Kulturfabrik Roth
Den Menschen in den Kopf geschaut

Magier Christoph Kuch fasziniert in der Kulturfabrik sein verblüfftes Publikum

12.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:19 Uhr

Unglaublich, aber wahr: Christoph Kuch errät, was Menschen denken. Foto: Tschapka

Von Tobias Tschapka

Roth – Es war schon mehr als erstaunlich, was der Mentalmagier Christoph Kuch bei seinem coronabedingt mehrmals verschobenen Auftritt in der Rother Kulturfabrik präsentierte. Kann er wirklich in die Köpfe seines Publikums sehen? Wie zum Teufel war es nur möglich, dass er so viele private Details aus dem Leben einzelner Zuschauer wusste, obwohl er sich nur kurz mit ihnen unterhalten hatte? War etwa die Hälfte des Publikums in seine Show mit dem Titel „Macht verrückt“ eingeweiht und steckte mit dem Magier unter einer Decke? Oder verfügt er am Ende tatsächlich über magische Kräfte?

Schon zu Beginn verblüffte der 47-jährige Nürnberger mit der Art seines Auftritts. Bevor es richtig los ging, bat er 30 Zuschauer, auf einen Zettel zu schreiben, zu welcher Musik und mit welcher Anzugfarbe er auftreten solle. Kuch warf einen Ball über die Schulter, und derjenige, der ihn fing, sollte vorlesen, was er aufgeschrieben hatte: Die Farbe Rot, und das Stück „Männer“ von Herbert Grönemeyer.

Und was soll man sagen: Sekunden später betrat er genau zu dieser Musik und im roten Anzug die Bühne. Da war ihm schon mal der erste Beifall gewiss. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Bei einer Frau erriet er den Namen ihres erstgeborenen Kindes sowie die genaue Urzeit der Geburt. „Stellen Sie sich den Namen wie eine Leuchtreklame vor“, forderte Kuch, und siehe da, als er seine Tafel umdrehte, stand da tatsächlich richtigerweise „Mark“, und auf einer vorher abgelegten Armbanduhr die Uhrzeit 14.41, was die Dame, wie auch den Namen, überaus verblüfft als richtig bestätigte.

Da Kuch die Uhr in eine Kamera hielt, konnte auch der Rest des Publikums auf einer Videoleinwand die Richtigkeit dieser Angabe bestätigen. Da blieb einem wirklich nur, ungläubig den Kopf zu schütteln.

Andere Tricks, wie die korrekte Wiedergabe eines halben Spielkartensatzes, der in der ersten Reihe ausgeteilt wurde, kann man vielleicht noch mit einem besonders gutem Gedächtnis erklären, aber so etwas? Kein Wunder, dass ihn eine Zeitung als „den besten Mentalmagier der Welt“ betitelte.

Sogar das Rechnen und die Welt der Zahlen scheint Kuch, der sich als „besessen von der Kreiszahl Pi“ bezeichnete, in Perfektion zu beherrschen. In ein Buch habe er die ersten zehntausend Stellen hinter dem Komma von Pi aufgeschrieben, welche er alle auswendig gelernt habe. Den Beweis dafür trat er gleich an, und ließ einem Besucher eine beliebige Seite aus dem Buch nennen. Schon ratterte er die ellenlangen Zahlenkombinationen herunter.

Dann nahm er eine Besucherin auf einen fiktiven Tauchgang zum Wrack der „Titanic“ mit. Davor sollte sie sich unter anderem einen Namen für das U-Boot ausdenken (einzige Einschränkung: es solle sich um eine Metropole handeln) und die genaue Tauchtiefe bestimmen. Diese Infos schrieb sie auf einen Zettel, der in ihrer Tasche verschwand.

Anschließend las Kuch die Bestätigung des Reisebüros vor, in der sowohl der Name des Tauchboots („Tokyo“) als auch die angepeilte Tauchtiefe (4042 Meter) standen. Und am Schluss löste er von seiner Halskette eine Münze, die beim Tauchgang gefunden wurde, und deren Prägedatum die Besucherin ebenfalls vorab bestimmt hatte: 1863.

Apropos Münzen, er konnte sogar den Wert von Geldstücken, die diese erzeugen, wenn sie in ein Glas geworfen werden, bestimmen, und auch der berühmte Uri-Geller-Trick mit den verbogenen Gabeln durfte nicht fehlen. Etwas aus der Reihe fiel sein Trick, bei dem er sich eine lange Hutnadel durch seinen Arm bohrte („ist ein Notarzt im Saal?“), die eine entsetzt blickende Zuschauerin wieder herausziehen durfte, denn das sah wirklich echt aus.

Ein bisschen Aufklärung durfte schließlich auch nicht fehlen. „Das alles, was Sie heute Abend erleben, hat nichts mit übersinnlichen Fähigkeiten zu tun“, gab Kuch offen zu, und grenzte sich deutlich von Hellsehern, Wunderheilern und anderen Scharlatanen, die den Leuten zum Beispiel bei Astro-TV das Geld aus der Tasche ziehen, ab. Er könne weder zu Toten Kontakt aufnehmen noch die Lottozahlen vorhersagen, keinen Krebs heilen und keine verschwundenen Personen finden – auch wenn er nach seinen Shows immer wieder mit Bitten dieser Art konfrontiert werde.

Wie seine Kunst funktioniert – das verriet Kuch jedoch auch am Ende seine faszinierenden Show nicht. Und so wird das wohl für immer sein Geheimnis bleiben.

tis