Open Air Burg Abenberg
Fast so wie früher

Nostalgische Rock-Gefühle mit Wolfgang Niedeckens BAP – inklusive der obligatorischen drei Stunden

04.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:36 Uhr

Die großartige Lightshow gibt es erst nach Sonnenuntergang.

Von Tobias Tschapka

Abenberg – Von der Originalbesetzung ist nur noch einer übrig, daher tritt die Kölschrock-Legende BAP seit einigen Jahren mit der Namensergänzung „Niedeckens BAP“ auf. Wolfgang Niedecken, Sänger und Gründungsmitglied, ist mit 71 Jahren auch nicht mehr der Jüngste, dafür gab es nach feinsinniger Weltmusik von Hubert von Goisern und brachialem Hardcorecountry mit „The Boss Hoss“ beim dritten Konzert der Burg-Abenberg-Open-Air-Reihe ein ganz klassisches Rockkonzert, mit einem Flair fast so „wie früher“.

Dementsprechend nostalgisch geht es zu an dem schönen, dafür etwas frischen Sommerabend, als die vielköpfige Formation vor ihr ebenfalls nicht mehr ganz junges Publikum tritt, in dem einer sogar einen FC-Köln-Fanschal schwenkt. Pünktlich um acht Uhr legt die Band ohne Vorgruppe mit ihrem fast dreistündigen Programm los. Kein Wunder, denn seit der Gründung von BAP im Jahr 1976 sind unzählige Alben entstanden, und dementsprechend groß ist das Repertoire an Klassikern, aus denen Niedecken schöpfen kann. Und im Übrigen dauerten die Konzerte auch schon in den 80ern so lange.

Gitarrenroadie vertritt. Drummer Sönke Reich

Dass Schlagzeuger Sönke Reich kurz vorher positiv auf Corona getestet wird, bremst BAP nicht, kurzerhand nimmt Gitarrenroadie den Platz hinter den Fällen ein. „Der macht seinen Job bei uns seit 22 Jahren und hatte damit genug Zeit, sich für diesen Fall vorzubereiten“, erläutert Niedecken diese „historische Besonderheit“ nach den ersten Songs.

Der Auftritt gestaltet sich als eine wahre Zeitreise, wobei die ältesten und berühmtesten Songs erst im letzten Drittel des Konzerts gespielt werden. Dennoch können viele Fans auch die anderen Sachen mitsingen. „Jetzt kommt eins von 81, jetzt kommt eins von 84“, kündigt ein überaus sympathischer und gut aufgelegter Niedecken Nummern an. Bemerkenswert, dass seine Stimme immer noch wie früher klingt. Auch wenn er zugibt, dass einige Lieder in eine tiefere Tonart gespielt werden, „ich schaff’s nicht mehr ganz“.

Der „Liebeslieder und Im-Sitzen-Block“

Vielleicht ist dem Alter auch der „Liebeslieder und Im-Sitzen-Block“ geschuldet, wie Niedecken den Part nennt, in dem es romantisch wird. Da gab es „Mittlerweile Josephine“ und auch „Alexandra“ zu hören. Niedecken wechselt dabei gelegentlich von der Gitarre zum Tamburin. Die Bläsercombo sorgt für eine besondere Fülle und besonders erwähnenswert ist auch die einzige Frau auf der Bühne, die Multiinstrumentalistin Anne de Wolff, die unter anderem an Bratsche, Violine, Cello und diversen anderen Instrumenten brilliert – auch mit ihrer Stimme. „Unsere Geheimwaffe“, nennt Niedecken die Musikerin, die seit 2014 fest zur Formation gehört.

Nach Sonnenuntergang kommt die fulminante Lichtshow voll zur Geltung und nach und nach packt Niedecken die Lieder aus, auf die insgeheim die meisten im Publikum wohl gewartet haben dürften. Sei es das mitreißende „Nimm mich mit“, das Gänsehaut verursachende „Kristallnaach“, bei dem Gitarrist Ulrich Rohde bei seinem Solo zur Höchstleistung aufläuft , und das legendäre „Verdamp lang her“.

HK