Thalmässing
Es zählt der olympische Gedanke

Beim Landecksportfest in Thalmässing werden Fässer gestemmt und Gläser geleert – „Coole Mädels“ gewinnen

04.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:18 Uhr

Frauenpower zeigt sich beim Tauziehen.

Von Jürgen Leykamm

Thalmässing – Hoch über den Häusern Thalmässings hat sich einst die Burg Landeck befunden. Heutzutage kommen auf dem idyllischen und bewaldeten Fleckchen Erde jedoch keine Lanzen und Schwerter mehr zum Einsatz, sondern lediglich noch kulinarische Köstlichkeiten – wenn die dortige Hütte zu einem Ausflug lädt. Es werden aber hier nicht nur Gläser geleert, sondern auch Fässer gestemmt. Beim Landeck-Sportfest des TV 06 Thalmässing.

Eine Tradition die vor gut zehn Jahren wieder neu mit Leben erfüllt wurde. Nach langer Zeit hat der Turnverein 2011 wieder ein solches Fest ausgerichtet. Weitere zwei Festveranstaltungen schlossen sich im Zweijahresryhthmus an. Dann drohte die Serie zu reißen, Covid-10 tat sein übriges dazu. Doch nun war es endlich wieder soweit.

Etliche Sport- und Feierwillige machten sich über die Landeckstraße und ihre geschotterte Fortführung in das Waldstück auf, um es sich dort bei Bratwurstsemmeln und vom Sportsgeist getriebenen Aktivitäten gut gehen zu lassen.

Eigentlich gab es sogar ein kleines Jubiläum zu feiern. Denn ihren Betrieb hat die Landeck-Hütte, in deren Umfeld das Bier eines Thalmässinger Gasthauses einst zur Kühlung aufbewahrt wurde, 1962 wieder aufgenommen – vor 60 Jahren. Oft hat man seither bei jedem dieser Landeckfeste eine Linde gepflanzt. Die mittlerweile recht stolzen Bäume bilden heute das besondere Flair der bergigen Kuppe mit dem Kellerhäuschen. Dagmar Kreichauf heißt die jetzige Küchenchefin, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Michael und Mitstreitern des Turnvereins eine Bratwurstsemmel nach der anderen ausgibt, während die Musiker der Jugendkapelle Thalmässing Sound vor der Hütte zünftig aufspielen.

Beim Sportfest dahinter darf sich jeder, der will, einem besonderen Fitnesstest unterziehen. Da ist etwa Seilspringen angesagt, bei dem sich ein Vater eigentlich recht gut schlägt. Gemäß seines Alters von 40 Jahren schafft Simon Abt 40 Sprünge. „Für eine Goldmedaille braucht es aber doppelt so viele“, sagt eine Kampfrichterin, während es seine siebenjährige Tochter Mathilda vormacht, wie es richtig geht. Einen Trost gibt es für beide: „Die Zeit spielt keine Rolle.“

Das gilt offensichtlich auch für die Live-Musik, die eigentlich schon längst hätte Feierabend machen dürfen. Fortwährende „Zugabe“-Rufe halten sie davon ab. Also noch ein Trompetenecho schmettern, zu dem Susanne Lederer sich beim Medizinballweitwurf versucht. Und froh ist, als sie die Achtmeter-Marke schafft. Sehr zur Freude auch von Mutter Sibylle, die sich seit der kürzlichen Mitgliederversammlung des Vereins stellvertretende Vorsitzende nennen darf und bei der die Fäden des Festes zusammenlaufen.

Ihr Amtsvorgänger Jürgen Meyer hatte bei der Wahl nicht mehr kandidieren wollen. Dafür darf er jetzt im Mörtelwannenlauf der heißen „Lava“ ausweichen, die es hier vor Urzeiten vielleicht einmal gegeben haben mag. Sibylle Lederer übernimmt lauthals die „Anfeuerung“ im wahrsten Sinn des Wortes. Leni Knoll übt sich derweil im Umwerfen von Dosenpyramiden mit Kirschkernkissen.

Die eigentliche Stärke der Elfjährigen aber ist das Laufen. Beim Landecklauf gewinnt sie als beste Schülerin, bester Schüler wird Constantin Walter. Julius Hauke bei den Männern und Johanna Lederer bei den Frauen heißen die weiteren Gewinner. Spannend wird es bei den Klimmzügen: Jan Emmerling und erneut Julius Hauke liefern sich ein prickelndes Duell und landen mit je 20 Klimmzügen gemeinsam auf Platz eins. Bei den Damen siegt Vanessa Götz, bei den Schülern Joa Sinke, bei den Schülerinnen Sonja Doschenko.

Auch wer der Versuchung widersteht, ein Fass mit fünf Litern Bier nicht zu trinken, sondern zu stemmen, kann siegreich sein. Markus Hölzel hat hier bei den Männern die Nase vorn, Magdalena Hauke bei den Frauen. Beim Tauziehen machen die „Coolen Mädels“ ihrem Namen alle Ehre und gewinnen bei den Kinderteams. „Obelix und die Asterixe“ hat der Zaubertrank wohl geholfen, bei den Männern zu siegen. Und von Seemann Popeye und seiner Spinatdroge haben sich wohl die „OK-trosen“ inspirieren lassen und mit Matrosenmützen den Sieg bei den Frauen davon getragen. Aber letztlich zählt bei diesem Sportfest, das als Projekt aus dem „Aktionsplan Jugend“ des Familienministeriums und des Bayerischen Jugendrings gefördert wird, natürlich der olympische Gedanke.

HK