Burgfest Hilpoltstein
Frühschoppen vom Feinsten

Nach drei Jahren feiert die Meute endlich wieder, die Knutschbärn geben Gas und der Festwirt ist zufrieden

08.08.2022 | Stand 22.09.2023, 7:05 Uhr

Wenn die Steigerwälder Knutschbärn loslegen, gibt es beim Burgfest-Frühschoppen kein Halten mehr – erst recht nach einer langen Zwangspause. Foto: V. De Geare

Von Viola De Geare

Hilpoltstein – „Burgfest ist nur einmal im Jaaaahr“, brüllt es beim Frühschoppen am Burgfestmontag aus allen Kehlen. Und dieses Mal stimmt es umso mehr, denn zum ersten Mal seit 2019 stehen die feierwilligen Frühschoppengänger wieder auf der Bierbank und singen aus voller Kehle die Lieder mit, die die Steigerwälder Knutschbärn vorgeben. Endlich wieder Bierseligkeit der feinsten Burgfest-Güte.

Das Gütesiegel drücken dem Burgfest-Frühschoppen alljährlich die Besucher auf, die nicht nur aus Hilpoltstein, sondern aus der ganzen Umgebung kommen und teilweise auch weite Wege auf sich nehmen, um die in der Region einmalige Sause zu zelebrieren. Kurz nach neun Uhr steht schon fast das ganze Zelt auf den Bänken. Und bis auf die Pausen, die die Musiker einlegen, ändert sich das auch nicht mehr. Alles klatscht, singt und feiert mit, wenn die Musiker zum „Bob fahren“ animieren, oder die „Hölle, Hölle, Hölle“ heiß machen.

Festwirt Christian Schlögl (kleines Foto links) wollte eigentlich 2019 schon seinen Hut nehmen und sich in den Ruhestand verabschieden, aus gesundheitlichen Gründen musst er etwas langsamer machen, aber die zwei Jahre Corona-Pause haben ihm gut getan und so hat er sich doch zum Weitermachen entschieden. Wenngleich er inzwischen nur noch die Feste in Freystadt und Hilpoltstein als Wirt ausrichtet: „Burgfest ist Burgfest, da steht nichts drüber naus“, sagt er und erweist dem Burgfest damit seine Verehrung.

Mareike Ibinger von der Stadt Hilpoltstein, die gerade bei ihm vorbei schaut, gibt das Kompliment gleich zurück: „Wir sind sehr froh, dass wir ihn als Partner haben.“ Denn er mache seine Sache mit Herzblut, „es macht einfach immer noch Spaß“, sagt Schlögl, und so sitzt er ganz entspannt hinter dem Zelt, die großen Edelstahltanks im Rücken, und beobachtet die feiernde Masse (rund 2800 im Zelt und rund 1000 im Biergarten) – auch weil er weiß: In Hilpoltstein geht es weitgehend friedlich ab.

Das liegt zu einem guten Teil aber auch an seinem „Objektleiter“ Stefan Falk vom Dienstleister SAS Security (kleines Foto rechts). Er ist schon seit 18 Jahren beim Burgfest dabei und hat seine rote und seine gelbe Karte immer in der Tasche. „Gerade die Männer sind ja fußballbegeistert, die verstehen das sofort. Das wirkt viel besser, als wenn ich da rum brülle. Da mach ich mir nur die Stimme kaputt.“

Er setzt lieber auf Psychologie, denn die gelbe Karte versteht nicht nur der, der sie bekommt, sondern auch die Menge außen rum, so dass die Schmach schon ein bisschen beruhigend wirke. Und mancher ist über die Jahre auch ein bisschen schlauer geworden: „Welche, die ich vor drei Jahren noch als Idioten von der Bierbank gezogen hab, schieben jetzt friedlich den Kinderwagen durch den Biergarten“, sagt er und lacht.

Auch Schlögel freut sich über den gelungenen Frühschoppen – denn dadurch, dass er jetzt weniger Feste hat, haben ihn auch die Personalprobleme der Branche nicht so getroffen. Rund 30 Kellner sind im Einsatz und sorgen dafür, dass der Meute das Bier nicht ausgeht. „Die Leute sind weniger erschöpft“, sagt er.

Die feiernde Meute wird das am Ende des Tages aber schon sein, denn die Knutschbärn lassen nicht nach. Zwischen den Bierbänken in den ersten Reihen steht die Luft, an Corona will man gar nicht denken, das Bier strömt in die Kehlen und läuft manchmal auch von den Tischen, wenn der Maßkrug beim „Prosit“ etwas zu hoch gereckt wird.

Aber ein „Prost, ihr Säcke“ – „Prost, du Sack“ muss einfach sein, auch wenn der Sänger der Knutschbärn beileibe kein alter Sack, sondern fast noch ein Knabe ist. 20 Jahre jung ist der Nachfolger des legendären Sepp, der mit 70 Jahren inzwischen im Ruhestand ist. Fritz heißt der Neue, der in einer kurzen Gesangspause hinter dem Zelt nur kurz nach frischer Luft schnappen kann. Es sei „total aufregend“ durch die Bierzelte zu touren, in Hilpoltstein natürlich besonders, sagte er, und schon muss er wieder auf die Bühne.

Das Publikum verlangt nach ihm und den anderen Musikern. Ein Verlangen, das drei Jahre warten musste. Dementsprechend bordet die Feierlaune manchmal auch über. Tanja Filary, Bereitschaftsleiterin des BRK Südfranken, vermeldet, dass die Einsatzzahlen in diesem Jahr ein bisschen höher sind als im vergangenen Jahr, aber alles gewöhnliche Einsätze. Die meisten haben zu tief ins Glas geschaut, wurden von einer Wespe gestochen oder haben sich an Scherben verletzt. „Die Vorfreude war einfach so groß“, sagt sie. Im nächsten Jahr wird‘s vielleicht wieder etwas ruhiger. Wenn man so aber ins Festzelt schaut – wahrscheinlich nicht.

HK