Rothsee
Atemlos durch den Sommer

Die Betreiber der Strandhäuser am Rothsee äußern sich beim Zweckverband positiv über die aktuelle Saison

12.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:55 Uhr

„Jeden Sonntag an der Obergrenze“: So blicken die Rothsee-Wirte auf den Andrang in diesem Sommer. Foto: Tschapka

Von Jürgen Leykamm

Hilpoltstein – Die Wasserqualität, die Besucherfrequenz an den Strandhäusern und nicht zuletzt die eigene Haushaltslage konnten die Mitglieder des Zweckverbands Rothsee in der jüngsten Verbandsversammlung recht zufrieden stimmen. Moderat soll der Umbau einiger Stellplätze zu Ladestationen für Elektro-Autos vonstatten gehen, war man sich außerdem einig am Tagungsort, der passenderweise das Gasthaus am Rothsee war.

Er sei „absolut zufrieden“ mit dem bisherigen Saisonverlauf, sagte dessen Betreiber Thomas Ern. Sein Wirtskollege vom Strandhaus Grashof zeigte sich ebenso erfreut: „Wir sind im Plus“, betonte Andreas Haubner. Wahrscheinlich habe die Inflation viele veranlasst, den Urlaub vor der eigenen Haustüre genießen zu wollen. An manchen Tagen kämen die Besucher daher in so großer Zahl, dass man meinen könne, „es gibt für sie kein Morgen mehr.“ An den Wochenenden ziehe es vor allem die Bewohner des Nürnberger Ballungsraums an den Rothsee.

Das blendend gute Wetter trage sein übriges zum anhaltend großen Andrang bei. Dieser führe im Gegenzug aber auch dazu, dass die Mitarbeiter an ihre Belastungsgrenze gerieten, weil kein Atemholen mehr möglich sei. „Ein bisschen Regen täte uns auch ganz gut“, sagte Haubner.

Gäste beschweren sich verstärkt über Gänse

Ein kleines Ärgernis gebe es überdies. Denn auch die Gänse hätten mittlerweile ebenso den See für sich entdeckt. Insgesamt aber seien über sie lediglich „eine Handvoll Beschwerden“ eingegangen, versuchte der Geschäftsführer des Zweckverbands, Thomas Gruber, zu relativieren. Das wollte der Wirt gar nicht abstreiten, allerdings würden die Verärgerten ihrem Ärger oft per Rezension im Internet Luft machen. Da brauche man dann oft ein dickes Fell. Und manche Gäste seien so unvernünftig, die Tiere auch noch zu füttern.

„Wir haben das gleiche Problem“, erklärte der Chef des Strandhauses Birkach, Karl Hofmann. Wolle man die Gänse verscheuchen, müsse man sich im Gegenzug auf zornige Kommentare der Gäste einstellen. Hofmann bedauerte zudem, dass der Strom der Gäste abends gegen 19.30 Uhr oft recht schnell abreiße. Der Gastgeber führte dies auf ein Fehlen von Aktivangeboten zurück. In jüngster Zeit hätte er Boards zum Stand-up-Paddling „ohne Ende“ verleihen können.

Darauf rief der Verbandsvorsitzende, Landrat Herbert Eckstein, in Erinnerung, dass jeder Bereich im Seenland seine eigene Identität habe. Und die des Rothsees sei eben die des „sanften Meeres“. Ob denn bezüglich der Besucherzahl auch mal die Obergrenze erreicht sei, wollte er zudem von den Wirten wissen. „Jeden Sonntag!“ hieß es darauf übereinstimmend. „Wir gehen dann quasi mit einem Bewusstsein an unsere Arbeit, dass wir regelrecht absaufen werden“, formulierte Ern recht drastisch. Letztlich aber wolle sich freilich niemand ernsthaft über den eigenen Erfolg beschweren und auch die Mitarbeiter zeigten sich sehr engagiert und verständnisvoll.

„Blaualgenbefunde haben wir noch nie gehabt“

Gut in das Erfolgsbild passt auch die Tatsache, dass der Rothsee „über eine ausgezeichnete Wasserqualität verfügt“, unterstrich Gruber. Qualitätsschwankungen seien keine zu verzeichnen „und Blaualgenbefunde haben wir noch nie gehabt“, so der Geschäftsführer. Leider aber würde bei Algenproblemen seitens der Touristen das ganze Seenland in einen Topf geworfen – „und so bekommen auch wir Fragen.“

Wenig Grund zum Nachfragen bot der von Gruber vorgestellte Haushalt für dieses Jahr, der es auf eine Gesamtsumme von fast 2,14 Millionen Euro bringt. Es brauchten keine Kredite aufgenommen zu werden, zudem sei man schuldenfrei, so Grubers gute Botschaft. Die Investitionen könnten zu 92 Prozent aus den Rücklagen gedeckt werden. Eine Entnahme in Höhe von einer Million Euro aus diesem Topf ist für heuer geplant, der sich danach mit drei Millionen Euro immer noch prall gefüllt zeigt. Weitere 3,34 Millionen Euro umfasst der Rücklagentopf, der für Maßnahmen der Abwasserbeseitigung bestimmt ist.

Die Gelder seien aber auch durchaus nötig, stünden etwa bei den Gastrobetrieben einige Erneuerungen an – im Gegenzug aber keine Umlagenerhöhungen, versicherte Gruber. Beim größten Projekt, der Gestaltung der Heuberger Sanitäranlage (mit 375000 Euro veranschlagt), empfahl Eckstein „mutiger und offener“ zu werden. Im Winter ist hier die Planungsphase angesetzt.

Heuberger Sanitäranlage wird neu gestaltet

Ein vorsichtiges Vorgehen sei bei der Einrichtung von Ladestationen für E-Autos an den Parkplätzen der Strandhäuser angebracht, riet Christopher Krug, der bei der N-Ergie die Verantwortung für den Bereich Elektromobilität trägt. Eine teure und unwirtschaftliche Schnellladestruktur werde nicht gebraucht. Allerdings empfehle sich, die Kapazität der vorhandenen Ladesäulen sukzessive auszubauen. Aber eben nicht zu schnell, weil dann die Gefahr bestehe, dass die entsprechenden Stellplätze einfach leer stehen würden und man sich so den Unmut der Autofahrer zuziehe, deren Fahrzeuge mit Diesel oder Benzin betrieben würden. Krug deswegen ganz pragmatisch: „Wieviel wir beim Ausbau tun müssen, geben uns die Zulassungszahlen für E-Autos vor.“

Ob man denn deren Fahrer nicht dazu bewegen könnte, nur zum Tanken die Ladepunkte anzufahren, fragte Hilpoltsteins stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel. Hierfür fehle es allerdings an der entsprechenden Handhabe, hieß es bei der Sitzung. Dietzel schlug zudem eine Solarüberdachung über die Parkplätze als Zeichen für einen sanften Tourismus vor. Auch wenn der Strom nur für die Einspeisung genutzt werden könne.

Zuletzt konnte Gruber auf einen Einnahmenrekord bei den letztjährigen Parkgebühren verweisen, die sich auf 378000 Euro belaufen – eine Verdreifachung seit 2009. Heuer sei man in einer ähnlichen Erfolgsspur.

HK