Bei der Premiere des musikalischen bunten Abends in Thalmässing ist der Andrang so groß gewesen, dass nur durch Aufstellen weiterer Sitzgarnituren zumindest die meisten Gäste einen Platz fanden. Kurz vor Beginn gab es auch für die Musiker fast kein Durchkommen mehr. Aber wurden die Erwartungen auch erfüllt? Und ob! Vom Glaubenslied bis zum Seemannsgarn war alles dabei.
Eine Veranstaltung, mit der sich „Lisbeth Zickler einen Wunsch erfüllt hat“, verriet zu Beginn der Moderator Klaus Hübner, seines Zeichens selbst Musiker. Der Traum der Seniorenbeauftragten des Marktes, die selbst in der Blaskapelle mitwirkt, sei es gewesen, die unterschiedlichen Musikgruppen der Gemeinde einmal für einen gemeinsamen Auftritt zu gewinnen. Natürlich waren bei diesem Unterfangen erst einmal die Senioren als Zielgruppe im Blickfeld – darüber hinaus aber auch alle anderen Generationen.
Den Auftakt machten die Thalmäs-Sing-Kids unter der Leitung von Doris Vöhl. Eigentlich sollten die Buben und Mädchen des kirchlichen Kinderchors, der 2024 sein Silberjubiläum feiert, durch die Stuhlreihen hin zur Bühne rennen, doch die Enge erlaubte nur ein vorsichtiges Gehen. Im Gegenzug dazu aber explodierte die Begeisterung förmlich, als die jungen Sänger am Ziel waren. „Wir wollen Freude und Licht in die Herzen bringen,“ so die Leiterin, bevor ihre Schützlinge wie die Feuerwehr loslegten. „Gott hat der Nacht die schwarze Farbe geklaut“, schmetterten die Kinder mit Verve.
Luxuriöse Besetzung mit zwei Schlagzeugen
Nicht minder erfrischend die Stücke, die der BlecHaufen zum Besten gab. Das Ensemble von Nachwuchsförderer Heiner Maurer ließ den Agenten James Bond über die „Country roads“ streifen. Dabei wurde jede Menge „heißer Sand“ aufgewirbelt. Anfangsworte eines Klassikers, der in dieser Version ungewohnt schwungvoll daherkam, aber trotzdem umso eifriger mitgesungen wurde. Für pfiffige Percussion-Effekte sorgten gleich zwei Schlagzeuger. „Ein echter Luxus, den wir uns gönnen“, so Maurer.
Das Miteinander der Generationen wurde auch hier gepflegt. So spielte etwa einer der Musiker auf dem Tenorhorn seines Opas. Und ausgerechnet das jüngste Stück spricht vom „Alten Fieber“ (Tote Hosen) – es erfuhr am Abend seine Uraufführung in der „BlecHaufen“-Version.
Danach wurden Musiker und Instrumente etwas größer – Thalmässing Sound war nun am Start. Die Jugendkapelle unter dem Dirigentenstab von Paul Zickler bereicherte die Blasmusik durch E-Gitarren- und Banjo-Klang und fetzte mit „Hit the road, Jack“ gleich richtig los. In wenigen Jahren kann das Ensemble auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken – freilich bei wechselnder Besetzung. „Wir sind auch jetzt wieder auf der Suche nach neuen Mitgliedern“, betonte der Chef.
Ob Boogie oder Walzer, hier kam alles zum Zug. Und die Gruppe sorgte für eine erste spontane Schunkelrunde. „Ihr habt einfach eine swingende Leichtigkeit“, lobte Hübner, der zugleich über die Solofähigkeiten des gerade einmal zehnjährigen Konstantin am Saxofon staunte.
Die Blaskapelle Thalmässing indes hat schon ihren 80. Geburtstag hinter sich. „Ein lustiger Haufen mit überdurchschnittlich hohem Frauenanteil“, charakterisierte der Moderator. Thomas Blaseck als kommissarischer Kapellmeister lud zur „Kuschelpolka“ und appellierte an die Textsicherheit zum Lied „Wo der Wildbach rauscht“. Dem entsprach das Publikum gerne.
Nach einem „Prosit der Gemütlichkeit“ waren gleich alle drei Bläsergruppen auf einmal zu erleben. Nach dem Klassiker „Böhmischer Traum“ tobt Rosamunde durch den Saal.
Wenn der Club aufsteigt, will Seemannschor dabei sein
Kurze Zeit später kündigt Hübner Thalmässings Exportschlager schlechthin an: den Seemannschor. Vier CDs hat die Truppe schon aufgenommen. Denkwürdig etwa der Auftritt im Nürnberger Stadion, als man dem Club zum Verbleib in der Bundesliga gratulierte. „Vielleicht gibt’s ja auch beim Wiederaufstieg dort ein Konzert von euch?“, hofft der Moderator. Erst einmal aber sehnt man sich in Thalmässing mit einem Lied von Freddy Quinn nach der Ferne. Bei zwei Akkordeons und zwei Mundharmonikas werden die Südsee-Damen mit ihren Blumenkränzen heraufbeschworen. Doch nach „Aloha ’Oe“ landen die Jungs schnell wieder auf der Reeperbahn, auch wenn es noch nicht halb eins ist. „Aber da geht noch was“, hofft Hübner auf eine Zugabe, während das Publikum schon laut „La Paloma“ einfordert. Den Wunsch erfüllen die Seebären gerne – aber erst nach einer Runde Schnaps, die Bürgermeister Johannes Mailinger verteilt. Schließlich erklingt es im Lied wie in der Wirklichkeit: „Einmal muss es vorbei sein.“ Aber solch ein Abend darf sich gerne wiederholen.
HK
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