Landkreis Roth
Ernte in der Region: Amt für Landwirtschaft zieht Bilanz

23.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:31 Uhr

Eine besonders staubige Sache ist die Feldarbeit in diesem trockenen Jahr. Die Ernte bleibt beim Getreide und beim Mais selbst auf guten Lagen um 50 Prozent unter den Erwartungen Foto: Schmidt

Die Ernte in der Region ist weitgehend gelaufen. Nur noch ein paar Sonderfrüchte wie Soja stehen noch auf den Feldern. Getreide und Mais sind weitgehend eingefahren, der angenehme Regensegen am Freitag und am Samstag hat also „das Stimmungsbild nicht geändert“, wie Alexander Mack, Pflanzenbauberater am Amt für Landwirtschaft (AELF) Roth-Weißenburg, sagt.



Für den Mais ist nicht nur die Aussaat zu spät gewesen, er hat generell kein gutes Jahr hinter sich. „Auf guten Lagen fehlen etwa 50 Prozent im Vergleich zum normalen Ertrag“, weiß Mack. In Zahlen heißt das, statt 50 Tonnen pro Hektar nur 25, wenn es eine besonders gute Lage sei, 30. Auf schlechteren Lagen fehlten 60 Prozent und mehr bis hin zum Totalausfall. Bei den Kartoffeln sei es so, dass ohne Beregnung die Defizite ebenfalls groß seien.

Der erste Grünlandschnitt war noch durchschnittlich

Dabei hatte es gar nicht so schlecht begonnen. Der milde Winter, im März der Regen, im April dann sogar noch Schnee bis zu 20 Zentimeter. Es hat sich ein wenig verzögert, auch durch den kühlen April, aber beispielsweise für die Wintergerste war noch alles in Ordnung. Gute Erträge seien erzielt worden, so Mack. Auch der erste Schnitt beim Grünland sei noch durchschnittlich gewesen. Das war Mitte Mai - und ab da wurde es problematisch.

„Danach hat es kaum noch Niederschläge gegeben“, sagt Mack. Dort, wo der Mais verspätet ausgesät worden sei, habe er sich besonders niedrig entwickelt. Der zweite Schnitt beim Grünland „war dann nur noch eine Noternte“. Später wuchs kaum noch was. „Die Hitzewelle hat den Kulturen den Rest gegeben.“ Eine Wiese wachse bei Temperaturen von 5 bis 25 Grad, darüber und darunter gehe nichts. Regnet es nicht, dann habe sie kaum Ertrag, die Pflanzen blieben aber am Leben. Heuer sind sie aber regelrecht niedergebrannt. Trotzdem: Regnet es noch, ist für die Herbstwiese noch nicht alles verloren. „Sie hat eine hohe Regenerationsfähigkeit.“

Beim Getreide sei die Standortfrage wichtiger noch als die Jahre zuvor gewesen, sagt Mack. Gute Lagen hätten auch gute Erträge erzielt. Bei den schlechteren, die früher immer noch gut wegkamen, sei es heuer sehr schlecht gewesen. Für den Weizen sind dabei vor allem die hohen Temperaturen das Problem. Die Körner ziehen sich massiv zusammen und können nicht normal reifen. Und das, obwohl „die Pflanze den letzten Saft ans Korn gibt“, wie Mack sagt.

Es „hätte schon eine Woche durchregnen müssen“

Dass es nun am Wochenende geregnet hat, hat die Lage stellenweise zwar entspannt, den Landwirten entscheidend geholfen habe es letztlich aber nicht, so Mack. „Da hätte es schon eine Woche durchregnen müssen.“ Denn das, was runtergekommen ist, muss jetzt wieder eine Zeit lang reichen, denn auch für die kommenden 14 Tage sind kaum Niederschläge vorhergesagt.

Das aktuelle Jahr hat dabei durchaus Ambitionen, eines der trockensten überhaupt zu werden. Zuletzt extrem wenig geregnet in der Region hat es 2003, da sind es zwischen 400 und 460 Millimeter gewesen. „Jetzt sind schon drei Viertel des Jahres vorbei und es waren gerade einmal 200 bis 230 Millimeter“, berichtet Mack. Normal seien 600 bis 700. Landwirte könnten sich nicht mehr auf Niederschläge verlassen. 2021 sei wohl lediglich ein Ausreißer gewesen. Zudem sei die Temperatur schon seit 20 Jahren zu hoch. Umso wichtiger wird es aus Macks Sicht, wassersparend zu arbeiten und mit Blick auf die Vorhersagen die Zeitpunkte optimal zu nutzen. Erschwerend kommt im südlichen Landkreis Roth und im Landkreis Weißenburg hinzu, dass es sehr viele sandige Böden gebe, die nur bedingt Wasser speichern können.

Die Gemengelage in der Landwirtschaft ist also nicht rosig, denn zu den immer höheren Aufwendungen kommen die gestiegenen Preise für Saatgut und die explodierenden Energiepreise. Alarmstufe Rot ist allerdings noch nicht ausgerufen. „Ein schlechtes Jahr kann man wegstecken, erst bei zwei wird es schwierig“, geht Mack für dieses Jahr davon aus, dass die Reserven aus dem Vorjahr ausreichen.

Für 2023 bleibt zunächst einmal das Prinzip Hoffnung

Da heuer vermutlich kaum welche angelegt werden können, bleibt für 2023 zunächst einmal das Prinzip Hoffnung. Für die Tierhaltung muss das Futter aber irgendwie erzeugt werden, um nicht - zu viel sehr teuer - zukaufen zu müssen. Vielleicht sollte man das Feldfutter ausbauen und das Getreide reduzieren, sieht der Pflanzenbauberater einen Weg. „Auch mit Blick, sich einen größeren Puffer zu schaffen.“ Die Betriebe müssten sich auf alle Fälle auf eine veränderte und aufwendigere Planung einstellen.

HK