel sehe ich als meine Aufgabe.“ Aber aus dem Rothsee einen zweiten Brombachsee zu machen, widerstrebe ihm. „Mit Halli-Galli vertreiben wir die hiesige Bevölkerung, die Ruhe in der Naherholung sucht. Wir sollten deshalb Bewährtes erhalten und Neuem Raum geben.“

Der Landkreis habe „natürlich immer die Planungshoheit der Kommunen zu berücksichtigen“, betont Bauz. „Aber ein positives Beispiel ist der Energienutzungsplan, den alle 16 Städte und Gemeinden mittragen.“ Solche Konzepte könne man doch auch auf den kommunalen Wohnungsbau oder den Glasfaserausbau übertragen. Der Landkreis könne mit Hilfe einer Kreisbaugesellschaft die Koordination übernehmen und personelle und finanzielle Hilfestellung geben. Auch informell könne der Landrat viel bewegen – durch Gespräche mit den Bürgermeistern, durch Anregungen und als Ideengeber.

Helmut Bauz, der gerne auf dem Rennrad sitzt, joggt oder sich bei der Gartenarbeit entspannt, sieht der Wahl mit Spannung entgegen. „Ich würde jedenfalls der erste Landrat sein, der aktiv beim Landkreislauf dabei ist“, fügt er an und lacht herzhaft.

HK