Ruppmannsburg
Die Karriere als Triathlonprofi vor Augen

Elias Knoll (20) trainierte ein halbes Jahr unter der Sonne Spaniens und Italiens

18.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:10 Uhr

Ein Vorbild in Sachen Trainingsfleiß ist der ehemalige DDR-Flüchtling und Schwimm-Europameister Axel Mitbauer für Elias Knoll (links) und Niklas Ludwig.

Ruppmannsburg – „Ich habe mir gute Bedingungen geschaffen.“ Diese Bilanz zieht Elias Knoll, wenn er an das vergangene halbe Jahr denkt, das er fernab seines Heimatdorfes Ruppmannsburg im winterlich kalten Deutschland verbracht hat. Als 19-Jähriger – den 20. Geburtstag feierte er wieder im Kreis der Familie Ende Mai – brach er auf, die Triathlonwelt zu erobern. In Las Playitas auf Fuerteventura fand er die Trainingsbedingungen vor, die es ihm erlauben sollten zu schauen, wie weit es mit ihm als Triathlet gehen kann. „Mein langfristiges Ziel ist auf jeden Fall, in Richtung Profi zu gehen“, sagt er nach dieser langen Testphase, die ihn nicht nur nach Spanien, sondern am Ende auch nach Italien geführt hat.

Doch nach der harten Arbeit im Schwimmbecken und im Meer sowie – als Läufer und Radfahrer – auf der Straße kommt nun die Arbeit, für die es nicht unbedingt den großen Trainingsfleiß braucht. „Du musst dich verkaufen“, sagt Knoll, „es liegt viel an der Vermarktung.“ Aufmerksamkeit zu generieren, Sponsoren auf sich aufmerksam zu machen, das sind nun die Aufgaben, die es für ihn zu erledigen gilt. Denn in der Randsportart, die Triathlon – vielleicht nicht im Landkreis Roth, aber mit Sicherheit weltweit betrachtet – ist, geht der Profistatus nicht einher mit Glanz und Gloria. Und Geld. Es ist eine höchst persönliche Entscheidung, ob man die Profilizenz ziehen möchte oder nicht. Entscheidet man sich für diese Karriere, muss man lediglich eine Gebühr an die Deutsche Triathlon Union (DTU) zahlen, ein Leistungsnachweis ist nicht erforderlich.

Für Profikarriere sindSponsoren unabdingbar

„Man bekommt kein Festgehalt wie beim Fußball oder Basketball“, erklärt Knoll, es sei auch nicht gesagt, dass der Beste am meisten verdient. Sponsoren würden diejenigen gewinnen, die auffallen. In der heutigen Zeit vor allem in den sozialen Medien. Auch in diesem Feld hat Elias Knoll in der Fremde gelernt, vor allem von Niklas Ludwig. Der Freisinger ist im selben Alter wie Knoll, allerdings deutlich weiter, was die Selbstvermarktung betrifft. „Er hat als 18-Jähriger sein eigenes Rennen gemacht“, erzählt Knoll, hatte im Nachgang Auftritte im Fernsehen. „Er hat mich inspiriert“, sagt der Ruppmannsburger, der Ludwig auf Fuerteventura auch als Mitbewohner hatte. Denn der Rother Peter Santagati, mit dem er zunächst auf der Insel zusammenlebte, ist einer jungen Frau gefolgt – und so wurde ein Platz in der Wohnung auf Zeit frei.

Bislang ist Knoll eher auf der olympischen Kurzdistanz zu Hause, mittelfristig allerdings werde er auf die Mitteldistanz gehen – denn dort gibt es mehr Aufmerksamkeit, wie er sagt. Der Zweitliga-Wettkampf an diesem Samstag am Rothsee ist sein einziges Heimrennen in dieser Saison. Denn auf den Challenge schielt er nicht: „Auf die Langdistanz werde ich nicht gehen.“ Einer Radfahrt an der Seite des früheren Hawaii-Siegers Faris Al-Sultan auf Fuerteventura zum Trotz.

Schweißtreibend arbeiten,wo andere Urlaub machen

Das letzte halbe Jahr will Elias Knoll nicht missen, wenngleich der Alttag auf Fuerteventura für ihn so gar nichts von Urlaub hatte: „Essen einkaufen mit dem Fahrrad, kochen, arbeiten, trainieren“, so beschreibt Knoll den Rhythmus. Denn der gelernte Industriekaufmann musste im Homeoffice auch noch ganz gewöhnlich seine Brötchen verdienen. Die meiste Zeit seit Anfang Dezember verbrachte Knoll auf Fuerteventura, machte aber auch Abstecher nach Lanzarote, wo er eine Woche seinen Vater besuchte; Georg Knoll, ein ambitionierter Hobbytriathlet, war dort gerade als Guide beschäftigt. Über Silvester ging es für vier Tage nach Teneriffa, „da sind wir einen Vulkan hochgefahren“. Zuletzt beschloss Knoll das „Abenteuer“ in Pesaro an der italienischen Adriaküste, wo er mit Athleten des örtlichen Vereins Dynamo trainierte, zwei Rennen bewältigte und wiederum in einer Wohngemeinschaft unterkam. Auf Vermittlung des Vereinskollegen Santagati, der auch italienische Wurzeln hat.

Vermittlung ist zu viel gesagt, Knoll bekam lediglich Kontaktdaten, um den Rest musste er sich ebenso selbst kümmern wie während des halben Jahres um Fahrten mit der Fähre und dem Zug, Flüge, Unterkünfte. „Man wird ultraselbstständig“, sagt er. Klar, zuvor habe er gedacht, er sei selbstständig. Nun ist er es. „Das Ganze hat mich auch mental enorm weitergebracht.“ Und seine Englisch-Kenntnisse habe er überdies verbessert, vor allem in Italien. „Man lernt, sich schnell auf andere Leute einzustellen.“

Zumindest in einer Fremdsprache war dies auf den Kanaren weniger wichtig. Er habe sogar Leute aus dem Kreis Roth getroffen, die dort ein kleines Trainingslager veranstalteten, Deutsche im Alter weit über 30, die sich den Traum vom Triathlon erfüllen wollten. Und nicht zuletzt war der deutsche Nationalkader einmal da. Bei solchen Eindrücken ist es kein Wunder: „Es ist nicht abwegig, dass ich so etwas noch einmal mache.“

HK