Wenn es einen Triathlon-„König von Roth“ gibt, dann ist Anne Haug selbstverständlich die Königin. Und was für eine Regentin die 41-Jährige aus Bayreuth ist!
Bei ihren schon glanzvollen Siegen im Jahr 2021 und 2022 beim Challenge Roth musste Deutschlands einzige Ironman-Weltmeisterin sogar für Interviews gestützt werden; so sehr hatte sie sich verausgabt. Bei ihrem größten Triumph auf deutschem Boden, ihrem schönsten Tag in ihrer fränkischen Heimat sah das am Sonntag anders aus. Da lief Haug mit einem Grinsen durchs Ziel im tobenden Rother Triathlonstadion, stand sofort für Fragen bereit. Nach diesem Rennen!
Der Challenge Roth 2024 hier zum Nachlesen im Newsblog.
Anne Haug: „Alles lief wie geschmiert“
Noch nie hat eine Triathletin eine Langdistanz schneller als Anne Haug absolviert. 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen in unvorstellbaren 8:02:38 Stunden, Haug gelang ein Fabelrennen, obwohl das doch vermeintlich bereits Daniela Ryf (8:08:21) vor genau einem Jahr an selbiger Stelle in den Asphalt gebrannt hatte. „Ich kann es nicht fassen, alles lief wie geschmiert“, sagte Haug und staunte über sich selbst. Nach ihrem bisherigen Saisonverlauf kann man ihr das nicht verdenken.
Eine Krankheit hatte sie über Wochen außer Gefecht gesetzt, sie musste Rennen nach Rennen auf der lukrativen T100-Serie der Profi-Organisation PTO absagen. Dann gewann sie zwischendrin megasouverän den Ironman Lanzarote mit Streckenrekord. Doch die Saisonplanung wurde erneut über den Haufen geworfen. Erst am vergangenen Montag meldete Haug für den Challenge Roth nach, stapelte danach in der Challenge-PK noch tief, sie brauche schon „einen guten Tag“, um vorne dabei zu sein.
Weltbestzeit macht „Karriere ziemlich perfekt“
Und nun haute sie mit 41 Jahren diese Weltbestzeit raus – von der sie „schon immer“ geträumt habe, wie sie im Ziel selig, aber auch entspannt äußerte. „Das macht die Karriere schon ziemlich perfekt“, sagte Haug.
Ihr Tag war schlicht und einfach brillant verlaufen. Mit der Rotherin Rebecca Robisch, einst deutsche Bundeskader-Athletin auf kürzeren Distanzen, stieg Haug als die erste Frauen aus dem Main-Donau-Kanal. Auf dem Rad setzte sie sich im Regen ab und blickte schon vor ihrer Paradedisziplin nie mehr zurück. Beim abschließenden Marathon flog sie in 2:38:52 Stunden über die Strecke, eine nie gesehene Zeit im Triathlon.
Lob für das Publikum beim Challenge Roth
„Wenn man sich nicht unter Druck setzt, ist es möglich, sich selbst zu überraschen“, sagte Haug mit einem noch größeren Grinsen im Gesicht als beim Zieldurchlauf. Das ist ihre Lehre aus dem besten Rennen ihres Lebens – was sie auch dem Rother Publikum zu verdanken hat. „Wenn man so viele erlebt, die einen beim Heimrennen anschreien, dann kann man gar nicht anders als zu rennen“, sagte sie. Und das „ANNE!“ war überall an der Strecke zu hören.
Mit Haugs überraschender Zusage für den Challenge hatte sich die gesamte Renndynamik im Vorneherein geändert. Für niemanden im Frauenfeld mehr als für die WM-Dritte Laura Philipp, die sich davor große Hoffnungen auf den Sieg gemacht hatte. „Anne war in ihrer eigenen Liga unterwegs“, sagte Philipp nun, bei der durch die Weltbestzeit fast etwas unterging, dass die 37-Jährige aus Heidelberg selbst eine grandiose Leistung zeigte. Ihre 8:14:13 sind der drittschnellste Triathlon aller Zeiten. „Wenn man persönliche Bestleistung erreicht, dann ist das schon etwas, worauf man stolz sein kann“, sagte sie.
Laura Philipp läuft jubelnd in Richtung Ziellinie
Philipp hatte als Seiteneinsteigerin im Schwimmen am Sonntag erwartungsgemäß etwas Rückstand aus dem Kanal mitgebracht. Doch auf dem Rad, ihrer stärksten Disziplin, kam sie nicht näher an Haug heran; auf der Laufstrecke gegen die Superläufern ebenfalls nicht. Dass das eine „gute Leistung“ war, wie sie in einer ersten Reaktion sagte, ist ihrerseits ziemlich untertrieben. Zurecht lief Philipp jubelnd im Stadion dem Ziel entgegen. Nach Platz drei im Vorjahr als Zweite. „Langsam krabbele ich hoch“, sagte sie. Ein Wiedersehen in Roth dürfte fest eingeplant sein.
DK
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