Landkreis Roth
Empfang des Landkreises Roth für ehrenamtlich Engagierte

05.01.2023 | Stand 05.01.2023, 17:00 Uhr

Einen großen Empfang für Ehrenamtliche aus dem gesamten Landkreis Roth gibt Landrat Herbert Eckstein anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Kreises. Foto: Unterburger

Von Robert Unterburger

Hilpoltstein/Georgensgmünd – Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens, das im vergangenen Jahr gefeiert worden ist, hat der Landkreis Roth jetzt kurz nach dem Jahreswechsel noch einen großen Empfang für Ehrenamtliche in Georgensgmünd gegeben. Mit dieser Veranstaltung ehrte Landrat Herbert Eckstein (SPD) alle Träger der Landkreisverdienstmedaille, des Ehrenzeichens des Ministerpräsidenten, Vereinsvorsitzende, Mitglieder der Sozialverbände, der Hospizbewegung und alle Bereiche, in denen sich Menschen ehrenamtlich engagieren.

„Wir schätzen Sie wert, denn Sie sind der Kitt, der den Landkreis zusammenhält“, würdigte Eckstein das Wirken dieser Menschen. Musikalisch umrahmten acht Musiker der Formation Blechglanz den Festakt.

Seit 1997 werde die Landkreisverdienstmedaille an engagierte Frauen und Männer verliehen, seit 1994 gebe es das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten, erinnerte Eckstein. Bisher hätten 321 Rother Landkreisbürger diese Ehrenzeichen erhalten. „Wir wollen mit dem heutigen Empfang ein Stück Lebenswerk auszeichnen. Und es tut gut, wenn auch die jüngere Generation sieht, was ihr geleistet habt“, sagte der Landrat. „Denn ihr habt es aufgebaut, dass wir stolze Vereine und Gruppen haben.“ Die Pandemie habe etwas sichtbar gemacht, so Eckstein weiter: „Wir müssen wieder lernen, das Miteinander zu pflegen.“

In Bildern und Grafiken hielt man Rückschau auf 50 Jahre Landkreis Roth. Zu sehen waren Fotos vom Kreistag Roth von 1972 bis 1978 und von 2020 bis 2022 sowie von der Bevölkerungsentwicklung: Aktuell hat der Landkreis rund 130000 Einwohner, 1972 waren es noch lediglich 93000. Der Haushalt belief sich 2021 auf 152 Millionen Euro, 1972 waren es gerade mal 17,5 Millionen – umgerechnet in Euro, wenngleich damals natürlich die Mark das Zahlungsmittel war.

170 Millionen Euro inSchulen investiert

Gezeigt wurden auch die zehn landkreiseigenen Schulen mit bester Ausstattung: Allein in den vergangenen 25 Jahren sind laut Eckstein hier 170 Millionen Euro investiert worden. Der Landkreis ist aber nicht nur ein Schulstandort, sondern auch ein starker Wirtschaftslandkreis. 2010 hatte er 31000 Beschäftigte, 2021 waren es schon 41000.

„Zurzeit kämpfen wir darum, dass die Kreisklinik Roth fertig wird“, schnitt der Landrat ein weiteres Thema an. Die Kosten allein für den ersten Bauabschnitt beliefen sich auf 57 Millionen Euro, 19,4 Millionen Euro müsse der Kreis selbst aufbringen. „Bei den Geburtenzahlen schwächeln wir noch etwas“, räumte Herbert Eckstein ein. Als „Meilensteine“ bezeichnete er den Ausbau von Kreisstraßen und von Radwegen. 11,5 Kilometer Geh- und Radwege entlang von Kreisstraßen seien bereits realisiert worden.

Dass es seit mittlerweile 25 Jahren das Gütesiegel „Original Regional“ gebe, erfülle ihn mit Stolz. Auch im Bereich Kultur und Tourismus sei in den zurückliegenden 50 Jahren viel geschehen, blickte der Landrat zurück. Als aktuelle Beispiele nannte er die Landkreis-Chronik von Hans Pühn, das „Wimmel-Buch“ und die Jubiläums-Rundtouren. „Viele kleinen Schritte haben viel bewirkt und es hat sich viel entwickelt“, sagte Eckstein.

