Nach dem Auftaktsieg in Berlin musste sich der Tischtennis-Zweitligist TV Hilpoltstein im ewig jungen Bayernderby gegen den TTC Fortuna Passau mit einem 5:5-Unentschieden begnügen. Doch wirklich enttäuscht war im Hilpoltsteiner Lager nach der Punkteteilung niemand: „Dieses grandiose Spiel hatte ganz sicher keinen Verlierer verdient“, brachte es Abteilungsleiter Ulrich Eckert nach einem dramatischen und stellenweise hochklassigen Tischtennis-Match, das über dreieinhalb Stunden ging, auf den Punkt.
„Passau kann kommen, hatte sich Eckert auf das Match gegen den alten Rivalen aus Niederbayern gefreut. Das ging offenbar auch den rund 235 Besuchern so, die am Sonntag in die Stadthalle pilgerten und für eine stimmungsvolle Kulisse sorgten. Und es war klar, dass die Hilpoltsteiner jede Unterstützung würde brauchen können. Passau hat nachgerüstet und seine Mannschaft gleich auf drei Positionen umgekrempelt. Dass die Niederbayern stärker als in den Vorjahren einzuschätzen sind, hängt maßgeblich mit der Verpflichtung des ehemaligen japanischen Nationalspielers Yuki Matsuyama zusammen. Der Mann aus dem Land der aufgehenden Sonne dürfte das Non-Plus-Ultra im Unterhaus sein. Schon im Pokal vor drei Wochen hatte er mit 6:0 Siegen eindrucksvoll seine Klasse demonstriert und auch am Sonntag gab es an ihm kein Vorbeikommen.
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Doch viel hat nicht gefehlt. Petr Fedotov brachte den Mann aus Nippon fünf Sätze lang gehörig ins Schwitzen und Alexander Flemming gar an den Rand einer Niederlage. Der 37-jährige Flemming legte einen grandiosen Auftritt hin und sah beim Stande von 5:0 im fünften Satz schon wie der sichere Sieger aus, ehe er Matsuyama etwas unglücklich mit 9:11 doch noch den Vortritt lassen mussten. Es war der sportliche und emotionale Höhepunkt eines unterhaltsamen Nachmittages.
Keine Punkte in den eingespielten Doppeln
Nachdem der TVH in den Doppeln überraschend leer ausgegangen war, mussten nun unbedingt Siege gegen die drei anderen Passauer Akteure her. Zum Beispiel gegen den Viktor Jefimov, den einzig Verbliebenen vom letztjährigen Passauer Kader. Doch der ukrainische Nationalspieler erwies sich als harter Brocken. Vor allem für Flemming, der sich schon immer schwer tat: „Gegen ihn habe ich noch nie ein Spiel gewonnen.“ Und auch dieses Mal musste er sich dem Ukrainer, dem praktisch kaum ein leichter Fehler unterlief, mit 1:3 geschlagen geben.
Auch für Fedotov war das Match gegen Jefimov alles andere als ein Selbstläufer. Immerhin behielt er – im Gegensatz zum Pokalmatch an gleicher Stelle – in fünf Sätzen die Oberhand. Dass der Russe Fedotov und der Ukrainer Jefimov nach dem Match den obligatorischen Handschlag buchstäblich aus dem Wege gingen und sich nur via Schläger berührten, ist der brisanten politischen Lage beider Länder geschuldet. Sowohl beim russischen als auch beim ukrainischen Tischtennisverband sind Kontakte zwischen Sportlern beider Länder wenig goutiert.
Danzer und Perez retten Punktgewinn
Wie dem auch sei: Trotz der geringen Ausbeute im vorderen Paarkreuz war Hilpoltstein noch nicht geschlagen, auch wenn ein 6:4 nach der Berliner Erfolgsformel „ein Punkt im Doppel, einer im vorderen und alle vier Punkte im hinteren Paarkreuz“ nicht mehr wiederholbar war. Ein Anreiz für Matthias Danzer und Juan Perez, die sich nicht lange bitten ließen. Im Aufwind befindet sich vor allem der 19-jährige Danzer. Der Schwabacher ließ dem Schweizer Elia Schmid keine Chance und gab gegen den Nordiren Owen Cathcart trotz aufkommender Nervosität gerade mal einen Satz ab. Perez hatte gegen den unorthodox spielenden Schmid technische Probleme und konnte erst nach Abwehr von zwei Matchbällen das Spiel im fünften Satz für sich entscheiden.
So konnten sich die Hilpoltsteiner, die ständig einem Rückstand hinterlaufen mussten, mit einem verdienten Punktgewinn belohnen. Die Revanche für Pokalniederlage vor drei Wochen ist zumindest teilweise geglückt. Auch tabellarisch ist noch alles im Lot, denn mit nunmehr 3:1 Punkten liegen die Hilpoltstein auf einem respektablen zweiten Tabellenplatz in der 2. Tischtennis-Bundesliga.
HK
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