Schrecken sitzt tief
Feuerinferno auf Campingplatz: Polizei, Betreiberin und Camper zum Großbrand

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:17 Uhr

Am Tag danach zeigt sich das Ausmaß der Zerstörung nach dem Großbrand auf dem Campingplatz Wallesau. Foto: Müller

Von Monika Meyer

Der Großbrand auf dem Wallesauer Campingplatz hat verheerende Spuren hinterlassen.

Ein Mann trug schwere Verbrennungen davon, eine Frau eine schlimme Rauchgasvergiftung. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt. Rund 15 Parzellen samt Wohnwagen sind komplett niedergebrannt. Den Schaden schätzt die Polizei auf bis zu 200.000 Euro. „Aber das Wichtigste ist, dass niemand ums Leben gekommen ist“, sagt die Betreiberin des Campingplatzes, Monika Müller. „Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich bin.“



Schlimmeres verhindert haben drei männliche Ersthelfer, die einer dreiköpfigen Familie das Leben retteten. In deren Wohnwagen war das Feuer ausgebrochen. Entweder der Vater (39) oder die Mutter (38) hatte einen Katalyt-ofen - eine Art Flüssiggasofen - bewegt, eine Stichflamme schoss daraufhin in die Höhe. Das Feuer griff schnell auf den Wohnwagen über.

Für das Ehepaar und sein siebenjähriges Kind wäre der Campingwagen fast zur Todesfalle geworden, denn die Tür ließ sich nicht öffnen. Auch ein Entkommen durch das Fenster war nicht möglich, da der Wohnwagen vor einer Bretterwand stand. „Die Ersthelfer haben die Bretter weggerissen und die Scheibe eingeschlagen“, berichtet Janine Mendel, Sprecherin des Nürnberger Polizeipräsidiums. „Sie haben sehr schnell und sehr überlegt reagiert.“ So konnte die Familie dem Feuer entkommen. Der Mann liegt mit schweren Brandverletzungen immer noch in der Klinik. Die Frau konnte trotz einer schlimmen Rauchgasvergiftung bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, das Kind blieb unversehrt.

Viertel des Platzes in Brand

Von den Flammen ergriffen wurde geschätzt ein Viertel des Platzes, wo Dauercamper ihr Domizil aufgeschlagen hatten. Laut Polizei handelt es sich um Wohnwagen, die teils mit Holz beziehungsweise Planen ummantelt oder umbaut waren. So konnte das Feuer schnell um sich greifen. Explodierende Gasflaschen wirkten zudem als Brandbeschleuniger. Ob der Katalytofen überhaupt für den Betrieb im Innenbereich zugelassen war und wer ihn bewegt hat, ist nun Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.

Der Schrecken der Nacht steht der Campingplatz-Betreiberin Monika Müller noch ins Gesicht geschrieben. Dabei war sie selbst gar nicht vor Ort, als der Brand ausbrach. Die Nachricht erreichte sie im Urlaub in Hamburg, sie buchte noch in der Nacht einen Zug, um heimzufahren. Die vielen Telefonate und Kurznachrichten verhießen nichts Gutes, „ich habe mir Horrorszenarien ausgemalt“. Das Schlimmste sei gewesen, „dass ich nicht helfen konnte“. Dafür waren andere zur Stelle - angefangen von ihrer Schwester, einigen Mitarbeitern sowie fast 300 Rettungskräften aus dem Landkreis Roth. „Ich bin allen so dankbar“, sagt Monika Müller mit Tränen in der Stimme.

„Uns geht’s scheiße“

Der Schock sitzt tief. Fast 40 Stunden sei sie auf den Beinen gewesen. Camper rufen an, ob sie einchecken können. Andere wiederum wollen wissen, wie es weitergeht. Versicherungsfragen seien zu klären. Die Presse klopft im Minutentakt an. „Uns geht’s scheiße“, sagt Müller ehrlich. Aber ihr tue es vor allem weh, anschauen zu müssen, dass die betroffenen Camper so viel verloren hätten. „Einige von ihnen haben erst angefangen, wieder alles herzurichten und dann ist alles innerhalb von Minuten weg.“ Nicht nur der Wohnwagen, sondern auch Geld, Papiere, Klamotten, Werkzeug. Müller überlegt nun, für die Betroffenen eine Spendenaktion ins Leben zu rufen.

Während sie noch erzählt, verlässt ein älteres Paar den Campingplatz am Wallesauer Weiher. „Wir haben das riesige Feuer erlebt“, erzählt der Mann. „Aber wir sind davongekommen. Das war für uns ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl.“

HK