Höbing feiert kräftig
Drei tolle Tage: Feuerwehr holt Jubiläum ihres 150-jährigen Bestehens nach

01.06.2023 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr

Gruppenbild mit Damen – und Fahne: Die Feuerwehr Höbing feiert an diesem Wochenende ihr Jubiläum des 150-jährigen Bestehens. Foto: FFW Höbing

Ihr 150-jähriges Bestehen feiert an diesem ersten Wochenende im Juni eine Feuerwehr, die gleich mehrere Besonderheiten aufweist. Genau genommen gibt es den Ort nämlich gar nicht: Höbing. Doch die Freiwillige Feuerwehr heißt tatsächlich so, ihre Mitglieder kommen aus Großhöbing auf Gredinger Seite und Kleinhöbing auf Thalmässinger. „Und Günzenhofen ist auch dabei“, stellt der Vorsitzende Jeremy Mithouard klar. Wie viele der 118 Mitglieder im Verein jeweils aus den verschiedenen Dörfern kommen, wisse er allerdings nicht, so Mithouard, „da schauen wir gar nicht drauf“. So war es schon am 27. Oktober 1872 – dem offiziellen Gründungstag der gemeinsamen Wehr.

Richtig gerechnet, eigentlich hätte das Jubiläum also noch im vergangenen Jahr gefeiert werden müssen, die Wehr lädt mit einem Jahr Verspätung ein. Aber immerhin ist man damit schneller als noch beim 125-Jährigen: Weil der Soldaten-, Krieger- und Kameradschaftsverein (SKK) Großhöbing-Schutzendorf 1997 ein großes Kriegerfest gefeiert hat und die Feuerwehr damit nicht kollidieren wollte, wich man auf 1999 aus – das Fest war also zwei Jahre zu spät. Ähnliches passierte nun wieder, wegen Corona verschob der SKK sein 100-Jähriges auf 2022 – und die Wehr wich erneut aus. Ein deutlicher Beleg dafür, wie reibungslos die Kooperation der fünf Ortsvereine klappt. Zweimal im Jahr gebe es ein Vorständetreffen, erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Feuerwehrvereins, Michael Meier, dabei würden derlei Dinge abgesprochen.

Höbinger Wehr ist älter als die der Stadt Hilpoltstein

Die Höbinger Wehr zählt übrigens zu den ältesten, die seinerzeit im Amtsgericht Greding eingetragen worden sind. Die Kameraden aus Greding selbst können zwar auf eine um vier Jahre längere Historie zurückblicken. Doch beispielsweise Hilpoltstein ist ein Jahr jünger. Im Jahr 1980 zog die Feuerwehr von einem kleinen Häuschen neben der Kapelle in das heutige Gebäude zwischen den Dörfern um. Dieses Domizil entspricht heute auch nicht mehr unbedingt dem, was eine Feuerwehr benötigt – weshalb seit etwa zehn Jahren bereits darüber diskutiert wird, das Feuerwehr-Gerätehaus zu erweitern. Es könnte dann gleichzeitig als Dorfhaus dienen.

Hier gibt es aber immer wieder Probleme. Bei denen eine weitere Besonderheit der Wehr eine Rolle spielt: Haus und Grundstück gehören der Stadt Greding, beides befindet sich allerdings auf Thalmässinger Gebiet. Weil auch das Amt für Ländliche Entwicklung als Fördergeber mit im Boot sitzt, zudem die Grundstückssituation nicht die leichteste ist, zieht sich das Ganze hin. „Aktuell gibt es keinen Sachstand“, erzählt Michael Meier im Gespräch mit unserer Zeitung – im Heim des Schützenvereins. Die Wehr selbst habe in der jüngeren Vergangenheit aber ohnehin ihr Augenmerk auf das große Feuerwehrfest gelegt.

Bei der Erweiterung des Feuerwehrhauses geht es letztlich ums liebe Geld. Ein Umstand, der der Höbinger Wehr seit den Anfangstagen nicht unbekannt ist, wie eine kleine Chronik unterstreicht, die der Großhöbinger Ortssprecher Max Dorner 2004 zum Schützenfest des SV Höbing verfasst hat. Darin zitiert er aus der Gründungsversammlung der Höbinger Wehr, wie sie im Gemeindeprotokoll vermerkt ist: Der Zweck der Versammlung sei, so heißt es dort, „die Anschaffung einer Feuerlöschmaschine für die Gemeinden Großhöbing, Kleinhöbing und Günzenhofen. Hierüber wurde Beratung gepflogen und einstimmig beschlossen, es sei eine Feuerlöschmaschine anzukaufen und eine eigene Remise hierfür zu erbauen“. Jedoch: Die 500 Gulden, die die Dörfer zusammenbringen konnten, reichten nicht, man musste sich weitere Geldquellen erschließen. Schließlich schaffte man eine Handdruckpumpe von der Königlichen Hof-Löschmaschinenfabrik Kirchmaier und Sohn in München an.