„Viele von Ihnen wären ohne Ehrenamt nie zu dem geworden, was Sie heute sind“, wandte sich der Landrat abschließend an die über 200 Gäste in der Hopfenhalle. „Im Ehrenamt kommt man mit sehr vielen Menschen zusammen, das ist unser größtes Geschenk.“ Im Ehrenamt würden die unterschiedlichsten Belange zusammengeführt. „Danke für Ihr Engagement!“

Von Ochs und Esel außerhalbder biblischen Geschichte

Hermann Lahm – er stammt aus der Oberpfalz und lebt seit 1976 in Wendelstein – begeisterte die Zuhörer mit zwei selbst verfassten Geschichten. Zum einen trug er die heitere Erzählung „Gerüchte, Gerede, Getratsche, Geschmackl, Gschoah: Gespräch zwischen Ochs und Esel über die Ankunft der Heiligen Drei Könige“ vor. Darin führen – im übertragenen Sinn – Ochs und Esel das große Wort, bringen aber nichts zu Strande. „Wer alles Fremde für komisch und sonderbar hält und meint, alle müssten so sein wie man selber ist, der macht sich zum Ochsen“, gab Lahm den Zuhörern mit auf den Weg. „Und wer zu allem Ja sagt, macht sich zum Esel.“

In seiner zweiten, sehr nachdenklichen Geschichte „Kein Platz mehr“ erzählte Hermann Lahm von einem Amselpaar, dem die Menschen seine Lebensgrundlage – Haselnusshecke, Vogeltränke und die Natur – entziehen und das deshalb gezwungen ist, seine liebgewordene Heimat zu verlassen.

In einem Kurzvertrag umriss dann die Kreisheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl die Geschichte des Landkreises Roth vom Mittelalter bis zur Gegenwart. „Der Landkreis ist typisch fränkisch und hat eine bunte, vielfältige Geschichte“, hob sie hervor, „die Anfänge waren sehr heterogen – es war ein Flicken-Teppich.“ Im Mittelalter habe es kleine Rittergüter und kleine Herrschaften und zwei große Adelsfamilien – die Hohenzollern und die Wittelsbacher – gegeben, die das Gebiet des heutigen Landkreises beherrschten. In der frühen Neuzeit seien die Rittergüter verschwunden. Als neues Herrschaftsgebiet habe sich Pfalz-Neuburg herausgebildet. Im 16. Jahrhundert sei es zur konfessionellen Trennung gekommen, der Landesherr habe die Religion bestimmt. „Wir waren ein herrschaftlich gemischtes Gebiet“, sagte die Kreisheimatpflegerin, „es gab drei Herrschaftsbereiche: Pfalz-Neuburg, das Gebiet der Markgrafen und der eichstättische Raum.“

Einschneidende Veränderungen hätten das 18. und 19. Jahrhundert gebracht. So seien durch Graf Montgelas Kreise gebildet worden, die nach Flüssen benannt wurden. Ludwig I. habe die sieben bayerischen Bezirke eingeführt, die heute noch so heißen.

Abschließend ging die Kreisheimatpflegerin auf die Gebiets- und Landkreisreform von 1972 ein, eine Reform, die vor allem Bruno Merk und Alfons Goppel vorangetrieben haben. Die Zahl der Landkreise sei um die Hälfte, die Zahl der Gemeinden von 7000 auf 2000 reduziert worden.

Als besonderes Schmankerl zeigte man den 200 geladenen Gästen einen von Sabrina Müller zusammengestellten halbstündigen Film über die 50-jährige Landkreisgeschichte, der aus Videoschnipseln älterer Filme besteht und unterschiedliche Themen und Veranstaltungen dokumentiert. Dieser Film war nicht nur ein nostalgischer Rückblick auf die vielfältige Geschichte, sondern auch ein Beitrag, der für viel Heiterkeit sorgte.

HK