Landkreis Roth
Die „Biogasanlage des Monats“ steht in Abenberg

Auf dem Betrieb von Thomas Arnold wird die Abwärme zur Versorgung eines großen benachbarten Gewächshauses genutzt

14.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:16 Uhr

Bei einer Führung vor der Urkundenverleihung erklärt Thomas Arnold die Besonderheiten der nun gekürten Anlage. Foto: Leykamm

Von Jürgen Leykamm

Abenberg – Mit seinem Betrieb erspart Thomas Arnold der Umwelt eine jährliche Belastung von 4670 Tonnen Kohlendioxid. Der erzeugte Strom aus Arnolds Biogasanlage wird direkt vermarktet und mit der Abwärme wird ein angrenzendes Gewächshaus versorgt. Eine ideale Kombination, die dem Fachverband Biogas die Auszeichnung zur „Biogasanlage des Monats“ wert war.

Der Abenberger Unternehmer habe „Pionierarbeit für die Akzeptanz erneuerbarer Energien geleistet“, wie es nun bei der Urkundenübergabe hieß. „Es ist für uns eine große Ehre, für diese Prämierung ausgewählt worden zu sein“, sagt im Gegenzug Thomas Arnold, der noch bis 2014 auf Milchvieh gesetzt hat.

Perfekter Partner aus dem Knoblauchsland

Zum Zeitpunkt seines Umstiegs auf Biogas „war der Boom eigentlich schon vorbei“, räumt er ein. Die große Aufgabe lautete deshalb: „Wohin mit der Abwärme?“ Doch mit der Familie Drechsler aus dem Knoblauchsland fand sich der perfekte Partner. Und so versorgt die Anlage das 52000 Quadratmeter große Gewächshaus der Drechslers.

„Das Zusammenspiel hat vom ersten Augenblick an sehr gut geklappt“, zeigt sich der Biogasanlagenbetreiber zufrieden. „Wir hatten noch nie eine Phase, in der wir nicht genügend Wärme liefern konnten“, betont Arnold. In der Anlage landen sowohl Silomais als auch Grassilagen, Zwischenfrüchte und Pferdemist.

Wirkungsgrad von über 85 Prozent

Die ausgeklügelte Koppelung von Strom- und Wärmeerzeugung „verhilft der Anlage zu einem erstaunlichen Gesamtwirkungsgrad von über 85 Prozent“, unterstrich bei der Urkundenübergabe Markus Bäuml, Regionalreferent des Fachverbandes Biogas, der seit 2019 bundesweit die besagte Auszeichnung vergibt.

Die Bioenergie Arnold „hat Vorbildcharakter“, lobte der Verbandsfunktionär. Der Nährstoff- wie auch der Wirtschaftskreislauf seien hier regionaler Art und bildeten so einen wichtigen Teil einer Dezentralisierung der Energiewende. Bäuml strich auch die Bedeutung solcher Betriebe in Zeiten des Krieges in der Ukraine heraus: „Viele bestehende Bioenergieanlagen haben die Möglichkeit, kurzfristig ihre Gas-, Strom- und Wärmeproduktion zu erhöhen, um so die Nutzung von Erdgas zu reduzieren und die Gasspeicher zu schonen.“ Darüber hinaus sei Biogas eine „Preisbrecher an der Strombörse“ und stärke dazu noch die Versorgungssicherheit.

Der Biogasverband befeuert auch die sogenannte Teller-Tank-Diskussion neu: „Aufgrund der gerade jetzt gebotenen hohen Effizienz in der Energiebereitstellung sollte die Begrenzung des Einsatzes von Mais und Getreide insbesondere für Bestandsanlagen nicht weiter abgesenkt werden“, erklärte der Verbandsfunktionäre. Die aktuell hohen Nahrungsmittelpreise führten ohnehin zu einer marktgetriebenen Umwidmung von ehemaligen Flächen zum Anbau von Energiepflanzen hin zur Nahrungsmittelproduktion

Bäuml weiter: „Wir können mit unseren Getreideüberschüssen nicht den Hunger der Welt stillen, sondern müssen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Wenn wir es aber schaffen, auf 100 Prozent regenerative Energieerzeugung umzustellen, sind wir Vorbild für andere.“

Bürgermeister Friedrich erinnert an schwierigen Weg

Anregungen, die auch die beiden Bundestagsabgeordneten Ralph Edelhäußer (CSU) und Sascha Müller (Bündnis 90/Grüne) nach Berlin mitnehmen wollen. Ersterer lobte Arnold für den Mut zu einer grundlegenden Entscheidung. „Ihr habt ein Vorzeigeprojekt geschaffen.“ Abenbergs stellvertretender Bürgermeister Anton Friedrich (FW) erinnerte aber daran, dass der Weg nicht einfach war: „Ihr hattet nicht nur Freunde!“ Dass das unternehmerische Risiko trotzdem auf sich genommen wurde, sei umso höher zu bewerten.

HK