Nach Krankheit verstorben
Ergreifende Trauerfeier für Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger

18.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:09 Uhr |

Den geschmückten Sarg mit dem Thalmässinger Wappen tragen sechs Feuerwehrmänner vom Leichenhaus zum Grab auf dem Friedhof von St. Michael. Fotos: Tschapka

Da ist ein Mensch aus der Mitte des Lebens gerissen worden: Wofür genau diese Worte stehen, die sich in so vielen Traueranzeigen und Nachrufen lesen lassen, hat an diesem Samstag die Beerdigung des Bürgermeisters von Thalmässing (Landkreis Roth), Georg Küttinger, bewusst gemacht. Ist mit ihm doch einer gegangen, der tatsächlich mittendrin war. Ein Mann, der über viele Jahre hinweg nichts weniger als die Herzkammer seines Heimatorts war.



Dass dieses Herz nach schwerer Krankheit und unermesslichem Kampf nun aufgehört hat zu schlagen, erschüttert die gesamte Gesellschaft der Marktgemeinde und weit darüber hinaus. Kein Wunder, dass die Menschen am Samstag zu Hunderten hinauf zur Thalmässinger Kirche St. Michael strömen, um ihrem Georg, ihrem Schorsch, die letzte Ehre zu erweisen. In einer Trauerfeier, die gerade deshalb so besonders und so ergreifend wird, weil sie Küttingers Ausnahmerolle als Mittelpunkt der Marktgemeinde ein bitteres letztes Mal unter Beweis stellt.

Denn wo kommt es schon so zusammen, dass eben nicht nur eine ganze Gemeinde um ihren Bürgermeister trauert, sondern zugleich ein Pfarrer einen echten Freund und Reisegefährten bestatten muss, eine Blaskapelle für ihren Dirigenten dessen Lieblingspolkas nach der Beerdigung in der Kirche spielt und ein Sportverein dem Gestorbenen ein letztes großes Versprechen gibt. Und das alles in einer Gedenkstunde, in der der Gestorbene, der ganz genaue Vorstellungen vom Ablauf seiner Beerdigung hatte, die Trauergemeinde noch selbst trösten lässt. Doch das alles der Reihe nach.

„Ich hatt‘ einen Kameraden“ und drei Salutschüsse

Trotz der klirrenden Kälte füllt sich am Samstagmittag schon lange vor der Beisetzung der Platz um die Kirche. In der Aussegnungshalle ist der geschmückte Sarg mit dem Thalmässinger Wappen aufgebahrt, an jeder Seite stehen drei Feuerwehrmänner als Ehrenwache. Vor der Halle sind mehrere Pulte aufgestellt, auf denen die Kondolenzbücher liegen. In einem langen Trauerzug kommen die vielen Feuerwehren von der Ortsmitte zum Friedhof. Die Fahnenträger postieren sich wenige Meter neben dem ausgehobenen Grab. Zum Abschiedslied „Ich hatt‘ einen Kameraden", das sich Küttinger selbst gewünscht hatte, wird der Sarg hinabgelassen und drei Salutschüsse donnern.

Er habe am Friedhof in viele verweinte Augen und starre Gesichter geblickt, sagt Pfarrer Rudolf Hackner später in der Kirche St.Michael, die bei weitem nicht groß genug ist, um alle zu fassen, die Abschied nehmen wollen. Angesichts von Küttingers schwerer Krebserkrankung, die dieser vor knapp zwei Jahren selbst öffentlich machte, habe man zwar unweigerlich mit dem Tod rechnen müssen. Trotzdem stelle sich eben erst jetzt dieser tiefe Schmerz ein, dass die Zeit der gemeinsamen Gespräche und Begegnungen schlagartig vorbei sei – und auch die gemeinsamen Reisen, die Küttinger so gerne mit den Thalmässinger Geistlichen unternahm.

Neben einigen Anekdoten aus Rom, Athen und Barcelona – die passenden Erinnungsbilder dazu waren in der Mitte des Liedblatts zur Trauerfeier abgedruckt – erzählt Hackner auch von einem langen Gespräch, das er vor wenigen Wochen noch mit Georg Küttinger im Krankenhaus führte. „Er hat mich gebeten, Euch zu trösten“, sagt Hackner, der den gestorbenen Bürgermeister als „unermüdlichen Diener seiner Gemeinde“ würdigt.

Als Küttingers Stellvertreter würdigt Michael Kreichauf die Art und Weise, mit welcher „unglaublichen Zähigkeit“ der Bürgermeister seiner Krankheit die Stirn geboten habe. Während seiner Amtszeit habe Küttinger die Marktgemeinde in unvergleichlicher Weise geprägt und Großes geleistet. „Er liebte Thalmässing über alles, das war sein Platz, seine Berufung, sein Leben.“ Nicht nur als langjähriger Kapellmeister, sondern auch als Bürgermeister sei er Thalmässings Taktgeber gewesen. Deshalb liege jetzt auch eine solche Schwere über der Marktgemeinde, „Thalmässing trägt Trauer.“ Doch er sei sich auch sicher, so Kreichauf, dass Küttinger die große Anteilnahme sicher sehr stolz gemacht hätte.

Trotz Küttingers großem Einsatz für die Marktgemeinde habe es dieser geschafft, in seiner Rolle als Dirigent nur wenige Auftritte seiner Blaskapelle zu verpassen, würdigt Konrad Schwarz im Namen der Musiker. Für den TV 06 Thalmässing stellt Torsten Hahn den Fleiß, die Geselligkeit und die Bescheidenheit des Bürgermeisters heraus, der beim gemeinsamen Projekt Sportzentrum allen gezeigt habe, was man erreichen kann. „Und ich verspreche Dir, dass wir unser Projekt in Deinem Sinne zu Ende bringen“, so Hahn.

Das Denkmal in den Herzen der Thalmässinger gebaut

Doch das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen: Geht es nach diesem Spruch von Albert Schweitzer, um den sich die Trauerreden sowohl von Michael Kreichauf als dann auch von Landrat Herbert Eckstein drehten, habe sich Georg Küttinger schon lange vor der Fertigstellung des Sportzentrums – dessen Spatenstich zum letzten öffentlichen Auftritt Küttingers werden sollte – sein Denkmal gebaut. Denn er sei „ein Glücksfall für Thalmässing“ gewesen und habe die Herzen der Menschen in seiner Heimat erreicht, so Eckstein, bevor die Thalmässinger Blaskapelle als letzte Verneigung den von Küttinger so geliebten „Böhmischen Traum“ erklingen lässt. Eine Polka zum Abschluss der Trauerfeier mit einem satten Paukenschlag am Ende – es hätte ihm bestimmt gefallen.

HK



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