Klimawandel in Franken
Georgensgmünd kappt Gartenwasser

Grundwasserspiegel so gering wie noch nie nach dem Winter – Gartenwasserzähler sollen teurer werden

01.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:10 Uhr

Wasser wird auch im Landkreis knapp. In Georgensgmünd ist die Lage ernst, jetzt soll beim Gießwasser gespart werden. Foto: dpa

Nun sind die Folgen des Klimawandels endgültig im Landkreis Roth angekommen. Laut offizieller Feststellungen des Wasserwirtschaftsamts liegt für Georgensgmünd „der niedrigste Grundwasserspiegel aller Zeiten“ vor. Zu wenig Regen und ein trockener Winter hätten ihn „massiv absinken“ lassen. Er liege aktuell „auf dem Niveau des Herbstes nach einem heißen Sommer“, so die Ansbacher Wasserbewirtschafter.

Grund genug für die Gemeinde, in einem ersten Schritt zu reagieren: Ab sofort will sie für den Kernort und Hauslach keine eigenen Zähler mehr für die Gartenbewässerung ausgeben. Für bestehende Anlagen wurde eine jährliche Obergrenze von 50 Kubikmetern eingeführt. Nach Auslaufen der sechsjährigen Eichfrist für die 345 bestehenden Gartenwasserzähler werden sie nicht erneuert. Das hat der Hauptausschuss als Empfehlung für den Gemeinderat einstimmig beschlossen. „Wir müssen das über eine Änderung der Satzung regeln“, erklärte Bürgermeister Ben Schwarz (SPD) für die endgültige Entscheidung im Rat.

Das jetzige System führt zu einer preislichen Bevorzugung des Wassers, das für den Garten verwendet wird. Denn dafür zahlen die Nutzer ausschließlich den Preis für Frischwasser. Er liegt bei 1,31 Euro pro Kubikmeter. Pro Jahr werden auf diese Art über neun Millionen Liter Trinkwasser für die Bewässerung von Privatgärten verwendet. Die Abwassergebühr von 2,20 Euro Pro Kubikmeter entfällt dabei. Nach Wegfall der Gartenwasserzähler würde dieser Betrag auch für Bewässerungswasser berechnet.

Zisterne statt Wasseruhr soll Abhilfe schaffen

„Über den Geldbeutel erreicht man eine Regulierung“, waren sich Ben Schwarz und Anne Misoph einig. Das Grüne Gemeinderatsmitglied regte außerdem an, die Förderung privater Zisternen zu verstärken. Dabei handelt es sich um einen unterirdischen oder abgedeckten Sammelbehälter für Regenwasser. „Ich habe im vergangenen Jahr den gesamten Sommer über mit Wasser aus meiner Zisterne gegossen“, schilderte Misoph ihre eigene Erfahrung. Nadine Rupel zeigte sich entsetzt über die Entwicklung des Grundwasserspiegels. „Das ist ja erschreckend“, sagte das SPD-Gemeinderatsmitglied und regte an, den Trinkwassereinsatz für die Bewässerung von Sportplätzen ebenfalls zu betrachten. Ben Schwarz wies noch darauf hin, dass die Bewässerung in anderen Gemeinden Mittelfrankens an besonders heißen Tagen bereits eingeschränkt worden sei.

Ein Garten verschlingt mehr Wasser als vierköpfiger Haushalt

Lothar Satzinger, Leiter der Georgensgmünder Gemeindewerke, hatte in der Sitzung die Argumente vorgetragen, die für eine Einschränkung der Trinkwasserverwendung für Bewässerungszwecke sprechen. Gegenwärtig erfordern die 345 Gartenwasserzähler im Kernort Georgensgmünd und Hauslach eine zusätzliche Förderung, Speicherung und Verteilung von Trinkwasser, die auch zu einem zusätzlichen Stromverbrauch von 6000 Kilowattstunden jährlich führt. Allein ein Kunde habe in den jüngst vergangenen Jahren im Schnitt knapp 200 Kubikmeter Trinkwasser jährlich über den Gartenzähler eingesetzt. „Ein Vier-Personen-Haushalt benötigt im Jahr zwischen 140 und 150 Kubikmeter Wasser“, führte Satzinger als Vergleich an.

In Sachen „Trinkwasserverbrauch“ kann die Gemeinde allerdings ausschließlich für den Kernort und Hauslach handeln. Alle anderen Ortsteile werden von drei Zweckverbänden mit Trinkwasser versorgt. Für Abwasser sind überall die Gemeindewerke zuständig.

rsc