Offenbar ein ungeliebter Ortswechsel
Die Bayern-AfD zieht es in den Landkreis Roth

Landesgeschäftsstelle wird wohl im „Hippodrom“ angesiedelt

12.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:55 Uhr

Im Hippodrom an der Gredinger Industriestraße hat möglicherweise demnächst die AfD-Landesgeschäftsstelle ihren Sitz. Foto: Auer

Von Viola De Geareund Richard Auer

Greding – Der AfD-Landesverband Bayern macht Greding im Landkreis Roth bald zu seiner Landeszentrale und verlegt die Landesgeschäftsstelle von Hohenbrunn im Münchner Süden in die Schwarzachstadt in der Mitte des Freistaats.



Das bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung der AfD-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka. Zuerst hatte die „Süddeutsche Zeitung“ über die Pläne berichtet.

Bekannt geworden waren die Umzugspläne durch einen Prozess vor dem Arbeitsgericht München, in dem der Betriebsrat des AfD-Landesverbands versucht hatte, den offenbar ungeliebten Ortswechsel ins 130 Kilometer entfernte Greding zu verhindern. Das Gericht gestand aber der AfD-Führung das Recht zu, die Geschäftsstelle ganz nach Belieben zu verlagern. Nach einer Sitzung am Mittwochabend verständigte man sich laut Protschka darauf, die Sache aber nicht zu überstürzen und noch einmal mit den Mitarbeitenden zu sprechen, um den Umzug in „sozialem Einklang mit den Mitarbeitern“ zu gestalten. Man kündige niemandem und strebe eine „vernünftige Lösung“ an.

Dennoch: Möglicherweise schon zum Jahresende führt der Weg nach Greding. Als Gründe nennt der Landesvorsitzende zum einen die günstigeren Mieten in Greding. Auch wenn es der Partei derzeit finanziell gut gehe, wolle er sparsam haushalten. Für wichtiger aber hält er die zentrale und verkehrsgünstige Lage von Greding. Hier habe die AfD zudem schon Lagerräume etwa für Wahlkampfutensilien. „Wir wollen unsere Ressourcen bündeln“, von Greding aus könne man „mit geballter Kraft“ in den Landtagswahlkampf starten. Wenn Anfang 2023 das erste Wahlkampfmaterial eintreffe, könne man vielleicht schon einen Mitarbeiter in Greding sitzen haben.

Dort wolle sich die AfD in der Industriestraße ansiedeln, verrät Protschka, aber dafür müsse man sich auch noch mit dem Vermieter einig werden. Ein großes Geheimnis dürfte die Adresse allerdings nicht sein, wie ein kurzer Besuch in Greding zeigt. Denn dort finden schon seit Jahren regelmäßig große Landesparteitage oder sonstige AfD-Treffen in der Veranstaltungshalle „Hippodrom“ statt. Ernst Groh (66), der Eigentümer des „Hippodrom“, redet bei Kaffee und Kuchen denn auch nicht lange um den heißen Brei herum: Eine Anfrage des bayerischen AfD-Vorstands, „ob ich Platz habe“, sei schon vor einiger Zeit bei ihm eingegangen. Aber unterschrieben sei noch nichts. Er habe im Obergeschoss des „Hippodrom“ freie Büroräume, etwa 100 Quadratmeter. Die würde er der AfD jederzeit vermieten. „Wenn die wollen, kriegen die das von mir. Alles eine Frage des Preises.“ Die Räume sind jedenfalls schon picobello vorbereitet, einschließlich Schreibtischen und EDV.

Berührungsängste mit der AfD hat Groh, der in Greding unter anderem erfolgreicher Logistik-Unternehmer ist, bekanntermaßen nicht. „Ich sehe das als Geschäftsmann ganz nüchtern. Ich bin immer gut mit denen zurecht gekommen.“ Vor allem: „Sie haben immer korrekt bezahlt.“

In Greding und weit darüber hinaus konnten das in der Vergangenheit viele nicht so entspannt sehen: Bei AfD-Versammlungen, etwa des inzwischen aufgelösten und besonders rechts positionierten „Flügel“, zu dem früher auch Protschka gehörte, gab es regelmäßig Gegendemonstrationen mit bis zu 200 Teilnehmern, initiiert vom extra formierten Bündnis „Greding ist bunt“.

Ob der Umzug von München in die mittelfränkische Provinz allerdings ausschließlich praktische und finanzielle Gründe hat, ist offen. Im Arbeitsgerichtsprozess äußerte der Betriebsrats-Anwalt laut „Süddeutscher Zeitung“ den Verdacht, die aktuelle AfD-Führung wolle liberaler eingestellte Mitarbeiter durch den Ortswechsel loswerden. Vorsitzender Protschka weist das weit von sich. Ihm gehe es beim Umzug rein um eine Effizienz-Steigerung. Aktuell habe die Landesgeschäftsstelle nur zwei feste Mitarbeiter und zwei 450 Euro-Kräfte, und er gehe davon aus, dass beide feste Mitarbeiter nach Greding umzögen – noch habe er nichts Gegenteiliges gehört. „Dass eine 450 Euro-Kraft nicht zweimal in der Woche die Fahrtstrecke auf sich nimmt, kann ich schon verstehen.“

Dass die Landesgeschäftsstelle in Greding vom politischen Geschehen in der Landeshauptstadt künftig abgeschnitten sein könnte, befürchtet er nicht. Wenn man eine Pressekonferenz veranstalten wolle, könne man immer noch Räume in München anmieten. „Und unsere Landtagsfraktion hat ohnehin Räume im Maximilianeum.“

HK