Stichwahl am Sonntag
Schwarz oder Münch: Die Entscheidung bei der Landratswahl im Kreis Roth naht

Wer wird der neue Landrat? Die Landkreisbürger haben es in der Hand

10.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:20 Uhr

Unterschiedliche Strategien: Ben Schwarz bleibt seiner Linie treu, Jochen Münch setzt jetzt auf parteipolitische Abgrenzung. Foto: De Geare

Noch drei Tage bis zur Stichwahl: Am Sonntag, 14. Mai, gilt es – der neue Landrat des Landkreises Roth wird gewählt werden. Wenn auch erst auf den zweiten Anlauf, da Ben Schwarz, Kandidat von SPD und Grünen, die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang knapp verfehlt hat; 49,41 Prozent der Stimmen konnte er auf sich vereinen – lediglich ein gutes halbes Prozentpünktchen zu wenig.



Schwarz tritt diesmal nur noch gegen Jochen Münch an, dieser erhielt im ersten Wahlgang 27,09 Prozent. Helmut Bauz von den Freien Wählern hatte mit 23,5 Prozent das Nachsehen. Ben Schwarz geht mit diesem guten Ergebnis als klarer Favorit ins Rennen. Entschieden ist aber noch nichts.

Hier finden Sie den Ticker des ersten Wahlgangs am 30. April zum Nachlesen.

Die Parteien haben noch einmal die Plakate gewechselt. Während sich Ben Schwarz auf vielen Plakaten für die Stimmen bedankt, setzt die CSU auf Abgrenzung: „Kein Bock auf Rot-Grün? Am 14. Mai: Jochen Münch“ steht da – das kann man bundespolitisch deuten, aber auch auf Mitbewerber Ben Schwarz gemünzt sehen, der für SPD und Grüne antritt.

Dabei ist die Landratswahl eine Personenwahl par excellence, ähnlich wie die Wahl des Bürgermeisters. Es geht vor allem um die Kompetenz des Kandidaten, seine Fähigkeit zu führen und die Zusammenarbeit auf Kreisebene zu gestalten – auch über Parteigrenzen hinweg. Diese Wahl betrifft die Bürger unmittelbar in ihrem alltäglichen Lebensumfeld. Der Landrat hat mannigfaltige Aufgaben: Er führt ein Amt mit rund 500 Mitarbeitern, leitet die Kreistags-Sitzungen, ist oberster Katastrophenschützer und erster Repräsentant des Landkreises. Und das rund um die Uhr, das ganze Jahr über. Er gehört auch zu den kommunalen Spitzenverdienern – seine Besoldungsstufe B6 liegt bei einem Monatsbrutto von rund 10.000 Euro. Mehr verdienen nur die Oberbürgermeister großer Städte wie Augsburg, Nürnberg und München (12.092 bis 14.785 Euro).

Wahlbeteiligung sehr niedrig

Mit 47,55 Prozent der Wahlberechtigten (102.378 Menschen) war die Wahlbeteiligung beim ersten Wahlgang sehr niedrig. Bliebe sie in diesem Bereich, würden an diesem Sonntag nur rund 25.000 Stimmen reichen, um neuer Landrat zu werden.

CSU-Kandidat Jochen Münch findet diese Wahlbeteiligung „negativ bemerkenswert“. Und: „Dass da eine Vier vorne steht, hätte ich wirklich nicht erwartet. Ich hatte mir zumindest eine Sechs erhofft.“ Er habe bei seinen Vorstellungsabenden und an seinen Wahlständen zwar sehr viele interessante Gespräche mit den Landkreisbürgern geführt, aber auch bemerkt, dass es viele Menschen gibt, die an inhaltlichen Themen wenig Interesse hätten. „Es ist etwas enttäuschend, wenn man bemerkt, wie weit die Behörde von den Bürgern weg ist. Dabei gibt es so viele Themen, wo der Landkreis steuern kann.“ Münch findet, dass der Landkreis versäumt habe, den Draht zu den Bürgern intensiver zu halten und für sich zu werben. Im Wahlkampf habe er deshalb darauf gesetzt, „zu schauen, was war in den vergangen 30 Jahren und was können wir besser machen“.

