Bienen- und Menschenfreund
Kurt Amert aus Rothaurach beliefert Imker mit allem, was ihr Herz begehrt – und er hilft im Himalaya

20.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:10 Uhr

Der nostalgische Bienenkorb aus Stroh, den Kurt Amert hält, ist eine Reminiszenz an alte Zeiten: Im Hintergrund stapeln sich Rähmchen für die modernen Bienenkästen. Das T-Shirt mit der Weltkarte – passend zum Weltbienentag, ist ein schöner Zufall. Foto: Auer

Von Richard Auer

Hilpoltstein/Rothaurach – An diesem Freitag, 20. Mai, wird weltweit der Tag der Bienen begangen – zum fünften Mal geschieht das schon, seit die Vereinten Nationen den Weltbienentag ausgerufen haben. Der Tag soll an die große Bedeutung und den Schutz der Insekten erinnern, die zunehmend gefährdet sind. Einer, der schon seit vier Jahrzehnten unverdrossen einen beträchtlichen Beitrag für die Imkerei in Deutschland leistet, ist Kurt Amert aus Rothaurach.

Seine Firma Apirecord beliefert Imker aus der ganzen Republik mit allem, was sie für ihr Geschäft brauchen, Kunden fahren dafür bis aus einem Umkreis von 200 Kilometern nach Rothaurach. „Die Leute legen sehr viel Wert auf persönliche Beratung.“ Doch nicht nur das: Amert ist nicht zuletzt mit Hilfe der Bienen auch international sozial engagiert: In Nepal hat er ein Hilfsprojekt für Frauen aufgebaut, die sich mit Imkerei ein selbstbestimmtes Leben aufbauen können.

Eher durch Zufall ist der gebürtige Niederrheiner vor fast 45 Jahren zur Imkerei – und nach Franken – gekommen, das ergab sich einst bei einem Zelturlaub in Österreich, erzählt er fröhlich. Heute geben sich in seinem Laden die Kunden die Klinke in die Hand. Es ist bei den Imkern gerade Hochsaison. Der Raps steht gut – und auch sonst blüht es überall. Es sieht nach einem guten Honigjahr aus.

Auch für Holger Roth (48) aus Forchheim bei Freystadt, der sich gerade unter anderem einen sogenannten Sonnenwachsschmelzer kauft. Roth hat erst vor drei Jahren mit der Imkerei begonnen – und darf damit als Spätberufener gelten. Zu verdanken hat er das seinen Kindern, die im Kindergarten ein Bienenprojekt erlebt hatten und mit ihrer Begeisterung prompt den Vater ansteckten. Zum 45. Geburtstag schenkte ihm seine Frau das erste Bienenvolk. Die Kinder interessieren sich indessen längst wieder für andere Sachen. Der Vater blieb dem Hobby treu.

Amert kann Imkern wie Holger Roth alles bieten, was das Herz begehrt, wobei er Anfängern vom ganz großen Einkauf auch oft einmal abrät. Rund 1500 Artikel hat in er seinem Sortiment – „und es wird nicht weniger“; vom weißen Imkerhut mit Schleier bis zur professionellen Honigschleuder und auch einem schon vor Jahrzehnten selbst entwickelten Honigrührsystem. In einer kleinen Halle stapeln sich in verschiedenen Ausfertigungen die hölzernen Rähmchen, die in die Bienenkästen eingehängt werden, hergestellt exklusiv für Amert. Es gibt in Deutschland nur ein paar ähnlich breit aufgestellte Händler für Imkereibedarf, manche sind größer als Apirecord – aber in der Region gilt Amert als Institution.

Sein Verein hilftMenschen in Nepal

Das liegt nicht zuletzt an seinem sozialen Engagement. Vor vielen Jahren war er der Geschäftsführer der Kriegskindernothilfe Roth. Jetzt leitet er den Verein „Gayatri Fund“. Den gründete er mit Gleichgesinnten, eine davon aus Schweden, spontan nach dem katastrophalen Erdbeben in Nepal im Jahr 2015. Zusammen mit den Freunden suchte er nach Möglichkeiten, dort nachhaltig zu helfen – und kam auf die Imkerei. In äußerst abgelegenen Dörfern, aus denen die Männer zur Arbeit im Ausland weggezogen sind und Frauen und Kinder allein zurückbleiben, organisierte er Imker-Kurse. Es soll eine Hilfe auf Augenhöhe sein. 30 Frauen sind so schon zu Imkerinnen geworden. Zum Internationalen Bienentag könnte man es sich kaum schöner ausdenken. Kein Wunder, dass auch Amerts Stammkunden regelmäßig die Spendendose im Laden füllen.

Amert selbst fliegt einmal im Jahr nach Nepal, zieht weitere Projekte auf – etwa einen mobilen Gesundheitsdienst, der sich in einsame Dörfer aufmacht. Eine junge Nepalesin kommt demnächst für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Roth. Sie will – für ihre nepalesische Heimat – bei der Diakonie in Nürnberg lernen, wie gute Altenpflege funktioniert.

„Ich habe das allesals Geschenk bekommen“

Das Leben rund um die Bienen, aber auch der Kontakt mit den Freunden in Nepal, sie haben Kurt Amert zu einem rundum zufriedenen, auch zu einem dankbaren und bescheidenen Menschen gemacht. „Ich habe das alles als Geschenk bekommen, ich bilde mir nichts drauf ein.“

Mit Freude sieht er nun, wie das Thema Imkern seit einiger Zeit auch immer mehr junge Menschen begeistert – die das gar nicht so sehr wegen des Honigs tun, sondern aus Naturschutzgründen. „Es ist gut, dass sich bei vielen Menschen ein neues Bewusstsein entwickelt, dass sie Teil des Ganzen werden wollen.“ In einer Welt, in der alles mit allem zusammenhängt. Von Nepal bis Roth-aurach.

HK