Hilpoltstein
Fanfaren, Fahnen und fantastische Mittelchen

Festzug schlängelt sich durch die Altstadt mit lauten Trommlern, jubelndem Festvolk und schlafenden Kleinkindern

07.08.2022 | Stand 22.09.2023, 7:08 Uhr

Ein Bett im Kornfeld: Unter diesem Motto steht der diesjährige Blumenwagen des Hilpoltsteiner Obst- und Gartenbauvereins, der von den Besuchern des Festzugs viel Beifall bekommt. Foto: Tschapka

Von Viola De Geare

Hilpoltstein – Elegant absteigen ist das eine, wieder aufs Pferd kommen das andere. In der Reitstunde hatte die Gräfin gottlob genug Zeit zur Übung und so mussten die Besucher des Hilpoltsteiner Burgfestzugs nicht allzu lange warten, bis es nach dem Festspiel los ging. Aber doch lang genug, dass die Trommler an der Spitze des Zuges dem Publikum, das am Straßenrand in der Sonne schwitzte, noch eine kleine trommelnde Einlage geben konnten. Nach einigen Bürgersleuten folgten auch schon bald die Fahnenschwinger mit ihren prächtigen Fahnen in den Stadtfarben und dem bayerischen Weiß-Blau der Pfalz Neuburg. Auch diese Gruppe ließ sich nicht lumpen und vollführte in der Rathauskurve noch einmal ihre tollkühnen Schwünge und Würfe, bevor der Zug sich wieder in Bewegung setzte.

Die Schulkinder und weitere Bürgersleute folgten, dann endlich der große Auftritt des Blumenwagens. In diesem Jahr eine musikalische Anspielung auf einen beliebten Schlager: Das Bett im Kornfeld. In dieses Bett konnte man sich zwar nicht betten, so manchem kleinen Festzugteilnehmer waren aber schon die Augen zugefallen und so schlummerte nicht nur ein Kleinkind selig im von den Eltern gezogenen und gut beschatteten Bollerwagen, während die Zuschauer die Festspielteilnehmer mit einem lauten „Haaalloooo!“ umjubelten.

Die Fanfarenspieler waren schon von weitem zu hören mit ihren charakteristischen Klängen, unter ihnen auch der vom Wunderdoktor schon beim Festspiel erwähnte Fanfarenspieler „mit geschwungenem Bart“, der kräftig mitschmetterte. Der Wunderdoktor selbst versuchte auch beim Festzug stetig, seine Mittelchen unter die Leute zu bringen. Offenbar hatten ihm die Wässerchen auch selbst die Sinne vernebelt, denn neben dem Rathaus ließ er seine Knechte den Wagen so schnell auf der Stelle drehen, dass einem vom Zusehen schon ganz schwummerig werden konnte. Zum Glück hatte er noch genügend Medizin parat und warf so manches Fläschchen in die Menge. Die Gaukler nutzten die Manege , um wieder eine ihrer Pyramiden zu bauen, bevor sich die Vorhut der Gräfin ankündigte.

Die Ratsherren, der Pfarrer und der Stadtschreiber schritten voran, Herold und Kanzler folgten zu Pferde, bevor die Gräfin den großen Auftritt hielt. Vivat- und Jubel-Rufe aus der Menge waren ihr gewiss und sie dankte es mit einem milden Lächeln und huldvollem Winken.

Doch auch hinter ihr riss der Tross nicht ab, die Tänzer folgten und die Kleintierzüchter, sogar mit einem lebendigen Hasen im Körbchen. Recht zahm geworden folgten die Landsknechte gegen Ende des Zuges und grüßten die Besucher eher mit adrettem Hutschwung, denn den bekannten Drohgebärden. Als Lumpensammler am Ende des Zugs fehlten nur noch die Zigeuner, die – ganz die Burgspieler, die sich hinter der Gruppe verbergen – in ihrer Rolle voll aufgingen. Und so bewegte sich die Menge schlängelnd durch die Innenstadt in Richtung Kreuzwirtskeller, wo es dann für alle die lang ersehnte Erfrischung gab.

HK