Zuspitzung als Mittel der Abgrenzung vor der Stichwahl

Die CSU setzt in der Stichwahl aber bewusst auch auf „Zuspitzung“ mit ihrem Wahlslogan: „Kein Bock auf Rot-Grün?“Auf das Fragezeichen legt der Kandidat übrigens großen Wert. „Die Landratswahl ist zwar eine Personenwahl, die politische Grundausrichtung spielt aber trotzdem eine Rolle, auch später in der Kreispolitik“, sagt Münch. Es sei auch Aufgabe des Wahlkampfs zu zeigen, für welche Ausrichtung der jeweilige Kandidat stehe – und wenn das wie bei seinem Mitbewerber Schwarz, fast von den Wahlplakaten verschwunden sei, wie Münch sagt, müsse man das eben von anderer Seite zeigen.

Große inhaltliche Veranstaltungen planen Münch und sein Wahlkampf-Team nicht mehr. „Thematisch liegen die Karten auf dem Tisch“, für ihn gehe es nun darum, die Menschen zum Wählen zu motivieren. „Da hilft nur Ansprache, Ansprache, Ansprache.“

Ähnlich sieht es Mitbewerber Ben Schwarz, wenngleich er sich am Montag noch einmal Zeit nahm, um Rede und Antwort zu stehen – online via Videokonferenz, so dass landkreisweit alle teilnehmen konnten. Ansonsten versuche auch er, an so vielen Wahlkampfständen der Ortsvereine präsent zu sein wie möglich. Dennoch sei das für ihn eine „Doppelbelastung“, denn er sei nach wie vor „mit Leib und Seele Georgensgmünder Bürgermeister“ und als solcher könne er die Arbeit im Rathaus nicht einfach ruhen lassen. Dies sei schließlich seine „Visitenkarte nach außen“ – bei den Georgensgmünder Bürgern kam das auch an, sie dankten es ihm mit knapp über 60 Prozent Wahlbeteiligung und 74,4 Prozent Zustimmung.

Erklären, um Menschen bei Politik mitzunehmen

Auch Schwarz bedauert, dass die Wahlbeteiligung nicht annähernd so gut war wie in seiner Heimatgemeinde: „Man darf das nicht als selbstverständlich nehmen und denken, das läuft.“ Er glaube, dass politisch nicht mehr genug erklärt werde. „Man kann Krisen nur bewältigen, wenn man die Menschen mitnimmt und Entscheidungen auch erklärt.“ Er habe festgestellt, dass es Menschen gebe, die den Glauben an die Politik verloren hätten, weil sie sich gestört fühlten von den „Schuldzuweisungen und der Abgrenzung“ in der Politik – ganz unabhängig von der Partei. „Die Menschen haben es satt, dass keine echten Lösungen gesucht werden“, sagt er. In der Kommunalpolitik sei das Erklären für ihn besonders wichtig: „Da geht das gar nicht anders, weil man den Menschen direkt gegenüber steht und direkte Rückmeldungen bekommt.“ Im Wahlkampf setze er auf „verbindende Elemente“.

Die Kampagne der CSU kann er daher nicht recht nachvollziehen. „Ich denke, dass die Wähler intelligent genug sind zu erkennen, dass die Wahl des Landrats nichts mit Richtungspolitik zu tun hat“, sagt er. „Durch die Wahl des Landrats ändert sich schließlich nichts an den politischen Mehrheitsverhältnissen im Kreistag.“ Er hoffe, dass am Sonntag viele die Chance nutzen und zur Wahl gehen: „Das wäre wichtig, denn gerade bei der Landratswahl hat man eine echte Person die man wählen kann.“

HK