Handbetrieb an der Pumpe wird erst 1969 eingestellt

Es sollte nicht die letzte gewesen sein. Im Jahr 1898 wurde eine zweite Feuerspritze gekauft, eine Saug- und Druckpumpe, die von acht Mann betätigt werden konnte und der ersten Spritze weit überlegen war. Diese sei 71 Jahre im Gebrauch gewesen, wie Dorner schreibt. Erst im Juni 1969 sei sie dann von einer Motorspritze vom Typ TS 8/8 abgelöst worden.

Stolz zeigen sich die Höbinger Feuerwehrleute auch auf ihre Vereinsfahne, die mittlerweile auch schon mehr als 40 Jahre auf dem Buckel hat. Zumindest in der Gemeinde Thalmässing sei der Besitz einer solchen Fahne für kleinere Ortswehren alles andere als selbstverständlich, weiß Meier. Sie wurde im Jahr 1980 angeschafft.

Geschichtsbewusst ist man in Höbing. Das unterstreicht die Freude des Vorsitzenden Mithouard darüber, dass vor nicht allzu langer Zeit sogar die Gründungsrede aufgetaucht ist, die seinerzeit ein Gredinger Apotheker gehalten hat. Auf einem Dachboden in Greding war sie verschollen – und ist zum 150-Jährigen der dortigen Wehr vor fünf Jahren zufällig gefunden worden. Eingang in eine Chronik hat sie bislang noch nicht gefunden. Aber dafür hat man sicher noch die nächsten 150 Jahre Zeit.

HKDreitägiges Festprogramm lässt keine Wünsche offen Drei Tage lang volles Programm hat die Freiwillige Feuerwehr Höbing zu ihrem Jubiläum ausgearbeitet. Die Planung hierfür habe schon 2019 begonnen, sagt der Kommandant Christian Karl. Doch dann kam die Pandemie, man musste alles auf Eis legen und hernach im Wesentlichen von vorne beginnen. Doch es hat alles geklappt, das Fest kann steigen. Am Sportplatz neben dem Gemeinschaftshaus ist ein großes Zelt aufgestellt, dass etwa 1500 Menschen fassen kann. Los geht die große Sause am Freitag, 2. Juni, mit einer Plattenparty mit Barbetrieb. Einlass ist um 20 Uhr, die eigentliche Party mit Deejay Follow steigt ab 21.30 Uhr. Schon ab 16 Jahren darf man kommen – sofern die Eltern eine Aufsichtsübertragung ausgefüllt haben. Ein Feuerwehrwettkampf steht am Samstag, 3. Juni, auf dem Programm. Wenn acht Mannschaften – vielleicht werden es noch mehr – à jeweils fünf Mann wetteifern, klingt es ein bisschen martialischer als es in Wirklichkeit ist, denn der Wettkampf besteht aus Spielstationen mit wehrtechnischen Spielen, bei denen es auch um Geschicklichkeit geht. Diese Spiele ohne Grenzen versprechen einiges fürs Auge. Doch geht es auch um die Zeit, wenn gestandene Männer Sackhüpfen oder Bierkästen stapeln; im Lauf des Abends steigt die Siegerehrung. Auch verdiente Aushängeschilder der Feuerwehr werden in diesem feierlichen Rahmen geehrt, allerdings schon ab 19 Uhr. Danach beginnt der „Fire Abend“ mit der Stimmungsband Bretterboden – ein Großhöbinger ist bei ihr Mitglied. Die Verpflichtung der bekannten Band sei durch die Unterstützung von lokalen Firmen möglich gewesen, zeigt sich Kommandant Christian Karl dankbar. Am Sonntag, 4. Juni, stehen die Höbinger und ihre Freunde trotz des langen Samstagsabends früh auf. Nach dem Kirchenzug mit Einholung der Patenvereine ab 8.45 Uhr wird zum Festplatz marschiert, wo im Zelt um 9.30 Uhr der Festgottesdienst mit dem Gredinger Stadtpfarrer Richard Herrmann und seinem evangelischen Amtsbruder aus Thalmässing, Richard Hackner, beginnt. Zum anschließenden Frühschoppen spielt die Stadtkapelle Greding auf. Nach dem Mittagessen machen sich nicht weniger als 59 Gruppen inklusive Blaskapellen allmählich für den Festzug bereit. Dass Vereine aus den Gemeinden Greding und Thalmässing zu Gast sind, versteht sich von selbst. Doch zieht das Höbinger Fest auch größere Kreise, aus Heideck oder gar Titting und Kipfenberg aus Oberbayern werden die Höbinger mit Abordnungen unterstützt. Der Festzug selbst startet um 13.30 Uhr; nach dem Fahneneinzug der Vereine ist ab 15 Uhr noch eine „Löschparty“ mit der Band Klostergold angesagt. Es steht zu erwarten, dass das Höbinger Feuerwehrfest ein gut besuchtes wird. Denn nicht nur, dass sich die vielen reizenden Festdamen auf anderen Festen in der Umgebung haben sehen lassen, sie rühren auch in den sozialen Medien kräftig die Werbetrommel. Mit Pia Winkler haben sie auch ein Mitglied in den Festausschuss entsandt.