Greding
Spritziger Bieranstich: Ein Volksfest für die Geschichtsbücher

Paula Sedlmeier reicht nach drei Jahren Zepter der Schwarzachkönigin an Isabella Rosenau weiter

24.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:49 Uhr

Gutes Stimmung allerorten herrscht an den ersten beiden Tagen des Gredinger Volksfests, ob an den Fahrgeschäften oder im Bierzelt. Foto: Tschapka

Rekord! Es führt zwar keiner Buch, doch im Bierzelt ist man sich ziemlich einig: Was da am Freitagabend soeben auf der Bühne in Greding geschehen ist, stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten.



Wieder und wieder hat der stellvertretende Bürgermeister Oswald Brigl (CSU) versucht, den Zapfhahn ins Bass zu treiben, die Schläge hörten sich schon fast wie das Klopfen eines Spechts an. Am Ende übernimmt der Chef der Eichstätter Hofmühl-Brauerei, Stephan Emslander, und vollendet das Werk, so dass Brigl alsbald verkünden kann: „Ozapft is.“

In den Reihen der Schwarzachköniginnen vor der Bühne, die auf den ersten Schluck Volkfest-Bier warten, einigt man sich gnädig darauf, es seien „zehn Schläge plus X“ gewesen, Reinhard Gschrey, der neue Festwirt, verkündet, es seien 14 gewesen, „ich habe mitgezählt.“ Und Brigl? „An mir hat es nicht gelegen“, schiebt er die Verantwortung zunächst grinsend aufs Fass. Um nach dem ersten „Prosit der Gemütlichkeit“ einfach zur Tagesordnung überzugehen: „Die schwerste Arbeit wäre erledigt.“

Trotz Feierlaune Gedenken an Menschen in Ukraine

Ja, der Bürgermeister-Vize, der den erkrankten Manfred Preischl (FW) vertritt, hat andere Qualitäten als das Anzapfen. Eine davon besteht darin, den richtigen Ton zu treffen. Inmitten des Trubels am Marktplatz kurz zuvor – mit Freibier, Vereinen und jeder Menge versammelter Feierlustiger – spricht er davon, dass man in Greding nach drei Jahren endlich wieder fröhlich feiern könne und wünscht ein „friedliches Miteinander. Leider Gottes ist es in der Welt nicht jedem vergönnt“. Die Anspielung auf den russischen Angriffskrieg sorgt für einen kurzen Moment des Innehaltens, ohne die Laune zu verderben. Stimmig.

Nach den Böllerschützen aus Euerwang liegt es an der Stadtkapelle Greding, das 53. Volksfest auf dem Marktplatz einzuleiten. Gekommen sind nebst 13 Schwarzachköniginnen der Vergangenheit auch die aktuelle Hopfenkönigin aus Haunstetten und die Limeskönigin aus Kipfenberg. Zu Ehren der „Dauerregentin“, wie Brigl sagt: Paula Sedlmeier legt an diesem Tag nach drei Jahren Amtszeit – noch ein Rekord, der kaum gebrochen werden dürfte – das Zepter aus der Hand. Die Majestät hat einen letzten großen Auftritt, verabschiedet sich von ihrem Volk: „Es war eine superschöne Amtszeit“, sagt sie strahlend. Aber auch: „Es ist Zeit, das Amt weiterzugeben.“ Drei Jahre sind genug. Die beiden Gastköniginnen, längst zu Freundinnen geworden, verabschieden Paula mit einem Fotobuch und bewegenden Worten der gemeinsamen Erlebnisse. Am Ende fließen königliche Tränen der Rührung auf der Bühne.

Freibier für den Stadtrat, der in Vollversammlung antritt

Die neue Schwarzachkönigin Isabella Rosenau sowie Oswald Brigl stimmen die Gredinger aufs Volksfest ein. Wobei auch hier wieder der stellvertretende Bürgermeister für Gelächter sorgt. Der ganze Stadtrat sei hier, sagt er mit Blick auf die Kollegen, „weil es Freibier gibt“.

Am Samstag ist alles so, als hätte es die lange Corona-Pause nie gegeben. Es steppt der Bär, vor allem im Festzelt. Vorbei die Zeit der Gesichtsmasken – jetzt sind wieder Dirndl und Lederhose angesagt. Am Abend kennt die Partystimmung kein Halten mehr. Zum einem am Festplatz, wo sich die Karussells und Fahrgeschäfte im Kreise drehen, auf Luftballons oder Konservendosen geworfen oder auf Rosen geschossen wird. Teenies und ältere Leute genießen die gesellige Atmosphäre, die von einem endlich einmal nicht zu heißen Sommerabend noch gekrönt wird.

Heiß ist es hingegen im Festzelt, wo die Rothsees mindestens ebenso heiß aufspielen. Zwischen den Bänken flitzt die neue Schwarzachkönigin Isabella gut gelaunt hin und her. Früh am Morgen hat sie ihre Gesellenprüfung als Schreinerin hinter sich gebracht, die Ausbildung ist nun abgeschlossen. Da macht das Repräsentieren umso mehr Spaß, wenn die Last von den Schultern genommen ist. Es dauert gar nicht lange, da stehen die meist jugendlichen Besucher in den ersten Tischreihen auf den Bänken, prosten sich zu und singen laut mit. Ausgelassen, fröhlich, friedlich. So soll es sein.