Vorweihnacht der guten Herzen
Heimtherapeutisches Reiten in Zell muss refinanziert werden

09.12.2024 | Stand 10.12.2024, 12:14 Uhr |

Pony Carlos trägt Luca (oben) in aller Ruhe durch die Reithalle von Regens Wagner Zell – für die Bewohner ein sehr entspannendes Erlebnis. Fotos: Künzel

Pony Franzi reicht nicht einmal bis zur Hüfte einer normalgroßen Person. Sie ist klein, knuffig und hat eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. Sie besucht im Moment noch ein 17-jähriges Mädchen, das palliativ bei Regens Wagner Zell in Hilpoltstein (Landkreis Roth) liegt.

  

„Nur wenn Franzi kommt, lacht sie “, erzählt Nicole Pihler, Teamleitung im heilpädagogischen Reiten. Franzi ist eines von fünf Therapiepferden, die bei Regens Wagner in Zell leben. Doch haben sie eine feste Aufgabe und sind eigens ausgebildet worden. Sie sind „Co-Therapeuten“, sagt Reittherapeut Michael Heinrich und Gesamtleiterin Heike Klier fügt hinzu: „ Sie sind Mitarbeiter im therapeutischen Bereich.“

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Doch gibt es einen Einschnitt, denn Cookie, die Oldtimerin der fünf, ist bereits 27 Jahre alt und kann nicht mehr geritten werden. Das bedeutet aber nicht, dass ihr Ende gekommen ist. „Tiere kommen auf einen Gnadenhof, Mitarbeiter übernehmen sie oder sie bleiben hier“, sagt Heinrich. Die Bindung zwischen Tier und Personal und Tier und Klienten ist sehr hoch: Cookie bleibt und wird dann eben spazieren geführt.

Pferde müssen sich konzentrieren



Auch Walgor darf bald in Rente gehen, somit bleiben nur noch drei Pferde für die Therapie übrig. Wobei Amigo mit seinen sieben Jahren noch recht jung ist – „quasi in der Pubertät“, sagt Heike Klier. Das merkt man auch. Er stupst, ist schrecklich neugierig, will überall dabei sein und knabbert rum. Amigo ist sehr schön, allerdings sabbert er etwas. Für die Pferde ist der reittherapeutische Unterricht keine Freizeit, da sich Pferde natürlich ebenfalls konzentrieren müssen und Ruhezeiten brauchen.

Eigentlich bräuchte die Einrichtung sechs Pferde



„Nach jeder Therapieeinheit dürfen sie auf die Koppel, werden gepflegt oder Kontakt mit den anderen Tieren haben“, sagt Klier. Eigentlich bräuchte die Einrichtung sechs Pferde, in verschiedenen Größen. Die kleine Franzi beispielsweise ist nichts für zwei-Meter-Männer, auch Pony Carlos nicht. Manchmal finden Pferd und Reiter auch keinen Draht zueinander, dann wird der Kontakt zu einem anderen Tier geprüft.

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Nicht jedes Tier ist dabei als Therapiepferd geeignet – Vollblüter beispielsweise gar nicht. Tiere, die nach Zell kommen, sind schon eingeritten. Wenn den Zellern ein Tier von Privat angeboten wird, zieht es erst einmal probehalber auf den Pferdehof. „Der Charakter muss passen, es darf auch nicht schreckhaft sein“, erklärt Nicole Pihler.

Wenn Charakter des Tieres passt, ist Umgang ein echter Gewinn



Wenn der Charakter passt, ist für die Zeller Bewohner der Umgang mit den Tieren ein echter Gewinn. „Es ist wichtig, Rituale zu haben“, sagt Pihler. Dazu gehört auch das Putzen der Tiere. Manche Klienten wollen auch gar nicht reiten, ihnen genügt der Kontakt mit den Tieren vom Boden aus. Beim Reiten haben auch die Reittherapeuten oft stille Highlightmomente. „Wir haben ein Mädchen, das weder laufen noch sitzen kann und einen speziellen Buggy hat“, erzählt Pihler. „Am Anfang haben wir sie nur aufs Pferd gelegt, inzwischen kann sie dort sitzen und auch ein wenig mit Hilfe richtig laufen.“

Fragen und Antworten zur Vorweihnacht lesen Sie hier.

Spastiker werden locker und verkrampfen nicht mehr – „sie vergessen ihre Schmerzen“ –, wenn sie auf einem Pferd sitzen. „Sie wachsen über sich hinaus und durchbrechen ihre Grenzen“, sagt Heike Klier. Und ein taubblindes Mädchen genießt den Kontakt – sie nimmt das Tier über den Geruch und ihren Tastsinn wahr. Gerade hat Bewohner Luca seine Pferdestunde. Heinrich hilft ihm von oben in den Sattel – Pony Carlos steht ganz still. Lena-Marie, die gerade ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr macht, führt ihn durch die Reithalle, Michael Heinrich stützt Luca und hilft ihm. An einem Spiegel halten sie an. Luca lächelt sich zu.

Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung stärken



Auch das Selbstbewusstsein und die Selbstwahrnehmung werden durch den Kontakt mit den Tieren bei der Reittherapie gestärkt. „Kleine Kinder führen ein riesiges Pferd“, sagt Heinrich. „Sie spüren, das Tier macht, was ich will“ – das schenkt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Über die Erfolge des therapeutischen Reitens gibt es zwar bereits wissenschaftliche Studien, doch finanziert werden kann es bislang nur auf Spendenbasis. „Heilpädagogisches Reiten wird leider nicht richtig anerkannt, obwohl die Wirkung für uns deutlich sichtbar ist“, sagt Klier. Die Kosten sind hoch, nicht nur das Tier muss gekauft werden, auch Futter oder Pferdezubehör wie eine Stalldecke. Oder natürlich ein Leckerli zur Belohnung nach einer erfolgreichen Therapiereitstunde.HK


Vorweihnacht der guten Herzen


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