Heideck
Ein Haus, zwei Banken: Erstmals im Landkreis teilen sich Sparkasse und Raiffeisenbank eine sogenannte Beraterfiliale

10.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:26 Uhr

Zwei Konkurrenten machen gemeinsame Sache: Sparkasse und Raiffeisen teilen sich künftig in Heideck eine „Beratungsfiliale“. Im Bild von links stellvertretender Bürgermeister Ulrich Winterhalter, Sparkassenchef Hans Jürgen Rohmer, Raiffeisen-Vorstand Udo Wehrmann und Landrat Herbert Eckstein. (SPD). Foto: Auer

Von Richard Auer

Heideck – Was noch vor wenigen Jahren undenkbar schien, wird nun im Landkreis Roth zum ersten Mal Realität: Zwei eigentlich konkurrierende Banken belegen einträchtig gemeinsam eine Filiale, die als sogenannte Beratungsfiliale betrieben wird. Ort der Premiere ist Heideck, die Partner sind hier am Marktplatz 14 die Sparkasse Mittelfranken-Süd und die Raiffeisen – meine Bank. Eröffnung ist am Montag, 13. Juni.

In dem Gebäude stehen nebeneinander die Bank-Selbstbedienungsautomaten der beiden Kreditinstitute – das gibt es inzwischen allerdings schon an einigen anderen Orten im Landkreis. Neu ist aber, dass die Kundenberater der beiden Banken sich Räume und Schreibtische für den direkten Kontakt zu ihren Klienten teilen – wobei man sich aber sorgfältig aus dem Weg geht. Jede Bank hat ihre Berater jeweils an zwei unterschiedlichen Tagen in der Woche vor Ort, im Wechsel also. An allen anderen Tagen erreichen die Kunden ihre Ansprechpartner in der Filiale der Sparkasse beziehungsweise der Raiffeisenbank in Hilpoltstein, knapp neun Kilometer entfernt. Außerdem wurde der Telefonservice etwa für Überweisungsaufträge ausgeweitet.

„Jagen uns garantiert nicht gegenseitig die Kunden ab“

Udo Wehrmann, Vorstand der Raiffeisen – meine Bank, erklärte bei einem Pressetermin, es sei für beide Institute die erste gemeinsame „Split-Filiale“. Ähnliche Konstruktionen gebe es aber bereits seit Längerem erfolgreich im Frankfurter Raum und seit einiger Zeit auch im Nachbarlandkreis Neumarkt. Hintergrund ist natürlich der immer geringere Publikumsverkehr gerade in den ländlichen Filialen. Nicht zuletzt aber, so erklärte Wehrmann, werde es für die Banken immer schwieriger werde, Personal für ihre kleineren Filialen zu finden. „Da kannst du Stellenanzeigen schalten wie du willst.“ Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Hans Jürgen Rohmer schilderte, das bisherige Sparkassengebäude in Heideck sei in die Jahre gekommen, gleichzeitig werde die Kundenfrequenz immer niedriger. Daraufhin habe man „in einem lockeren Gespräch“ mit der Raiffeisen nachgefragt, ob die Kollegen nicht Platz für die Sparkasse hätten. „Aus diesen Überlegungen ist dann etwas Konkretes geworden.“ Denn: „Wir sind zwar Konkurrenten, aber wir haben auch bisher schon vertrauensvoll zusammengearbeitet.“

Zum Vertrauen gehört freilich auch, dass sich die jeweiligen Kundenberater nicht an der Klientel des Mitbewerbers vergreifen, wenn da gerade jemand am Beratungstag der „falschen“ Bank auftaucht. Es werde nicht passieren, „dass man sich gegenseitig die Kunden abjagt“, versprachen beide Bankchefs.

Landrat Herbert Eckstein (SPD) bedauerte ebenso wie der stellvertretende Heidecker Bürgermeister Ulrich Winterhalter (CSU), dass sich in diesen Zeiten die Banken immer schwerer täten, ihr Filialnetz in gewohnter Form aufrechtzuerhalten, hielten die jetzige Lösung aber für richtig. Gerade für die ältere Generation müsse man Präsenz zeigen und die Grundversorgung in den einzelnen Orten sichern, sagte Eckstein. Der gemeinsame Beratungsstandort sei auch für den Heidecker Marktplatz eine Stärkung.

Bürgermeister fürchtete schon doppelten Abgang

Ulrich Winterhalter sagte, die Stadt Heideck sei „froh und dankbar, beide Banken im Ort zu halten. Das ist jetzt eine runde Sache.“ Und wohl keine Selbstverständlichkeit.

Sparkassen-Chef Hans Jürgen Rohmer erzählte vom Schrecken, der Heidecks Bürgermeister Ralf Bayer (FW) im ersten Moment überkam, als Sparkassen- und Raiffeisen-Chef gemeinsam zu ihm zum Gespräch kamen. „Der fürchtete schon, wir wollen uns beide verabschieden.“

HK